Fast einen Monat nach Beginn des Prozesses um ein mutmaßlich korruptes Netzwerk mit dem Unternehmer Bartolomé Cursach an der Spitze sollte der Hauptangeklagte am Montag (11.7.) vor dem balearischen Oberlandesgericht aussagen. Daraus ist nichts geworden: Cursach hat die Aussage "auf Anraten seines Anwalts" eine Aussage abgelehnt. Sein Anwalt hatte zuvor argumentiert, dass inzwischen gar nicht klar sei, weswegen sein Mandant vor Gericht stehe.

Aussage des ehemaligen Chefs der Ortspolizei

Wer dagegen aussagte, waren einige der angeklagten Polizisten. Der ehemalige Chef der Ortspolizei Palma, Joan Miquel Mut, sagte, er sei Cursach vor der Anklage nicht begegnet. "Ich hätte ihn erkannt, weil man ihn aus der Presse kannte, aber ich hatte nichts mit ihm zu tun", sagte er. Inzwischen würden sie sich grüßen, weil sie sich durch das Verfahren häufiger begegnen.

Mut beantwortete lediglich die Fragen seines Anwalts und bestritt sämtliche Vergehen, die ihm zur Last gelegt werden. Weder habe er einen Polizeibericht über ein Lokal Cursachs manipuliert, noch habe er ein unbegründetes Disziplinarverfahren gegen einen Polizisten eröffnet, der gegen Cursach aussagen wollte. "Ich habe mir in 40 Dienstjahren nichts zuschulden kommen lassen", fasste er zusammen.

Auch zwei weitere Ortspolizisten, die am Montag aussagten, bestritten die Beschuldigungen der Anklage. Beide waren Mitglieder einer "Patrulla Verde" genannten Polizeieinheit, die Bars, Nachtclubs und Restaurants kontrollieren sollte. Beide Angeklagten erklärten, dass sie weder die Lokale von Cursach bevorzugt noch andere schikaniert hätten.

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Polizisten mit Geld, Prostituierten und Drogen bestochen?

Der Anklage nach bestach der Megapark-Besitzer Jahre lang Polizisten mit Geld, Prostituierten und Drogen. Dadurch sollten seine Diskotheken vor Razzien gewarnt und die Konkurrenz schikaniert werden. Kurz vor Prozessbeginn am 13. Juni reduzierte die Staatsanwaltschaft allerdings die ursprünglich geforderten achteinhalb Jahre Haft auf eineinhalb Jahre. Nach Freisprüchen direkt am ersten Verhandlungstag für sechs Angeklagte – darunter drei enge Vertraute von Cursach und die frühere Tourismus-Generaldirektorin Pilar Carbonell – verlangten die Verteidiger der weiteren Angeklagten die Aufhebung des gesamten Prozesses. Dem wurde allerdings nicht stattgegeben.