Genau 4.802 Kilowattstunden Strom soll Stefan Strauß (Name v. Red. geändert) in 29 Tagen in seinem Zweithaus auf Mallorca verbraucht haben. Um auf diese Menge zu kommen, müsste eine Klimaanlage 118 Tage rund um die Uhr laufen. Jedoch war der Deutsche zu dem Zeitpunkt nicht mal auf der Insel – und hatte sogar die Sicherungen heruntergeklappt. Der Stromversorger Endesa stellte bei der Reklamation jedoch auf Durchzug und forderte 1.412,08 Euro. Erst auf Nachfrage der MZ konnte der Irrtum aufgedeckt werden.

Keine Klimaanlage im Haus

Seit 22 Jahren hat Strauß das Haus in Son Serra de Marina. „Seit 2016 verbringe ich etwa sechs Monate im Jahr dort. Ich lebe bescheiden und habe weder Klimaanlage noch sonstige Stromfresser im Haus“, sagt der Deutsche. Die monatliche Abrechnung von Endesa beläuft sich in den Monaten, in denen er auf Mallorca ist, meist auf 50 bis 60 Euro. In Abwesenheit ist der Verbrauch zwar null, für die Bereitstellung des Zählers und der Stromspannung berechnet Endesa aber die übliche Pauschale, in seinem Fall etwa 17 bis 18 Euro.

Am 14. April verließ Strauß die Insel. Die horrende Rechnung flatterte dann am 23. Mai ins Haus und wies einen Zeitraum vom 17. April bis 14. Mai aus. „Ein Bekannter füttert die Katzen und schaut nach dem Rechten“, so der Deutsche. Daher sei es auch nicht möglich gewesen, dass sich ein Hausbesetzer eingenistet oder jemand seinen Strom angezapft habe. „Als ehemaliger Beamter habe ich zudem die Angewohnheit, die Zählerstände zu notieren.“ Als er auf die Insel zurückkehrte, habe der am selben Punkt wie bei der Abreise gestanden.

Endesa stellt auf Durchzug

„Ich habe ein Konto in Deutschland für die Mallorca-Finca. Als ich dort draufschaute, wunderte ich mich, als auf einmal so viel Geld fehlte.“ Die hohe Summe hatte Endesa abgebucht. Der Deutsche ließ den Betrag auf das Konto zurückgehen. „Zuerst habe ich die englischsprachige Hotline von Endesa kontaktiert. Die haben aber nur kurz im Computer nachgeschaut und gemeint, dass die Rechnung stimmt.“

Bei seinem nächsten Mallorca-Aufenthalt im Juni wurde der Zweithausbesitzer im Endesa-Büro in Muro vorstellig. Mit dem selben Resultat. „Ich übersetzte meine Beschwerde auf Spanisch und versuchte es in Cala Ratjada.“ Dort habe die Servicemitarbeiterin immerhin seine Beschwerde notiert und eine Antwort binnen einer Woche versprochen. Diese kam schon am nächsten Tag. Wieder wurde die Rechnung als korrekt beschrieben. „Ich fuhr erneut nach Cala Ratjada und habe die Dame damit konfrontiert. Sie meinte, dass eine Tochtergesellschaft die Zählerstände abliest und ich mich an diese wenden soll. Auf meinen Einwand, dass ich einen Vertrag mit Endesa habe, reagierte sie nicht.“

Erst nach MZ-Nachfrage entschuldigt sich Endesa

Dreimal ließ Endesa den Betrag erneut abbuchen, und immer wieder ließ Strauß das Geld zurückgehen. Der Deutsche befürchtete, dass ihm der Strom abgestellt wird. Erst ein Anruf der MZ bei der Pressestelle löste das Problem. „Die Zählerstände werden automatisch abgelesen. Da lag sicher ein Fehler vor“, so ein Sprecher. Endesa hat sich inzwischen entschuldigt und die Rechnung zurückgezogen.