Große Gefahr für Olivenbäume auf Mallorca - Experte dennoch vorsichtig optimistisch

Das Feuerbakterium "Xylella fastidiosa pauca" mit dem Subtyp ST53 ist erstmals auf der Insel festgestellt worden. In Italien hat es Millionen von Olivenbäumen den Garaus gemacht

DIe Wiesenschaumzikade ist einer der Überträger des Feuerbakteriums. Auf Mallorca ist rund jedes fünfte Exemplar mit der vorherigen Variante des Erregers infiziert.

DIe Wiesenschaumzikade ist einer der Überträger des Feuerbakteriums. Auf Mallorca ist rund jedes fünfte Exemplar mit der vorherigen Variante des Erregers infiziert. / DM

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die gefährlichste Unterart des Feuerbakteriums, die Xylella fastidiosa pauca mit dem Subtyp ST53, auf Mallorca ankommen würde. Das hatte der Wissenschaftler Jordi Sabaté bereits 2019 der MZ gesagt. Nun ist dieser Fall eingetroffen.

Welche Folgen er haben wird, weiß bislang noch niemand. Fest steht zumindest, dass diese Variante des Feuerbakteriums für das massive Absterben von Olivenbäumen im Süden von Italien verantwortlich ist. In der Region Apulien sind seit dem ersten Befund der Xylella fastidiosa pauca im September 2013 inzwischen rund zehn bis 15 Millionen Olivenbäume tödlich erkrankt.

Steht Mallorca nun ein ähnliches Massensterben der Olivenbäume bevor, die vor allem der Kulturlandschaft der Serra de Tramuntana ihr charakteristisches Erscheinungsbild verleihen? Der Biologe Miguel Ángel Miranda von der Balearen-Universität, der das Feuerbakterium spätestens seit dem ersten Auftreten auf Mallorca im Spätherbst 2016 genau verfolgt, will im Gespräch mit der MZ noch nicht voreilig Alarm schlagen.

Bisher an sieben Bäumen entdeckt

Zum einen habe man laut der offiziellen Mitteilung der Balearen-Regierung die Unterart Pauca bisher nur an sechs Oleasterbäumen und einem Oleander in der Umgebung des Friedhofs von Sencelles in der Inselmitte entdeckt. Nach Angaben des balearischen Landwirtschaftsministers Joan Simonet wurden die Proben nach Valencia in ein Labor geschickt. Von dort kam dann am 15. Januar die Gewissheit, dass es sich um die aggressive Variante des Feuerbakteriums handelt.

Zum anderen glaubt Miranda nicht, dass diese Unterart, die nahezu ausschließlich Olivenbäume befällt, bereits seit mehreren Jahren unentdeckt auf Mallorca unterwegs ist. „Wenn man sie nun erstmals in einem recht kleinen Gebiet gefunden hat, dann ist eine große Verbreitung auf der Insel eher unwahrscheinlich“, sagt der Biologe.

In Italien wohl ungünstigere Bedingungen

Und sollte sich der Erreger doch schon weiter ausgebreitet haben oder sich gerade ausbreiten, ist laut Miranda nicht ausgemacht, dass er ähnliche Verwüstungen anrichtet wie in Apulien. Dort seien nämlich mehrere Faktoren zusammengekommen, die die Aggressivität des Feuerbakteriums noch gesteigert hätten, wie etwa weitere Infektionen der Bäume mit anderen Erregern sowie ein noch trockeneres Klima als auf Mallorca.

„Hinzu kommt, dass es in Süditalien viel mehr potenzielle Überträger als auf Mallorca gibt“, sagt Miranda. Der Erreger wird vor allem durch zwei Zikadenarten übertragen. Studien der Balearen-Universität zwischen 2017 und 2021 hatten ergeben, dass auf Mallorca rund 20 Prozent der potenziellen Überträger mit dem Erreger infiziert waren. In Italien lag diese Zahl laut Miranda signifikant höher.

Vielleicht bleiben die Olivenbäume verschont

Der Biologe ist derzeit verhalten optimistisch, die neue Unterart des Feuerbakteriums auf der Insel eventuell sogar ganz auslöschen zu können, ohne dass es Olivenbäume befällt. Die Jahreszeit spiele dabei eine wichtige Rolle. „Derzeit sind die Überträger des Erregers noch nicht unterwegs. Ab Mai, wenn die Vegetation in voller Blüte steht, wird es ungleich schwieriger, den Erreger noch aufzuhalten.“ Miranda hofft, dass die Balearen-Regierung den politischen Willen besitzt und die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellt, um Infektionen Einhalt zu gebieten.

Zumindest Ersteres scheint vorhanden. Fernando Fernández, der Generaldirektor im Landwirtschaftsministerium, erklärte Ende vergangener Woche, es werde eilig ein „spezieller Aktionsplan“ ausgearbeitet, der die Ausbreitung des Erregers aufhalten soll. Der Plan solle mindestens für ein Jahr gelten und die bisherigen Schutzmaßnahmen gegen das Feuerbakterium noch verstärken, wie etwa die systematische Überprüfung von Pflanzen.

50 Meter Radius um die betroffenen Pflanzen

Auch werde man versuchen, möglichst viele Überträgerinsekten zu vernichten. Um jede Pflanze, die positiv auf die Variante Pauca getestet wird, werde ein Radius von 50 Metern gezogen, in dem alle anderen Pflanzen vernichtet werden sollen, erklärte Fernández. Auch die Landwirte seien gefordert. Um das Feuerbakterium aufzuhalten, sei es unabdingbar, die Felder und Plantagen sauber und in gutem Zustand zu halten.

Unklar ist derzeit offenbar noch, wie die neue Unterart nach Mallorca gelangt ist. „Sie könnte auf einer Pflanze aus Italien eingeführt worden sein, aber auch aus anderen Gebieten, in denen die Unterart Pauca kursiert, wie etwa den USA.“ Es würden schließlich weiterhin Pflanzen nach Mallorca gebracht, nicht jede Einfuhr könne man kontrollieren. Dass die Variante von Ibiza, wo sie ebenfalls zirkuliert, eingeführt wurde, hält Miranda für ausgeschlossen, da auf der Nachbarinsel ein anderer Gentyp unterwegs ist als der, der nun auf Mallorca gefunden wurde.

Feuerbakterium Ende 2016 erstmals auf Mallorca entdeckt

Das Feuerbakterium war zum ersten Mal Ende 2016 auf Mallorca entdeckt worden. Damals fiel ein Test an einem Kirschbaum aus einer Baumschule in Porto Cristo positiv aus.

Inzwischen wurden auf den Balearen von 20.804 Proben 1.566 positiv auf das Feuerbakterium getestet. Insgesamt 38 verschiedene Arten sind von der Xylella fastidiosa inzwischen betroffen, darunter viele Mandelbäume.

Abonnieren, um zu lesen