Minimale Sicht in der Höhle Sa Gleda im Osten von Mallorca hätte am Sonntag (30.10.) zu einer Tragödie führen können: Im Wasser hatte sich eine große Menge Sedimente abgelagert, weshalb der erfahrene Höhlentaucher Miquel Perelló Zuflucht in der sogenannten Sala de Tub in der mit 13 Kilometer Ausdehnung größten bekannten Unterwasserhöhle Europas nahe Cales de Mallorca (Gemeinde Manacor) suchen musste. Perelló wusste, dass sich dort eine Luftkammer befand, die im Notfall ein sicherer Aufenthaltsort wäre.

Perelló war gemeinsam mit dem ebenfalls äußerst erfahrenen Höhlentaucher Xisco Gràcia und einem weiteren Kollegen unterwegs, als sich die Sicht in der Höhle schlagartig verschlechterte. Gràcia hielt sich an dem Kabel fest, das ihm als Orientierungshilfe diente, und wartete in einem sicheren Bereich in vorsichtigem Abstand zu Perelló. Er gelangte wieder an eine Stelle, an der das Wasser klar war. Perelló aber fand den Weg nicht zurück.

Nur 1.500 Meter vom Ausgang entfernt

Gràcia, der selbst im April 2017 nach einem ähnlichen Vorfall gerettet werden musste und zuvor zwei Tage lang in der Unterwasserhöhle gefangen war, tauchte auf, um Hilfe zu holen. Er war sich der misslichen Lage seines Begleiters bewusst, aber vertraute darauf, dass dieser die Luftkammer unter Wasser gefunden hatte.

Gegen 16.30 Uhr rief Xisco Gràcia die Guardia Civil an und bat um Hilfe. Perelló befand sich etwa 1.500 Meter vom Ausgang entfernt in einem komplexen System von Hohlräumen. Gràcia wusste, dass Perelló sich höchstens in einer Tiefe von rund zwölf Metern aufhielt. Das Problem war, dass der Sauerstoff in der Flasche von Perelló lediglich bis gegen 17 Uhr reichen würde.

Das komplexe Höhlensystem der Cova de sa Gleda (rot eingekreist die Sala de Tub, wo sich Perelló aufhielt). DM

Nach dem Anruf von Gràcia begaben sich Taucher der Feuerwehr von Mallorca und der GEAS (Special Underwater Activities Group) der Guardia Civil an den Fundort. Xisco Gràcia erklärte den Rettungsdiensten, dass er und Perelló von der Existenz von Luftkammern in der Höhle wussten und er darauf hoffte, dass Miquel Perelló nach seiner wahrscheinlichen Zuflucht in die Kammer dort weiteratmen konnte.

Zwei Stunden Zeit gegeben

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Gegen 17 Uhr mobilisierte David García, der Leiter des GEAS, das Spezialistenteam von Höhlentauchern, das in Madrid stationiert ist. In der Zwischenzeit traf er eine weitere Entscheidung: Zwei erfahrene Höhlentaucher, die mit dem verschlungenen Höhlensystem der Cova de sa Gleda bestens vertraut waren, boten ihre Hilfe an. Die Guardia Civil gab ihnen maximal zwei Stunden. Wenn sie in dieser Zeit nicht mit Perelló an die Oberfläche kämen, würden sie sie suchen.

Die Höhlentaucher waren mit je zwei Torpedolampen und vier Luftflaschen ausgerüstet. Die Wartezeit vor der Höhle zog sich in die Länge. Zwanzig Minuten nachdem die zwei Stunden abgelaufen waren, gegen 23 Uhr, leuchteten drei Scheinwerfer auf, darunter auch der von Miquel Perelló. Er hatte sogar noch Luft in seinen Sauerstoffflaschen, nachdem er in der Unterwasser-Luftkammer hatte atmen können. /jk