Der kastilische Ritter „El Cid“ gilt als der spanische Nationalheld schlechthin. Sein deutscher Namensvetter Cid Kiefer (Sohn äußerst spanienaffiner Eltern) muss zwar nicht in die Schlacht ziehen, er kämpft aber gerade mit der heißen Phase eines ambitionierten Projekts: Der 57-jährige Stuttgarter IT-Unternehmer, der einen Teil des Jahres auf Mallorca verbringt, erwarb den früheren Kult-Club „Harlem“ in El Molinar, später bekannt als „New Harlem“, und will diesen am 11. November neu eröffnen. „Das erste Mal habe ich ihn im Februar 2019 gesehen. Danach habe ich direkt meine Frau angerufen und gesagt: Ich glaube, wir kaufen einen Club“, erzählt der freundliche Schwabe beim MZ-Besuch.

Seine größte Neuerung ist, dass der Club eine Galerie im Dachgeschoss bekommt. Denn das Herz des Eigentümers schlägt gleichermaßen für Kunst und Musik. „Mein Vater war selbst Künstler und Kunstprofessor“, sagt Kiefer. Er strotzt vor Tatendrang und hat jede Menge Pläne – obwohl das „El Cid“ zunächst einen holprigen Start hinlegte: Die Eröffnung hätte nämlich vor einem Jahr sein sollen, doch zuvor brach im Oktober 2021 ein Brand im Lokal aus. Die Klärung mit der Versicherung und die Reparaturarbeiten zogen sich hin, nun steht der zweite Anlauf bevor – obgleich es rund eine Woche vor dem ersten Event auf der Baustelle noch sehr chaotisch zugeht.

Der Charme des früheren Clubs bleibt bestehen

Optisch soll sich der Raum nicht stark vom früheren Club unterscheiden: Die gediegene Atmosphäre mit Kronleuchtern und dem Steinboden mit Schachbrettmuster bleibt. Der völlig verschmurgelte ehemalige Sicherungskasten hängt wie ein abstraktes Kunstwerk als Erinnerung an das Feuer im künftigen Eingangsbereich. Neuerungen gibt es vor allem bei der Situation der Küche, der Beleuchtung und den Möbeln. „Es wird ein bisschen stylischer, aber der Charme des Clubs kommt so sogar noch mehr zum Ausdruck“, findet Kiefer. Dabei bleibe es aber auch funktional: Die Stühle sollen fix gestapelt werden können, wenn nach einem Sitzkonzert direkt eine Tanzfläche freigeräumt werden muss.

Die Lizenz des Clubs erlaubt den Betrieb bis 5 Uhr morgens, in der Regel soll aber früher Schluss sein. Das Zielpublikum sind Menschen ab Anfang, Mitte 30. „Mich hat jemand gefragt, ob wir Techno auflegen werden. Wahrscheinlich eher nicht …“, sagt Kiefer. „El Cid“ soll keine Disco werden, aber auch kein reiner Rock-Schuppen für ältere Semester, sondern eine gute Mischung bieten. Sonntags wird es meist hochkarätigen Jazz und Flamenco geben. Freitags und samstags stehen Soul, Blues, Funk oder Rock auf dem Programm. Mittwochs und donnerstags geht es etwas ruhiger zu, auch besondere Events wie Travestie- oder Zauber-Shows stehen an diesen Abenden an. Ansonsten kann der Club auch für Privates wie Weihnachtsfeiern gemietet werden.

Kein internationaler Club nur für Internationale

Für die Programmplanung der Konzerte hat sich der Besitzer tatkräftige Unterstützung von Roman Hillmann (60) und Nermin Goenenc (56) geholt: Die beiden haben durch ihre Radiosendung „¡Exprésate! Kreativradio“ und ihre Omnipräsenz bei nahezu allen Events auf der Insel, die mit Kultur zu tun haben, ein großes Netzwerk an Musikern, Bands und Künstlern aufgebaut. Der Kontakt zu Cid Kiefer kam über Andreas Fritzen, den Geschäftsführer des Clubs, zustande. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden und relativ deckungsgleiche Ideen und Gedanken“, sagt Kiefer.

Roman Hillmann erklärt: „Es gibt so viele nur deutsche Läden. Nichts dagegen, aber hier ist die Philosophie, etwas Feinfühliges mit guter Qualität aufzubauen.“ Es werde kein „internationaler Club nur für Internationale“, auch die Nachbarn sollen unbedingt kommen. Bei Kiefer klingt das Ganze etwas pragmatischer: Er möchte nicht vom Saisongeschäft abhängig sein, sondern dauerhaft Publikum haben.

Fans des Künslers Gustavo: Cid Kiefer, Nermin Goenenc und Roman Hillmann. Nele Bendgens

Und wenn doch einmal Urlauber unter den Gästen sind, können sie im Club lokale Top-Musiker wie Benji Habichuela, Toni Cuenca oder Big Yuyu kennenlernen – das Programm bis zum 11. Dezember steht bereits. Der Eintritt für die Konzerte, die um 22.30 Uhr beginnen, liegt bei 12 Euro, für die Logen neben der Bühne bei 16 Euro. Vor 22 Uhr ist der Eintritt frei. Dann können sich Nachwuchsmusiker bei einem „Talent Corner“ ausprobieren. Für die Zuschauer gibt es derweil ein gastronomisches Angebot mit einem Schwerpunkt auf internationale Tapas.

Werke von Gustavo in der Galerie

Da die „Galería El Cid“ späte Öffnungszeiten von 17 bis 21 Uhr hat, lohnt sich vor Konzertbeginn auch immer ein Blick ins Obergeschoss: Im großen Raum mit seinem Fabrikhallencharme sollen wechselnde Ausstellungen gezeigt werden, etwa eine Kollektivschau mit mallorquinischen Künstlern, aber auch internationale Kunst – wenn irgendmöglich, dann mit Mallorca-Bezug.

Am 12. November eröffnet die Galerie mit einer großen Schau von Gustavo – und zwar schon um 12 Uhr mittags, damit der Siesta-liebende Künstler persönlich dabei sein kann. Der kleinere Raum wird dauerhaft den Werken von Gustavo vorbehalten bleiben, verspielte Keramik-Elemente aus seiner Hand sollen die Außenfassade des Gebäudes zieren. Kiefer ist selbst Fan und Sammler. „Wir sind auch sehr eng befreundet“, sagt er und spielt prompt eine Sprachnachricht des Künstlers ab: Gustavo findet die ersten Bilder des neuen Raums espectacular.

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El Cid (Club und Galerie): Erstes Konzert: 11.11., Eröffnung der Galerie: 12.11., C/. Damià Reixach, 3, El Molinar, Öffnungszeiten: Mi.-So. 17-21 Uhr (Galerie), Mi.-So. 19-2 Uhr (Club), Infos: el-cid.club / facebook.com/clubelcid