Teures Olivenöl? So verhält es sich mit der Inflation auf Mallorca

Während sich die allgemeine Preissteigerung abschwächt, ist bei Lebensmitteln bislang keine Entwarnung. Vor allem "aceite de oliva" kommt deutlich teurer – wenn es nicht von der Insel stammt

Große Auswahl beim Olivenöl im Supermarkt: Vor allem die Produkte der unteren Kategorien sind kräftig teurer geworden.  | FOTO: CARLOS PEREIRA

Große Auswahl beim Olivenöl im Supermarkt: Vor allem die Produkte der unteren Kategorien sind kräftig teurer geworden. | FOTO: CARLOS PEREIRA / Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Wenn Olivenöl zuweilen den Beinamen flüssiges Gold erhält, ist damit vor allem der glänzende Farbton gemeint. Angesichts der derzeitigen Preisentwicklung dürften Käufer aber verstärkt auch an den Wert von "aceite de oliva" denken. Er ist inzwischen auf ein Rekordhoch geklettert, auf den Balearen von im Schnitt unter 4 Euro zu Jahresbeginn auf 6 oder 7 Euro, je nach Supermarkt. Verwiesen wird auf Trockenheit und schlechtere Ernte bei gleichbleibender Nachfrage.

Und auch sonst ist im Lebensmittelregal weiterhin Inflation angesagt: Monat für Monat werden in Spanien Zuwachsraten von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat registriert. Betrug die allgemeine Rate im Juni nach Angaben des spanischen Statistikamts 1,9 Prozent, waren es bei den Lebensmitteln und nicht alkoholischen Getränken noch immer 10,3 Prozent. Im Juli kletterte dieser Wert sogar noch etwas weiter, auf 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, der allgemeine Wert auf 2,3 Prozent.

Und auf den Balearen fallen die Zuwächse noch stärker aus. Die Statistiker registrierten für Juli eine allgemeine Inflationsrate von 3,0 Prozent, bei Lebensmitteln und nicht alkoholischen Getränken von sogar 1 1,5 Prozent. Und das, obwohl zwischenzeitlich die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel ausgesetzt wurde.

Langfristige Entwicklung

So sind die Preise, die in der komplexen Gemengelage von Corona-Krise, Ukraine-Krieg sowie Transport- und Energiekosten im Frühjahr vergangenen Jahres explodierten, weiterhin ein großes Problem für viele Haushalte. Die Inflation erfasste praktisch alle Lebensbereiche und leitete eine genauso langfristige wie besorgniserregende Entwicklung ein. Die Europäische Zentralbank, die nach Ansicht von Experten zwar spät, dafür aber umso heftiger mit kräftigen Anhebungen des Leitzinses reagierte, gibt weiterhin keine Entwarnung und will weiter mit hohen Zinsen gegensteuern. Doppelt rechnen müssen deswegen all die Haushalte, die eine Hypothek mit variablem Zinssatz abstottern.

Da ist es ein schwacher Trost, dass nicht alles teurer wird. Wie das Statistikamt für den spanienweiten Wert aufschlüsselt, sanken die Wohnkosten im Schnitt um 14,9 Prozent, vor allem weil Strom und Gas etwas günstiger ausfallen als vor einem Jahr. Teurer geworden dagegen sind im Jahresvergleich Benzin und Diesel – für die es vor einem Jahr noch einen staatlichen Rabatt an der Tankstelle gab –, Kleidung, Freizeitangebote – hier wird vor allem auf den Tourismus verwiesen – sowie schließlich Lebensmittel. Und hier zeigen die Statistiker des Instituts speziell auf Obst und Gemüse sowie Speiseöle.

Olivenöl nicht gleich Olivenöl

Und auch bei diesem muss unterschieden werden, wie Joan Mayol betont, Präsident der mallorquinischen Vereinigung der Hersteller von Olivenöl mit Herkunftsbezeichnung (D.O. Oli de Mallorca). Er verweist zum einen darauf, dass die Ernte auf Mallorca besser ausgefallen sei als auf dem spanischen Festland. Es habe auf der Insel etwas mehr geregnet als in anderen Anbaugebieten wie etwa Andalusien, dem wichtigsten Produktionsstandort in Spanien. Dort fielen die vergangenen zwei Ernten schlecht aus, die kommende wohl auch, bei geringeren Lagerbeständen. Zum anderen betreffen die massiven Preissteigerungen vor allem Olivenöle der unteren Kategorien. Dazu muss man wissen: Während viele spanische Haushalte raffiniertes Olivenöl zum Frittieren kaufen, wird solches der höheren Kategorien virgen oder virgen extra für Salate, Gazpacho und Ähnliches verwendet.

Immer ein Genuss: Brot mit Olivenöl

Immer ein Genuss: Brot mit Olivenöl / Apostolos Mastoris

Olivenöl von Mallorca

Mallorcas herkunftsgeschützten Öle gehören diesen höheren Kategorien an und sind somit von Haus aus teurer, ihr Preis schwankt laut dem Verband zwischen 15 und 20 Euro pro Liter. „Wir hatten nur eine kleine Preissteigerung zu Jahresbeginn von vielleicht fünf Prozent“, versichert Verbandssprecher Mayol. Deswegen sei zu beobachten, dass sich die Preise von Olivenöl unterer Kategorien einerseits und dem Herkunftsöl andererseits derzeit annäherten. Für die kommenden Monate erwartet der Mallorquiner keinen Preisschub bei der hochwertigen Inselproduktion. Die kommende Ernte dürfte gut ausfallen, falls die Witterung weiterhin mitspiele.

Allerdings liefert die Inselproduktion von Olivenöl Qualität, aber kaum Quantität, sodass die meisten Ölpreise in den Supermärkten auf Mallorca die schlechte Ernte vom Festland widerspiegeln.

Bei den Verbraucherschützern vom Verband Consubal wird noch auf einen weiteren Preissteigerungsfaktor verwiesen. Allgemein herrsche in der Bevölkerung der Eindruck vor, dass es wirtschaftlich wieder besser laufe und man sich wieder mehr leisten könne. Zahlreichen Haushalten falle es deswegen schwer, den Konsum an die tatsächlichen finanziellen Möglichkeiten anzupassen.

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