Tag 6 im Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels: Erneute Marathon-Aussage eines Guardia Civil

Der Ermittler sowie ein Kollege wiederholten mehr oder weniger die Ermittlungsakten

Das Gericht mit der Vorsitzenden Richterin (Mitte).

Das Gericht mit der Vorsitzenden Richterin (Mitte). / Screenshot

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Je länger der Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels dauert, desto mehr verlieren sich die Zeugenbefragungen in Details. Dieses Gefühl hatte man zumindest am sechsten Verhandlungstag am Dienstag (7.2.) vor dem Nationalen Gerichtshof in San Fernando de Henares nahe Madrid. Die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich zunehmend mühsam, vieles wiederholt sich. Was vor allem an der Auswahl der Zeugen liegen dürfte.

Erneut gab es eine Marathon-Aussage eines Guardia Civil-Beamten, der mit den Ermittlungen gegen die Hells Angels und Hanebuth betraut war. Seinen Vorgesetzten hatten Staatsanwalt und Anwälte bereits in den Verhandlungstagen zuvor rund neun Stunden lang befragt. Auch der zweite Guardia Civil-Beamte beschränkte sich weitgehend darauf, die Ermittlungsakten wiederzugeben, mitunter wirkte es fast so, als lese er seine Aussage ab. Hanebuth und die weiteren übriggebliebenen Angeklagten saßen im Gerichtssaal, ohne ins Geschehen einzugreifen.

Warum wurden die Ermittlungen aufgenommen?

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Anwälte stellten viele Fragen, doch wirklich viel Neues kam nicht dabei heraus. Der Beamte konnte sich teilweise erstaunlich gut an Einzelheiten erinnern, anderes war ihm entfallen. Schließlich liegen die Ermittlungen mehr als zehn Jahre zurück. Einmal mehr war einer der Hauptaspekte, wie genau die Guardia Civil die Aufnahme der Ermittlungen gegen die Angeklagten begründete. Der Guardia Civil sprach erneut von einem aufwendigen Lebensstil, von Vorstrafen im Ausland, von Strukturen einer kriminellen Vereinigung und von einem System aus Druck und Strafen, das für Anwärter auf eine Mitgliedschaft ausgeübt wurde.

Auch um die Finca Son Paraíso ging es einmal mehr. Der Guardia Civil erklärte, dass Hanebuth 70 Prozent der Finca gehörte und P.E. die restlichen 30 Prozent. Auch wenn die Finca offiziell natürlich nicht auf den Namen der beiden eingeschrieben gewesen sei. Sowohl Hanebuth als auch P.E. haben in ihren Aussagen bestritten, dass ihnen die Finca gehörte. Auch bei weiteren Aspekten, wie etwa dem Vorwurf der Prostitution oder der Geldwäsche, kamen keine neuen Erkenntnisse ans Licht.

Weiterer Guardia Civil war der Übersetzer

Ebenfalls wenig Neues zutage brachte die Befragung eines weiteren Guardia-Civil-Beamten, der offensichtlich des Deutschen mächtig war und sich um die Übersetzungen der abgehörten Telefongespräche kümmerte. Auch hier verlor sich die Befragung in Einzelheiten beziehungsweise in Wiederholungen aus den Ermittlungsakten. Der Prozess geht am Mittwoch (8.2.) weiter. Dann werden weitere Guardia-Civil-Beamte befragt.

THEMEN