Zeugen eines Neubeginns auf Mallorca: Eine Ausstellung in Bern zeigt selbstkritische Werke von Joan Miró

Die Schau "Neue Horizonte" im Zentrum Paul Klee repräsentiert eine aufregende Schaffensperiode des Künstlers in seinem Atelier in Palma de Mallorca

Eines der Werke in der Miró-Ausstellung in der Schweiz.

Eines der Werke in der Miró-Ausstellung in der Schweiz. / Europa Press

Raquel Galán

Als Joan Miró 1965 sein Atelier in Palma de Mallorca bezog, begann für ihn eine neue Etappe, in der er sein gesamtes bisheriges Schaffen hinterfragte. Dieser Moment des Neuanfangs und der Selbstkritik steht im Fokus der Ausstellung "Neue Horizonte", die am Samstag (28.1.) im Zentrum Paul Klee in Bern startet und bis zum 7. Mai zu sehen sein wird. In dieser Phase experimentierte Joan Miró mit neuen Ausdrucksformen, Techniken und Materialien jenseits der konventionellen Malerei.

Die Mehrheit der Leihgaben aus den Miró-Stiftungen in Barcelona und Palma sind erstmals in der Schweiz zu sehen. Der Sitz auf Mallorca stellte 17 Werke zur Verfügung, der katalanische insgesamt 57. Hinzu kommen Gipsmodelle von Skulpturen aus der Sammlung der Successió Miró. Die Arbeiten stammen vor allem aus den späten 1960er-, den 1970er- und den frühen 1980er-Jahren – großformatige, ausdrucksstarke Werke, die ungebrochen aktuell sind.

Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft

Auch Werke aus Mirós früheren Perioden, die bereits die Überarbeitung und spätere Reduzierung seiner Bildsprache vorwegnehmen, sind Teil der Ausstellung. "Die Reflexion über sein früheres Werk bedeutete auch, das Unvollendete wieder aufzugreifen, das zur Schnittstelle zwischen seiner Vergangenheit und einer Zukunft wurde, die auf Mallorca begann", heißt es vonseiten der Miró-Stiftung in Palma.

Die Ausstellung in Bern zeigt Werke von Miró, die auf Mallorca entstanden sind.

Die Ausstellung in Bern zeigt Werke von Miró, die auf Mallorca entstanden sind. / Fundació Pilar i Joan Miró

Als der Künstler auf die Insel zog und sich in seinem Atelier niederließ, habe er sich gezwungen gesehen, seine über Jahrzehnte angesammelten Zeichnungen, Gemälde, Skizzen und Skizzenbücher neu zu ordnen und so sein bisheriges Werk aus 40 Jahren aufzuarbeiten. Miró suchte die Befreiung von seiner künstlerischen Vergangenheit und Gegenwart und wurde von einer "ikonoklastischen Wut" ergriffen, die ihm einen Neubeginn und eine Abkehr von kommerziellen künstlerischen Kreationen ermöglichte.

Neben der Ausstellung in Bern wird vom 10. Februar bis 28. Mai eine Miró-Ausstellung in Spanien zu sehen sein: Das Guggenheim-Museum Bilbao präsentiert dann "La realidad absoluta. París, 1920–1945" mit Werken aus einer Periode, die durch Mirós unaufhörlichen Ideenreichtum gekennzeichnet ist. /bro