Cleanwave-Stiftung plant zirkuläres Pfandsystem für Mehrwegbecher auf Mallorca

Noch schließt sich der Kreislauf auf der Insel nicht ganz. Damit auch die Reinigung der Gefäße 2024 hierzulande stattfinden kann, fehlt noch ein wichtiger Schritt

Hat das Konzept beim Street Food Festival Port Adriano getestet: Ali Vahlhaus.

Hat das Konzept beim Street Food Festival Port Adriano getestet: Ali Vahlhaus. / Cleanwave

Simone Werner

Simone Werner

Im Optimalfall läuft es mit der Vermeidung von Einwegplastik oder Plastikmüll in der Eventbranche und Gastronomie so: Festivalbesucher etwa können sich gegen eine Pfandgebühr von zum Beispiel einen Euro einen wiederverwendbaren Plastikbecher holen und später den schmutzigen gegen einen sauberen eintauschen. Wenn sie das Veranstaltungsgelände verlassen, geben sie den benutzten Becher ab und bekommen das Pfandgeld zurück. Die schmutzigen Becher werden dann gesammelt, abgeholt, gereinigt, wieder verpackt und zum nächsten Event gebracht. So hätten sie laut Rechnungen der Stiftung Cleanwave eine Laufzeit von durchschnittlich 168 Benutzungen.

Während sich derartige zirkuläre Systeme zur Plastikmüllvermeidung auf dem spanischen Festland und in anderen europäischen Ländern längst etabliert haben, hängt die Insel hinterher. „Wir mussten auf Mallorca schon häufiger mit Erschrecken feststellen, dass es aus einer guten Absicht heraus, Einwegplastik zu vermeiden, letztlich zu einer Verschärfung der Problematik gekommen ist“, sagt Ali Vahlhaus, Geschäftsführer von Cleanwave, der Stiftung, die auch Trinkwasserspender in Palma aufstellt. Er wisse von mehreren Festivals auf der Insel, die teils eigens dafür entworfene, robuste Plastikbecher gegen einen geringen Betrag an Besucher ausgaben. Am Ende konnten sie meist auch zurückgegeben werden. Die Mehrwegbecher seien aber nicht gereinigt und wiederverwendet, sondern aus Kostengründen sehr wahrscheinlich geschreddert worden.

Anlage fehlt

Daran dass sich der Plastikvermeidungs-Kreislauf am Ende doch nicht schließt, sind nicht allein die Veranstalter und Gastronomen schuld. „Es gibt auf Mallorca bisher noch keine Waschstraße für beispielsweise wiederverwendbare Becher, die die Zirkularität gewährleisten würde. Der Markt auf der Insel ist zu klein, als dass bisher jemand diese große Investition getätigt hätte, aber zu groß, um ihn zu ignorieren“, weiß Vahlhaus. Cleanwave wolle das so bald wie möglich ändern. Dafür haben die Verantwortlichen eine Vereinbarung mit dem Anbieter Ecofestes mit Sitz in Barcelona getroffen. Er beliefert und versorgt auf dem Festland etwa Freizeitparks und soll dabei helfen, das zirkuläre Konzept durch die richtige Logistik, Technologie und Kommerzialisierung nach Mallorca zu bringen.

In einem ersten Schritt hat die Stiftung nun begonnen, die Veranstalter kostenlos mit Mehrwegbechern zu beliefern, die sie danach auch wieder abholt. Im Anschluss werden die Becher allerdings noch nach Barcelona geschickt, wo sie gesäubert, getrocknet, gestapelt und wieder verpackt werden. Anschließend kommen sie zu Tausenden auf Paletten per Lkw zurück auf die Insel. Damit ist zwar die Zirkularität gegeben, hundertprozentig nachhaltig ist das Konzept aber noch nicht.

Auf dem Port Adriano Street Food Festival war Cleanwave 2023 schon im Einsatz.

Auf dem Port Adriano Street Food Festival war Cleanwave 2023 schon im Einsatz. / Cleanwave

Daten für Mallorca sammeln

„Wir sind uns bewusst, dass wir aktuell noch nicht alle Probleme auf einmal lösen“, so der promovierte Betriebswirt, der an der Uni in Barcelona als Professor für Finanzwesen und Strategie arbeitet, aber fest auf Mallorca lebt. Das Jahr 2023 wollen die Verantwortlichen von Cleanwave dafür nutzen, um Daten zu sammeln und Hochrechnungen dazu zu machen, welche Mengen an wiederverwertbaren Plastikbechern auf sie zukommen. Der Anbieter auf dem Festland, mit dem Cleanwave zusammenarbeitet, rechnet pro Person auf einem Musikfestival mit fünf Bechern, auf einer gastronomischen Veranstaltung mit drei Bechern. Erst mit konkreten Zahlen können die Projektinitiatoren abschätzen, welche Anlage sie für Mallorca benötigen.

So viel Geld muss investiert werden

Die gesamte Einrichtung miteinberechnet, sei dafür eine Investition in Höhe einer halben Million Euro notwendig. „Im besten Fall wird die Anlage durch Fotovoltaikenergie versorgt“, so Vahlhaus. Sie ähnele denen von großen Gastrobetrieben und müsse in einem Gebäude mit zwei verschiedenen Lagerflächen und separatem Ein- und Ausgang untergebracht sein. „Damit die gültigen Vorschriften für Lebensmittelhygiene eingehalten werden, dürfen die schmutzigen Becher zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit den gereinigten kommen“, erklärt Vahlhaus.

Zudem sei wichtig, dass die Becher unmittelbar nach der Reinigung getrocknet werden. „Da Plastik wegen seiner Porosität nur eine bedingte Temperatur verträgt, muss man auch da aufpassen.“ Die Becher sollen direkt nach der Reinigung von der Anlage in Kartons gestapelt werden. Aus diesem Grund dürfen sie keinerlei Feuchtigkeit mehr enthalten. Ein Gebäude hat Cleanwave zwar noch nicht in Aussicht, als Standort geplant ist aber ein Gewerbegebiet in Palma. „Rund um Palma finden die größten Festivals statt“, so Vahlhaus. 2024 sollte sich der Kreis der Mehrwegbecher auf Mallorca dann schließen und damit kein Veranstalter mehr eine Ausrede haben.

Veranstalter hier melden:

Veranstalter können sich an cleanwavefoundation.org, Tel.: 686-52 94 38 wenden, um eine Belieferung mit Bechern zu vereinbaren. 

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