Vier Tage vor Heiligabend herrscht am Donnerstagmittag (20.12.) eine erwartungsvolle Stimmung in Sant Llorenç - jenem Mallorca-Dorf, das am 9. Oktober am schlimmsten von der Flutkatastrophe im Inselosten getroffen worden war.

"Nach all dem Pech dieses Jahr müssen wir ja nun endlich mal Glück haben", sagt Maria, eine ältere Anwohnerin und spricht aus, was viele ihrer Nachbarn denken. Das zeigt sich im Lotto-Laden von Joana und Lourdes Caldentey. Sie haben bisher so viele Lose der bekannten spanischen Weihnachtslotterie verkauft, wie in keinem Jahr zuvor. Auch beim MZ-Besuch stehen die Menschen in einer kleinen Schlange an. "Menschen kommen von der ganzen Insel, um hier ein Los zu erstehen", berichtet Lourdes Caldentey. Kein Wunder - die Spanier sind für ihren Aberglauben bekannt, gerade wenn es ums Losglück geht. "Ich kaufe sonst immer zwei Weihnachtslose, in diesem Jahr habe ich vier gekauft. Irgendwie müssen wir ja an Geld kommen", kommentiert ein Mann mittleren Alters. Die Flutkatastrophe habe die gesamte untere Etage seines Wohnhauses zerstört. Noch immer lebe er in einer Baustelle.

Flutkatastrophe auf Mallorca - Vorher-Nachher-Vergleich im Foto-Slider

Lotería de Navidad: So funktioniert die spanische Weihnachtslotterie

Ein gar nicht unbeträchtlicher Geldsegen hat das Dorf ohnehin bereits erreicht. Wie das Rathaus von Sant Llorenç jetzt in einer Pressemitteilung bekannt gab, hat Tennis-Star Rafa Nadal, der selbst aus der Nachbargemeinde Manacor stammt und schon kurz nach dem Unwetter mit Besen und Putzzeug bei der Reinigung mit angepackt hat, eine Millionen Euro seines Vermögens an die Flutopfer gespendet. "Das ist eine tolle Geste, es zeigt, dass ihm seine Heimat wichtig ist", bewertet Anwohnerin Maria.

Und überhaupt: Auf dem einladenden Platz vorm Rathaus steht seit dem 14. Dezember ein Weihnachtsbaum. "Nicht irgendeiner, das ist der Glücksweihnachtsbaum", sagt eine Passantin lachend. Gespendet ist das gute Stück von der spanischen Nationallotterie.

Ob "el Gordo" - jener begehrte Hauptgewinn - tatsächlich in diesem Jahr in Sant Llorenç Station macht, wird sich bei der Auslosung am Samstag (22.12.) zeigen. Im Rampenlicht wird Sant Llorenç in den kommenden Tagen aber ohnehin stehen. Am 31. Dezember überträgt der private TV-Sender Telecinco die traditionellen Glockenschläge ins neue Jahr dieses Mal live aus dem Inseldorf. "Ich werde hingehen", meint Anwohnerin Mónica Ferrer. "Ich glaube, da werden auch viele von außerhalb kommen, aber das will ich mir nicht entgehen lassen." /somo