Bei der Debatte um den Gasmangel im kommenden Winter meldet sich auch die Tourismusbranche zu Wort. Bereits im Mai schlug die Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR), Marija Linnhoff, vor, dass Rentner den Winter im Warmen verbringen und damit Gas in Deutschland sparen könnten. Dafür regte Linnhoff einen Zuschuss der Bundesregierung an. Vier Monate später – der Winter rückt näher – erhalten Senioren im dritten Entlastungspaket eine Direktzahlung von 300 Euro.

Ein Langzeitaufenthalt im Warmen sei für viele Rentner machbar, so die VUSR-Vorsitzende: „Senioren rechnen immer die Kosten für den Urlaub zu ihren normalen Ausgaben hinzu, dabei kann man GEZ abmelden, die Heizung abdrehen, und man braucht kein Geld fürs Essen einzurechnen.“ Außerdem seien die Preise anders als im Sommer. „Viele Hotels haben im Winter besonders günstige Angebote.“ Denn auch ein Nullgeschäft lohne sich für einen Hotelier, wenn er dafür den Betrieb am Laufen halte. Das gleiche Prinzip macht sich im Übrigen auch das spanische Imserso-Programm zunutze, bei dem Rentner günstig außerhalb der Saison an beliebte Urlaubsziele reisen. Nach Linnhoffs Idee kämen jetzt die deutschen Rentner dazu.

Langzeitaufenthalte liegen generell im Trend

Manche Reiseveranstalter haben bereits Angebote für Kunden, die durch Reisen Gas sparen wollen. So sagt Ingo Burmester von DER Touristik: „Wer es zeitlich einrichten kann, wird länger im Ausland verweilen und dort ein mildes Klima und geringere Nebenkosten nutzen.“ Die beliebtesten Ziele für Langzeitaufenthalte sind bei dem Veranstalter die Kanaren, Mallorca, Portugal, die Türkei, Tunesien, Ägypten und Thailand. Auf Mallorca haben 64 Prozent der Hotels im Programm von DER Touristik Langzeitermäßigungen. Als Beispiel nennt der Veranstalter einen Urlaub für 42 Nächte in einem Hotel auf Mallorca mit Halbpension inklusive Flug, der pro Person 1.649 Euro koste und damit nur 39 Euro pro Tag.

Auch Tui bietet Langzeitaufenthalte an, allerdings nicht spezifisch wegen der hohen Gaspreise, wie Aage Dünhaupt von Tui sagt. „Langzeiturlaube sind generell ein Trend geworden.“ Man habe die Angebote schon länger, aber durch Corona sei die Nachfrage gestiegen. Neben Aufenthalten für Rentner seien Workations beliebt: Arbeitnehmer verlagern dafür ihr Homeoffice für einige Wochen an den Strand. Allerdings ist Mallorca beim Thema Überwintern im Warmen nicht unbedingt die erste Adresse. „Die Kanaren sind dafür beliebter, weil das Wetter da durchgängiger warm ist“, sagt Dünhaupt. Genauso böten sich die Türkei und Ägypten an. Mallorca ziehe im Winter eher die Sporturlauber an.

Heizung nicht ganz ausstellen

Ähnlich wie Tui handhabt es der Reiseveranstalter FTI und bewirbt wie bislang Langzeiturlaube ohne Verweis auf das Potenzial zum Gassparen. Bisher habe man noch keinen Zuwachs an Buchungen bemerkt, so Manuel Morales von FTI, aber „wir denken durchaus, dass hier in den kommenden Wochen das Interesse steigen wird.“

Wer seinen Winter auf Mallorca verbringen will, sollte nicht vergessen, dass Fixkosten wie Miete, Versicherung und Steuern weiter anfallen. Außerdem darf die Heizung nicht ganz ausgestellt werden, unter anderem, weil sonst Wasserleitungen gefrieren und platzen könnten.