Der Immobilienmarkt auf Mallorca boomt. Die Pandemie hat den Markt befeuert, gerade in dem lukrativen hochpreisigen Segment. Das habe zu einem Fachkräftemangel geführt, sagt Sandra Dinges von der Immobilienagentur Private Property Mallorca. „Es ist gerade sehr schwierig, an qualifiziertes Personal zu kommen.“

Gute Nachrichten also für jene, die auf Mallorca einen Job als Immobilienmakler suchen. Doch es gibt einige Aspekte, die zu beachten sind, wenn man wirklich in der Branche Fuß fassen möchte. Die MZ hat bei Experten nachgefragt.

Eine richtige Ausbildung gibt es (noch) nicht

Eine richtige Ausbildung braucht man als Immobilienmakler auf den Balearen nicht. Die Balearen-Regierung arbeitet aber seit einiger Zeit an einem Gesetz, um die Maklerbranche zu regulieren und für gewisse Qualitätsstandards zu sorgen. Mit dem Gesetz soll auch die Einführung einer Ausbildung für Immobilienmakler einhergehen.

Die Regulierungsinitiative ist seit über zwei Jahren im Gespräch, die Pandemie hat Ausarbeitung und Einführung jedoch verzögert. „Wir rechnen aber damit, dass das Gesetz noch vor den Wahlen im kommenden Jahr in Kraft tritt“, sagt Hans Lenz, Geschäftsführer bei Engel & Völkers Mallorca Southwest.

Ein Job für Quereinsteiger

Die noch fehlende Regulierung macht den Job für Quereinsteiger attraktiv. „Viele kommen aus dem Tourismusbereich, weil sie die Insel bereits kennen, belastbar sind und auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten zur Verfügung stehen“, sagt Hans Lenz. „Zudem sind sie erfahren darin, emotionale Anreize für den Kunden zu schaffen.“ Viele Firmen böten Aus- und Weiterbildungskurse für Einsteiger an. Darin würden wesentliche Aspekte der Immobilienbranche vermittelt.

Für Natalia Bueno vom Verband der mallorquinischen Immobilienmakler API, kommt es vor allem darauf an, ein guter Verkäufer zu sein. „Man muss überzeugen können, aber sich auch in die Bedürfnisse des Verkäufers und des Käufers einfühlen können.“ Ähnlich sieht das Sandra Dinges: „Ein guter Makler muss vor allem gut zuhören können“, sagt Sandra Dinges. „Er muss verstehen, was die Käufer wollen und dann das richtige Objekt präsentieren.“

Zudem sei es wichtig, grundlegende Kenntnisse in Bezug auf Recht, Steuern und Baurecht zu haben, sagt Natalia Bueno. „Zwar arbeiten die meisten Maklerbüros mit Experten wie Anwälten, Bauprüfern und Steuerberatern zusammen. Doch wenn der Makler beim Besichtigungstermin nicht die grundlegenden Fragen der Kunden beantworten kann, steht er schnell schlecht da.“

Die Insel gut kennen

Eine gute Kenntnis der Insel ist das A und O des Immobilienmaklers auf Mallorca. „Man muss sich auskennen auf Mallorca und braucht ein gutes Netzwerk“, sagt Sandra Dinges. Nur so sei es möglich, die richtige Immobilie für den richtigen Käufer zu finden.

„Häufig wird unterschätzt, wie lange die Anpassungszeit auf der Insel dauert“, sagt Hans Lenz. Um professionell und erfolgreich arbeiten zu können, müsse man sich einen guten Ruf erarbeiten. „Es ist wie guter Wein – das braucht seine Zeit.“ Hinzu komme, dass viele Kunden, die auf Mallorca ein Haus suchen, die Insel sehr gut kennen und mindestens gleichwertige Kenntnisse von ihrem Immobilienmakler erwarten.

Mit den Eigenheiten der Insel vertraut zu sein, sei eine der größten Herausforderungen auch für jene, die bereits in Deutschland Erfahrungen als Makler gesammelt haben, bestätigt Sandra Dinges.

Sprachkenntnisse - Spanisch ist Pflicht

Um Spanisch kommt man nicht herum. „Es gibt sicherlich Gegenden auf der Insel, in denen man sich notdürftig mit Deutsch behelfen kann“, sagt Hans Lenz. „Aber wenn man kein Spanisch kann, wird das schnell peinlich, weil man nicht mit Verkäufern oder auch spanischsprachigen Käufern kommunizieren kann.“ Auch ein gutes Englisch sei auf dem international geprägten, hochpreisigen Markt auf der Insel unverzichtbar, so Lenz.

Gehalt als Immobilienmakler auf Mallorca

Grundsätzlich gebe es zwei Formen der Abrechnung, sagt Natalia Bueno. Entweder bekommt der Makler von der Firma ein Grundgehalt und wird prozentual an der Provision beteiligt. Üblich seien etwa 10 bis 25 Prozent, so die Sprecherin des Maklerverbandes. Oder er entscheidet sich, als Selbstständiger zu arbeiten. Dadurch habe man mehr Freiheit und auch größere Verdienstmöglichkeiten, es komme aber häufig zur Scheinselbstständigkeit, wenn man nur oder fast nur mit einem Maklerbüro zusammenarbeitet, so Bueno. Dies kann schwerwiegende steuerrechtliche Konsequenzen haben.

Was den Verdienst angeht, komme es sehr auf die Verkäuferfähigkeiten des Maklers und das Marktsegment an, das er bedient. „Das Gehalt geht von null bis in den sechsstelligen Bereich“, sagt Hans Lenz. Natalia Bueno vom Maklerverband schätzt, dass ein Immobilienmakler durchschnittlich auf mindestens 1.500 Euro netto pro Monat kommen kann. „Wer sehr gut ist, kann 3.000 bis 4.000 Euro im Monat verdienen.“