Über Graffiti ließe sich stundenlang diskutieren. Wer mit offenen Augen durch Palmas Altstadt geht, entdeckt vielfältige Street-Art. In anderen Fällen ist die aufgesprühte Farbe weniger schön. Selten bleibt eine Mauer in der Stadt jungfräulich: Es dauert nicht lange, bis Insignien (tags), Liebesbekundungen oder Protestsprüche an die Wand gesprüht werden. Die Hausbesitzer stehen vor der Frage, ob sich der Kampf gegen die Schmierereien lohnt. Palmas Stadtwerke Emaya liefern nun einen Anreiz. Gegen kleines Geld bieten sie ihre Dienste auch für Privatpersonen an.

Für das Ziel einer schöneren Stadt seien auch die kleinen Dinge wichtig, so kürzlich Palmas Bürgermeister José Hila. „Wir haben die Reinigungsarbeiten intensiviert. Jetzt verlangen wir Gemeinschaftssinn. Denn ohne diesen sind die Anstrengungen nichts wert.“

Nur noch 2 statt 83 Euro

Palmas Stadtwerke Emaya sind für den öffentlichen Raum zuständig und haben in den vergangenen Monaten Tausende Schmierereien von Wänden, Mülleimern und Statuen entfernt. Auf Privatgrundstücken dagegen fällt es in die Zuständigkeit des Eigentümers, seine Immobilie sauber zu halten. Von Juni 2020 bis Juni 2021 gingen 144 Aufträge bei den Stadtwerken ein. Zu dem Zeitpunkt lag der Preis noch bei 10 Euro pro Quadratmeter. Nun hat Emaya eine Kampagne gestartet und bietet die Reinigung für 2 Euro pro Quadratmeter an. Dabei belaufen sich die eigentlichen Kosten für die Arbeit auf 83 Euro pro Quadratmeter im Fall von Wandbildern und 55 Euro pro Quadratmeter bei Insignien. Der im August beschlossene Preisnachlass hat schon jetzt für 60 neue Aufträge gesorgt.

Die Initiative ist bis August 2023 ausgeschrieben. Der Aktionspreis darf theoretisch aber nur einmal in Anspruch genommen werden. Das sei jedoch von der Situation abhängig, sagt eine Emaya-Sprecherin. „Wir werden sicherlich nicht ausrücken, um beständig dieselbe Stelle zu reinigen.“ Die Ästhetik spiele andererseits keine Rolle, für Street-Art werde kein Auge zugedrückt. „Wenn die Graffiti nicht genehmigt sind, ist es illegal und muss weg.“

Die Art der Reinigung hängt von der Schmiererei ab. „Manchmal übermalen wir es einfach, manchmal arbeiten wir mit Hochdruckreinigern oder Farbverdünnern.“

Online beantragen

Der Reinigungstrupp kann im Internet unter bit.ly/Emaya-Palma beantragt werden. Dort müssen die persönlichen Daten und die Adresse angegeben werden – die Stadtwerke sind auf das Gebiet von Palma beschränkt. Als Nächstes die Art der Verschmutzung beschreiben und Fotos im Anhang hochladen. „Ein Mitarbeiter schaut sich die Lage dann vor Ort an. Je nach Auftrag kann es nach wenigen Tagen oder Wochen losgehen“, so die Sprecherin. Die Arbeitsdauer hängt vom Aufwand ab.

Neben der räumlichen Begrenzung auf das Stadtgebiet gibt es weitere Ausnahmen für den Einsatz von Emaya. Die beschmierte Wand darf etwa nicht zu einem Haus gehören, das unter Denkmalschutz steht. Es wird auch nur im Erdgeschoss gereinigt. Ausgeschlossen sind zudem Türen, Wände, die nicht dem Antragsteller allein gehören, Innenhöfe, Fenster, Glasscheiben, Ein- und Ausfahrten sowie Graffiti, die auf Holz, Metall oder anderen Materialien gesprüht sind, die einer Reinigung womöglich nicht standhalten. „Wir haben nicht die Kapazitäten und das Material, um jede Tür neu anzustreichen“, sagt die Sprecherin der Stadtwerke. „Das muss ein Hausbesitzer dann auch mal allein schaffen.“