Wem bei Puppentheater nur die berühmten Marionetten aus Augsburg einfallen, der unterschätzt, wie vielfältig diese Kunst ist. Den Beweis dafür liefert die 24. Ausgabe des Festival Internacional de Teatre de Teresetes de Mallorca.

„Wir schlagen dieses Jahr sogar eine Brücke nach Menorca“, sagt Festivalleiterin Aina Gimeno im Gespräch mit der MZ. Denn die Kompanie La Fille du Laitier aus Kanada wird mit ihrem Stück „Macbeth Muet“ neben dem Teatre Principal in Palma (20.5., 19.30 Uhr und 21.5., 12 Uhr) auch die Nachbarinsel bespielen. Das Stück dekonstruiert den Shakespeare-Klassiker ganz ohne Worte, dafür aber mit jeder Menge Kunstblut. „Es ist spannungsgeladen und sehr visuell, wie ein Quentin-Tarantino-Film“, verspricht Gimeno.

La Fille du Laitier zeigen im Rahmen des Puppenspieler-Festivals "Macbeth Muet" Veranstalter

Magisch für die kleinsten Zuschauer

Das zweite Stück im Teatre Principal macht die kleinsten Zuschauer zu Protagonisten: „Línies entremaliades (En traits mêlés)“der französischen Gruppe Théâtre Désaccordé arbeitet mit Licht, Schatten und den Zeichnungen von Kindern im Publikum. Das Ergebnis ist laut der Festivalleiterin so surreal und magisch, dass es auch Erwachsene begeistert (21.5., 17.30 und 18.30 Uhr, 22.5., 12 und 13.15 Uhr).

Eine andere Empfehlung für sehr junge Festivalbesucher ist „Cocoué“ der katalanischen Kompanie Petit Bonhom (Teatre Catalina Valls, 21.5., 11 Uhr). „Es geht um Emotionen, und Kinder können sich sehr gut damit identifizieren“, sagt Gimeno. Ebenfalls im Teatre Catalina Valls zeigt die katalanische Kompanie Ytuquepintas das poetische Stück „Somnis de sorra“ mit Sand und Livemusik (21.5., 17 Uhr). „Es geht darum, wie wichtig es ist, sich seine Träume zu bewahren“, so die Festivalleiterin.

"Cocoué" von Petit Bonhom beim Puppenspieler-Festival. Marta Huertas

Visuelle Metaphern und Poesie mit Objekten

Was sie internationalem Publikum ab sieben Jahren noch wärmstens ans Herz legt, ist das Stück „EcO“ des andalusischen Ensembles Ymedio Teatro, das ohne Text auskommt und voll visueller Metaphern steckt (Teatre Catalina Valls, 19. und 20.5., 20.15 Uhr).

Auch im Kulturzentrum La Misericòrdia wird einiges geboten. Zu Gast ist etwa die tschechische Kompanie Téatr Pavl Šmída mit dem Stück „Vetrná Pohádka/Un conte del vent“, das auf Spanisch aufgeführt wird (21.5., 12.15 Uhr). „In Tschechien fertigen sie wunderschöne Puppen und gehen sehr sorgsam mit ihnen um“, meint die Festivalleiterin. „Und bei dieser Inszenierung mit Livemusik werden die Kinder stark miteinbezogen.“

"Un conte del vent" von Téatr Pavl Šmída beim Puppenspieler-Festival. Veranstalter

Mit Los Titiriteros de Binéfar aus Aragón wird auch ein Ensemble mit langer Familientradition in La Misericòrdia auftreten („Chorpatélicos“, 20. Mai, 17 Uhr). „Es gibt sie seit 30 Jahren, inzwischen steht die Tochter auf der Bühne und der Vater führt nur noch Regie“, erklärt Gimeno. „Sie machen Poesie mit Objekten und bringen Kindern ab vier Jahren die Werke von García Lorca, Rafel Alberti und anderen näher.“

Zusammenarbeit mit dem Casal Solleric

Eine poetische Hommage an Frida Kahlo kommt indes von der mexikanischen Kompanie Mondomeraki. In „Magdalena, la otra Frida“ konzentriert sie sich auf Momente in Fridas Kindheit, die ihre Persönlichkeit prägten (Teatre Catalina Valls, 22.5.,11 und 18.30 Uhr).

Einer besonderen Herausforderung stellt sich die Kompanie Piki Theatre aus der Slowakei: Sie wird ihr Stück „O deviatich mesiacikoch/Sobre el novè mes“, das von einem Baby im Mutterleib erzählt, auf Katalanisch aufführen (Teatre Sans, 22.5., 17 Uhr). Ebenfalls im Teatre Sans verleiht die mallorquinische Kompanie Coma14 mit „On ès quan ja no hi és?“ der Leere Ausdruck, die entsteht, wenn jemand geht (20.5., 18.15 Uhr).

„El lloc? De ser nosaltres“ von Pep i Sira Aymerich beim Puppenspieler-Festival. Veranstalter

Neu in diesem Jahr ist eine Zusammenarbeit mit dem Casal Solleric, wo an die Ausstellung „Ressò. Art sonor i música experimental a Mallorca“ angedockt wird. Die Schau ist dem kürzlich verstorbenen katalanischen Musiker Xavier Carbonell gewidmet, das Festival steuert im Hof eine Fusion aus Tanz und Puppenspiel zu dessen Musik bei: „El lloc? De ser nosaltres“ von Pep i Sira Aymerich (21.5., 21.45 Uhr).

Im Anschluss gibt es um 23 Uhr ein Konzert von Joana Gomila und Laia Vallès. Darüber hinaus sind im Casal Solleric zwei interaktive Installationen geplant.

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Shows in den Theatern von Palma kosten 5 Euro, in La Misericòrdia 1 Euro. Das ganze Programm und Karten unter: elasticnou.cat/festivalteresetes.