Mallorca-Residenten lassen die Corona-Impfung privat aus Deutschland einfliegen

Da der Weg zur Impfung für Ausländer hierzulande oft beschwerlich ist, lassen Residenten am 26. und 27.2. deutsche Ärzte kommen. Die Aktion befindet sich in einer rechtlichen Grauzone

Die Organisatoren Monika und Jürgen Umland und Franz Löring.

Die Organisatoren Monika und Jürgen Umland und Franz Löring. / El Aviso

Simone Werner

Simone Werner

Warum sich mit den spanischen Gesundheitszentren herumschlagen oder nur für einen einzigen Arzttermin nach Deutschland fliegen, wenn man seine Erst- oder Boosterimpfung sogar auf Deutsch auf der Insel bekommen kann? Das dachten sich wohl auch 106 deutsche Langzeiturlauber, Teilzeit- und Vollzeitresidenten, die sich Mitte Januar regelrecht auf die Plätze einer privaten Impfaktion der Facebook-Gruppe Cala Ratjada Insider stürzten. Das Interesse war so groß, dass die Organisatoren Monika und Jürgen Umland sowie Franz Löring schon Tage vor dem ersten Impftermin Zuschriften für einen potenziellen zweiten Termin einsammelten.

Am 26. Februar, einem Samstag, ist es so weit, und es gibt eine neue Möglichkeit, von eigens aus Deutschland eingeflogenen Ärzten und ihre Arzthelferinnen gepikst zu werden. „Wir haben für Cala Ratjada schon über 50 verbindliche Anmeldungen erhalten“, sagt Jürgen Umland. Anfragen seien es sogar noch mehr. Da die Ärzte die mitgebrachte Impfung über das deutsche Gesundheitssystem abrechnen müssen, können nur Impfwillige mit deutscher Staatsbürgerschaft teilnehmen.

Oft ist die Sprache der Grund für die fehlende Impfung

„Alle Interessenten, mit denen ich im Vorfeld telefoniere, klagen mir erst einmal ihr Leid und schildern ganz unterschiedliche Gründe, warum es bisher mit der Impfung bei ihnen nicht geklappt hat“, erzählt Umland. Oft seien fehlende Sprachkenntnisse schuld. „Viele haben sogar die spanische Krankenversicherungskarte, kommen für die Impfung aber trotzdem lieber zu uns“, sagt Umland. Wer einmal von seinem Gesundheitszentrum abgewiesen wurde, weil er nicht verstanden wurde, gebe oft direkt auf. „Teilweise ist sicherlich auch Bequemlichkeit im Spiel“, räumt der 70-Jährige ein. Durch die Impfung vor Ort würden sich manche viel Zeit, Geld und Aufwand sparen, da sie so nicht extra zum Impftermin nach Deutschland fliegen müssen.

Und dann gilt es zudem, unterschiedliche Abstände zwischen den Impfungen zu beachten. Während die Boosterimpfung in Deutschland seit der Omikron-Welle bereits nach drei Monaten empfohlen wird, sind es auf Mallorca derzeit noch fünf Monate. „Nehmen wir zum Beispiel an, ein Langzeiturlauber verbringt den Winter über sechs Monate auf Mallorca. In Deutschland hat er vor Abflug bereits die zweite Impfung bekommen und damit gerechnet, dass der Boostertermin sechs Monate später stattfindet“, sagt Umland. „Dann verändern sich die Empfehlungen der STIKO aber plötzlich, wonach er sich nun schon nach drei Monaten boostern lassen soll.“ Nach den spanischen Richtlinien geht das aber noch nicht.

"Legal fraglich"

Und so ist die Liste an Sonderfällen lang. Um sich möglichst im legalen Bereich zu bewegen, haben die Organisatoren die Aktion als „privates Angebot“ beworben. Die Impfung an sich sei kostenlos, es werde aber eine Servicepauschale von 25 Euro erhoben. Davon werden Unterkunft und Flüge der Ärzte und Arzthelferinnen bezahlt. Die Ärzte impften freiwillig und in ihrer Freizeit. Ein kleiner Trost für sie: Da die Aktion dieses Mal auf die Karnevalsfeiertage in Deutschland fällt, wollen die Mediziner im Anschluss zumindest noch am Rosenmontag (28.2.) einen freien Tag auf der Insel genießen.

„Wir befinden uns bestimmt in irgendeiner Grauzone. Mir ist trotzdem jeder recht, der die Boosterimpfung bekommen hat. Und wenn für eine höhere Impfquote deutsche Ärzte hierherkommen müssen …“, rechtfertigt Umland die Aktion.

Luai Chadid, Internist und Kardiologe an der Clínica Picasso in Palma, heißt das Angebot prinzipiell für gut. Ein paar Dinge findet er aber „legal fraglich“ – etwa dass es möglich ist, die Impfstoffe von Deutschland nach Spanien einfliegen zu lassen. „Selbst wir hier niedergelassenen Ärzten können keine Medikamente von dort beziehen“, so Chadid, der oft von seinen Patienten nach der Impfung gefragt wird. Eine Pressesprecherin des balearischen Gesundheitsamtes gibt ihm recht. Hinzu komme, dass die Impfungen hierzulande fest in der Hand der balearischen Gesundheitsbehörde seien. Jegliche Versuche, als privater Arzt an den Impfstoff zu kommen, seien gescheitert.

Am 27.2. auch in Palma

Noch sind für die Aktion in Cala Ratjada einige Plätze frei (E-Mail: impfen- calaratjada@web.de). Und wer nicht in den Norden fahren will, hat einen Tag später (27.2.) sogar die Gelegenheit, ab 14 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Gemeinde (Carrer Bellavista-H, 3, Palma) geimpft zu werden (E-Mail: impfen-mallorca@t-online.de).