Eine frauenfeindliche Aktion von Studenten erschüttert Spanien: Auf einem im Netz verbreiteten Video ist zu sehen, wie Dutzende junge Männer von den Fenstern eines mehrstöckigen Studentenwohnheims in Madrid aus die Kommilitoninnen im gegenüberliegenden Gebäude lautstark sexistisch beschimpfen und bedrohen. Wie die mallorquinische Zeitung "Ultima Hora" schreibt, soll es sich beim Initiator der Aktion um einen Mallorquiner handeln, der auf die Privatschule San Cayetano ging und dort schon mal 15 Tage lang vom Unterricht suspendiert wurde.

Bei der offenkundig konzertierten Aktion am vergangenen Wochenende war es zunächst nur ein Student, der in die Nacht brüllte: "Ihr Huren, kommt aus euren Löchern!" Nach einer Aufforderung des jungen Mallorquiners gingen dann kurz darauf auch in allen anderen Zimmern die Lichter an und die Kommilitonen stimmen in das Gebrüll ein. Nach einer kurzen Pause folgten dann ebenso bedrohlich klingende Sprechchöre des Studentenwohnheims.

Die Szenen seien "verabscheuungswürdig", erklärte am Freitag Universitätsminister Joan Subirats. Bis auf die rechtspopulistische Vox verurteilten alle wichtigen Parteien die Aktion sofort in aller Schärfe. Die Madrider Staatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen wegen eines möglichen "Hassverbrechens" an.

Für große Bestürzung sorgte derweil auch die Tatsache, dass einige Studentinnen der betroffenen und renommierten Top-Hochschule Universidad Complutense de Madrid (UCM) die Bedeutung des Skandals herunterspielten. "Sie hatten keine schlechte Absicht", sagte zum Beispiel eine junge Frau dem Fernsehsender RTVE. Es handele sich um eine "Tradition", um einen "Ritus" der Universität, erklärten andere. Umso schlimmer, urteilten zahlreiche Politiker, Sprecherinnen von Frauenverbänden und Medienkommentatoren.

Kultur der Vergewaltigung in Gesellschaft verwurzelt

"Das zeigt, wie tief die Kultur der Vergewaltigung in unserer Gesellschaft verwurzelt ist", klagte die Präsidentin des Progressiven Frauenbunds (Federación Mujeres Progresistas), Yolanda Besteiro. "Wir werden eingeschüchtert, wir werden beleidigt, wir werden verunglimpft." Die Gewalt gegen Frauen werde "normalisiert und banalisiert". Ein RTVE-Kommentator meinte: "Und das sind unsere Eliten der Zukunft."

Die UCM teilte inzwischen mit, die ersten identifizierten Studenten seien der Universität verwiesen worden. Es werde weitere Disziplinarmaßnahmen und Konsequenzen geben, hieß es.

Erst im August hatte Spanien sein Sexualstrafrecht verschärft. Das neue Gesetz stellt unter anderem auch "einschüchternde" Komplimente sowie die Verbreitung von Sexvideos unter Strafe. Mit ihrem Vorstoß hatte die linke Regierung auf mehrere aufsehenerregende Fälle von Gruppenvergewaltigungen reagiert, bei denen die Täter in den vergangenen Jahren mit milden Strafen davongekommen waren. Der "Vergewaltigungskultur" und dem "sexuellen Terror" werde ein Ende bereitet, sagte damals Gleichstellungsministerin Irene Montero. /mit dpa