Meinung
Der Massentourismus auf Mallorca muss wie Fettleibigkeit behandelt werden
Jaume Garau Salas, Präsident der Mittelmeer-Stiftung Iniciatives del Mediterrani, über die Parallelen zwischen einem exzessiven Tourismus und der Fettleibigkeit
![Heillos überlaufen: So geht es in der Instagram-Bucht Caló des Moro auf Mallorca zu](https://estaticos-cdn.prensaiberica.es/clip/54336f2b-cc95-4bbb-8889-17980a16d5e8_16-9-discover-aspect-ratio_default_0.jpg)
Heillos überlaufen: So geht es in der Instagram-Bucht Caló des Moro auf Mallorca zu / B. Ramon
Die Weltgesundheitsorganisation definiert Fettleibigkeit als eine Krankheit. Ein Body-Mass-Index (BMI) über 25 gilt als Übergewicht, über 30 als Fettleibigkeit. Früher galt Adipositas nicht als Krankheit. Man sagte, die Person sei zu dick und esse zu viel. Mit dem Tourismus verhält es sich ähnlich. Früher hieß es, dass es an bestimmten Orten zu bestimmter Zeit viele Touristen gibt, aber es galt nicht als ernstes Problem. Jetzt sprechen Experten weltweit von „Overtourism“, was mit „Übertourismus“ übersetzt werden kann.
"Touristische Fettleibigkeit"
Die Welttourismusorganisation definiert „Übertourismus“ als „das Phänomen, dass bestimmte Sehenswürdigkeiten von einer übermäßigen Anzahl von Touristen besucht werden, was unerwünschte Auswirkungen auf die besuchten Orte hat“. Es besteht kein Zweifel, dass die Balearen in den Sommermonaten unter Übertourismus leiden, der in einigen Orten sogar „touristische Fettleibigkeit“ erreicht.
Fettleibigkeit ist eine komplexe Krankheit, bei der genetische, psychologische und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Die Behandlung ist schwierig. Das Gleiche gilt für den Übertourismus. Nicht alle Reiseziele auf der Welt leiden darunter. Mallorca hat dank seiner Natur „angeborene“ Bedingungen. Hinzu kommen sozioökonomischen Faktoren. Nach 60 Jahren intensiven Tourismuswachstums ist das Ergebnis eine übermäßige Belastung der Wirtschaft und des sozialen Lebens auf den Inseln sowie eine Zunahme der touristischen Exzesse.
Interprofessioneller Ansatz erforderlich
In einer Zeit der Verunsicherung und des Klimanotstands sollten wir den Übertourismus als eine soziale Krankheit begreifen, die vermieden und präventiv behandelt werden muss. Auf unseren Inseln ist klar, welche Reiseziele vorrangig behandelt werden müssen. Es handelt sich um ein Problem, das - wie die Fettleibigkeit - einen interprofessionellen und sektoralen Ansatz erfordert, der öffentliche, private und zivilgesellschaftliche Maßnahmen einbezieht.
![Urlauber im Carrer Sant Miquel in Palma](https://estaticos-cdn.prensaiberica.es/clip/292ac26f-e6fc-44e3-b994-500a166e9f3a_alta-libre-aspect-ratio_default_0.jpg)
Urlauber im Carrer Sant Miquel in Palma / G. Bosch
Es ist an der Regierung, die Umstellung vom übergewichtigen auf einen nachhaltigen und gesunden Tourismus zu koordinieren. Es braucht einen Plan, um das Volumen des Tourismusgeschäfts zu reduzieren, und andere Branchen zu fördern: Landwirtschaft, Technologie, Gesundheit und Pflegen, umweltfreundliches Wohnen, erneuerbare Energien... Es braucht für die reifen Urlaubsgebiete Wohnungen, Sozial- und Gesundheitsdienste, Dienstleistungen für ältere Menschen usw. Und dieser Plan muss die historischen Zentren unserer Städte vor einem Massentourismus schützen, der das normale Wohnleben auslaugt und der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
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