Es ist womöglich der entscheidende Hinweis, dass die eines schweren Brandes an der Playa de Palma auf Mallorca beschuldigten deutschen Urlauber unschuldig sind: Ein von den Anwälten der Kegelbrüder dem Ermittlungsrichter vorgelegtes Handybild zeigt auf dem direkt über dem in Brand geratenen Schilfdach gelegenen Hotelbalkon einen Mann, der sich über ein Geländer lehnt und offenbar eine Zigarette in der Hand hält.

Es ist keiner der 13 Mitglieder des Münsteraner Kegelvereins, die ein langes Wochenende auf Mallorca verbringen wollten. Zwei von ihnen sind im Vordergrund zu sehen.

Wann wurde das Hotelzimmer 1202 geräumt?

Das Bild, das der MZ vorliegt, wurde von einem dritten Kegelbruder aufgenommen. Der nachweisbare Zeitpunkt: 14:49 Uhr am 20. Mai 2022, kurz vor Ausbruch des Brandes. Das Problem: Laut der Aussage eines Polizisten befand sich das Hotelzimmer 1202, auf dessen Balkon der Mann steht, zu diesem Zeitpunkt leer. Die beiden Männer, die dieses Zimmer belegt hatten, sollen demnach kurz zuvor ausgecheckt sein.

Auch dem widersprechen jedoch die spanischen Anwälte der Kegelbrüder, Unai Mieza und Maria Barbancho. Die von einem Computer erfasste Nutzung der Zimmerkarten des Hotels beweise, dass dies nicht stimmt. Die Tür des Zimmers wurde demnach um 14:47 von einer Person geöffnet. Für Verwirrung hatte hier offenbar gesorgt, dass die Zeiterfassung der Zimmerkarten eine Stunde vorgestellt war.

Stand in Flammen: die Terrasse der Bar Why not Mallorca am 20.5.2022 DM

Kegelbrüder wollen andere Hotelgäste vor dem Brand gewarnt haben

Waren es also die Gäste des Hotelzimmers 1202, die - bevor sie auscheckten - mit einer weggeworfenen Kippe den Brand verursachten? Das würde sich mit den Aussagen der drei Kegelbrüder auf dem anderen Balkon decken. Sie wollen erst nach Ausbruch des Brandes auf den an das Schilfdach angrenzenden Balkon der Bar "Why not Mallorca" gestürmt sein, um zu schauen, woher der Brandgeruch stammte. Danach hätten sie versucht, andere Hotelgäste vor dem Brand zu warnen. Mehrere der Kegelbrüder sind in ihrer Münsteraner Heimat Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.

Eine mutwillig oder fahrlässig von einem der Hotelbalkone heruntergeworfene brennende Zigarettenkippe gilt auch laut einem Bericht der Guardia Civil als die wahrscheinlichste Ursache des Brandes. Das Feuer hatte die Terrasse der von Deutschen betriebenen Bar vollständig zerstört sowie auch Schäden an einem darunter liegenden Bordell, einer Wohnung sowie auch dem Hotel hinterlassen.

Geld der sogenannten Solidarhaftung inzwischen eingetroffen. Jetzt hoffen die Anwälte aufs Landgericht

Derzeit befinden sich noch acht der Kegelbrüder im dem Gefängnis von Palma de Mallorca in Untersuchungshaft, fünf weitere sind bereits freigelassen worden. Der von Beginn an für den Fall zuständige Ermittlungsrichter hat bislang alle Eingaben auf Freilassung auf Kaution abgeschmettert. Unter anderem ärgerte er sich darüber, dass die von ihm den Kegelbrüdern auferlegte Solidarhaftung von 500.000 Euro nicht seinen Vorstellungen entsprechend auf das Gerichtskonto überwiesen worden waren. Das Geld ist inzwischen eingetroffen.

Die Anwälte hoffen nun auf einen Berufungsantrag beim Landgericht in Palma. Dort müssen, sollte der Ermittlungsrichter hart bleiben, drei Richter zeitnah darüber entscheiden, ob die acht Deutschen die Untersuchungshaft verlassen dürfen.