Es klingt schon ein bisschen nach Aufgabe bei Enric Mas. Nach einem fünften und sechsten Platz in den vergangenen Jahren wollte der Radprofi aus Artà bei seiner vierten Tour-de-France-Teilnahme endlich einen Podiumsplatz in der Gesamtwertung einfahren. Vier Etappen vor dem Ende ist die Lage jedoch ziemlich aussichtslos. Als Elfter hat der Mallorquiner zehn Minuten Rückstand auf den dritten Platz. „Es ist einfach nicht meine Tour“, sagte der 27-Jährige am Dienstag (19.7.) niedergeschlagen.

Angriff gescheitert

Während sich Mas in den ersten zwei Wochen der Rundfahrt stabil im Hauptfeld hielt, wollte er nun angreifen. „Als sich die Ausreißergruppe gebildet hat, hing ich in der Mitte des Pelotons fest und konnte mich nicht anschließen“, sagte der Kapitän des Movistar-Rennstalls im Anschluss bei einer Pressekonferenz. „Wir haben als Team danach noch versucht, Zeit gutzumachen, aber es sollte nicht sein. Der Fehler geht klar auf meine Kappe. Ich hätte mich am Anfang weiter vorne einordnen müssen.“

Knapp drei Minuten verlor der Mallorquiner dadurch. Am Mittwoch kamen zwei weitere hinzu. Dass er in den verbleibenden Etappen noch reichlich Boden gutmachen kann, ist unwahrscheinlich. Ein paar Minuten sind im Idealfall am Donnerstag drin, wenn es durch die Berge geht. Beim Sprint am Freitag durch das Flachland ist mit dem Movistar-Fahrer nicht im vorderen Feld zu rechnen. Das Gleiche gilt für das Zeitfahren am Samstag. Bei der letzten Etappe am Sonntag nach Paris wird traditionell nicht mehr attackiert.

Zweikampf Dänemark gegen Slowenien

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ein Däne dann jubelnd mit dem Gelben Trikot die Champs-Elysées entlangfährt. Jonas Vingegaard vom Team Jumbo-Visma konnte bislang gekonnt alle Angriffe des großen Favoriten und Vorjahressiegers Tadej Pogačar abwehren. Bei zwei Minuten und 18 Sekunden Rückstand des Slowenen ist aber noch nichts entschieden. Geraint Thomas, Tour-Sieger aus dem Jahr 2018, hat mit knapp fünf Minuten Rückstand auf Vingegaard nur noch Außenseiterchancen.

Ist Enric Mas zu zurückhaltend?

Während sich die anderen um das Gelbe Trikot des Führenden streiten, geht es für Enric Mas dann in erster Linie darum, erst mal wieder in die Top-10 zurückzukehren. Interessant wird sein, ob der Mallorquiner etwas forscher zu Werke geht. Experten werfen dem Radfahrer vor, zu zögerlich zu sein und nicht zu attackieren. „Die Leute erwarten von mir immer, dass ich angreife. Aber ich bin Enric und entscheide, ob ich attackiere oder nicht“, sagte er bereits in der ersten Rennwoche der Tour. „Vor dem Fernseher sagt sich so etwas immer leicht. Wenn ich eine Chance sehe, greife ich an. Aber nicht, weil es die Leute von mir fordern.“ Um einen Platz auf dem Podium beim größten Rennen der Welt zu holen, reicht aber das Mitfahren im Peloton nicht aus.