Mit Unfällen hat der ehemalige deutsche Radprofi Marcel Wüst ja leider Erfahrung. Nachdem der 54-jährige frühere zwölfmalige Etappensieger bei der Vuelta a España bei einer Ausfahrt auf Mallorca schwer gestürzt war und mehrere Brüche zuzog, befindet er sich inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung. Am Montag (14.2.) wurde Wüst bei einem Schulter-Spezialisten in Hannover operiert. 

Seine rheinische Frohnatur konnte der folgenschwere Sturz nicht erschüttern. „Sieben auf einen Streich“ stellt er lapidar beim Telefonat mit der MZ fest. „Ich habe mir fünf Rippen, ein Schlüsselbein und ein Schulterblatt gebrochen. Wobei das Schulterblatt eher zertrümmert ist.“ Am Sonntagabend wurde Wüst mit einem ADAC-Transport aus der Klinik Palmaplanas nach Deutschland ausgeflogen. Dort hatte der Kölner seit dem Sturz am Sonntag zuvor (6.2.) gelegen. In dieser Zeit konnten zumindest die Rippen ein wenig ausheilen. „Da kann man ja ohnehin nichts operieren“, sagt Wüst. So oder so, der 54-Jährige stellt sich auf eine längere Reha-Phase nach der Operation ein. Mit „sechs Wochen Minimum“ rechnet er derzeit. Die Schulter und das Schlüsselbein sind mit Platten und Schrauben zusammengeflickt worden, die gebrochenen Rippen verursachen noch Schmerzen.

Wüst konnte zunächst nicht nach Deutschland ausgeflogen werden, weil er bei seinem Sturz auch eine leichte Lungenperforation erlitt, wodurch beim Flug Luft in den Brustraum hätte gelangen können.

Bodenwelle wird Wüst zum Verhängnis

Den Unfall rekapituliert der Betreiber des Radsporthotels "Casa Ciclista" in Cala Murada im Südosten von Mallorca wie folgt: "Ich war mit ein paar Jungs ein langsames Sonntagnachmittagsründchen fahren, zwei Stunden, mehr nicht. In S'Alquería Blanca bin ich dann in einer Kurve mit etwa 35 km/h über eine Bodenwelle gefahren, die ich nicht wahrgenommen hatte." Das Fahrrad habe sich daraufhin mit dem Vorderrad aufgestellt und er selbst sei voll auf seine rechte Seite gefallen. "Ich habe sofort gemerkt, dass einiges kaputt ist." Ein Krankenwagen brachte Wüst zunächst nach Porto Cristo, von dort wurde er weiter in die Klinik Palmaplanas transportiert, wo er seitdem von den Ärzten und seiner Frau "großartig versorgt" werde.

Casa Ciclista bleibt für Urlauber geöffnet

Seine "Casa Ciclista" werde allerdings weiterhin geöffnet bleiben, erzählt Wüst. "Wer dort Radurlaub machen will, kann gerne kommen. Es gibt halt nur keine Ausfahrten mit mir in der nächsten Zeit." Und die Verpflegung müssten die Gruppen auch in Eigenregie organisieren. Demnächst startet auf Mallorca die Hauptsaison der Radsporturlauber, die der Ex-Profi in diesem Jahr nicht auf Mallorca verbringen können wird. Dafür appelliert er an die Radurlauber: "Passt auf, wenn ihr hier unterwegs seid. Ihr seht, es kann auch jemanden, der wirklich fahren kann, auf die Fresse hauen."

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Ein Sturz war im Jahr 2000 auch für das Karriereende von Wüst verantwortlich. Im August war Wüst in Frankreich nach einem Zusammenstoß mit dem Franzosen Jean-Michel Thilloy bei hohem Tempo gestürzt. Dabei erlitt der Deutsche schwere Kopfverletzungen. Er verlor das rechte Augenlicht und musste daraufhin seine Karriere beenden. Zuvor gewann Wüst insgesamt 14 Etappen bei der Vuelta a España, dem Giro d'Italia und der Tour de France.