Die Balearen-Regierung sagt dem Klimawandel immer entschlossener den Kampf an. Zum neuen Jahr ist eine Regelung in Kraft getreten, nach der jedes große und mittlere Unternehmen, das seinen Sitz auf den Inseln hat oder hier aktiv ist, seinen ökologischen Fußabdruck registrieren und in den kommenden Jahrzehnten sukzessive zurückfahren muss. Mittlere Unternehmen sind in Spanien all diejenigen, die zwischen 50 und 250 Mitarbeiter haben und einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro nicht überschreiten. Der Plan der Politik sieht vor, dass der CO2-Ausstoß sowie die Freisetzung anderer Emissionen der Unternehmen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent und bis zum Jahr 2050 gar um 90 Prozent gesenkt werden muss.

Denn dass etwas getan werden muss, ist klar. Gerade die Balearen werden durch den Klimawandel und deren Folgen, wie etwa dem Anstieg des Meeresspiegels oder der zunehmenden Trockenheit, besonders in Mitleidenschaft gezogen. „Und deshalb müssen wir mit ehrgeizigen Zielen in die Zukunft gehen“, sagt der Generaldirektor des Ministeriums für die Energiewende auf den Balearen, Pep Malagrava, im Gespräch mit der MZ. 90 Prozent Reduktion bis 2050 seien daher als Minimalziel zu verstehen. „Wir müssen die 90 Prozent realistischerweise viel früher schaffen“, so Malagrava voller Zuversicht.

Revolution bei erneuerbaren Energien

Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien vollziehe sich auf den Balearen gerade eine kleine Revolution, meint er. Habe der Anteil an regenerativen Energiequellen am gesamten Energiemix auf den Inseln bei der Produktion im Jahr 2019 bei gerade einmal etwas über zwei Prozent gelegen, seien es nach jetzt zweieinhalb Jahren der Regierung sechs Prozent. „Bei Jahresende werden wir schon bei zwölf Prozent sein, und für das Ende des Jahres 2023 erwarten wir einen Anteil von 25 Prozent.“ Eine Verdopplung jedes Jahr sei derzeit machbar.

Die Voraussetzungen seien also günstig für die Unternehmen, sich gerade jetzt nachhaltiger aufzustellen. Schließlich verharrten die Strompreise auf Rekordniveau, und es gebe staatliche wie autonome Zuschüsse beispielsweise für Fotovoltaikanlagen, wie Malagrava erklärt. Einen weiteren Schub könnten die NextGeneration-Fonds der Europäischen Union bringen. Jetzt dürften viele Unternehmer umdenken und lieber heute als morgen auf energetische Selbstversorgung setzen.

Zeit bis zum 30. September

Und sie müssen sich damit nicht einmal sonderlich beeilen. Das Dekret trat zwar zum 1. Januar 2022 in Kraft, doch die Betriebe haben bis zum 30. September dieses Jahres Zeit, ihren ökologischen Fußabdruck messen und eintragen zu lassen. Damit es dabei nicht zu Betrügereien kommt, muss die CO2-Bilanz von einem zertifizierten und unabhängigen Betrieb festgestellt werden.

Im ersten Jahr ist also nur eine geprüfte Meldung unter Aufsicht zulässig, im zweiten Jahr kann das Unternehmen seine CO2-Bilanz dann selbstständig erheben und registrieren lassen. „Wer da allerdings denkt, er könne mal fünfe gerade sein lassen, der wird im Jahr darauf dafür bestraft werden, weil dann wieder ein zertifiziertes Unternehmen die Registrierung vornehmen wird und die Werte aus dem Vorjahr überprüft“, warnt Malagrava bereits vorsorglich.

In den Jahren 2024 und 2025 müssen die Betriebe dann zusätzlich zur Feststellung des ökologischen Fußabdrucks auch einen Plan vorlegen, wie dieser verringert werden kann. Wer das nicht tut, bekommt eine Aufforderung. Und wer sich danach immer noch stur stellt, werde mit einer Strafe rechnen müssen, sagt Malagrava. Wie hoch diese sei, stehe noch nicht fest.

„Wir haben aber bisher noch von keinem Unternehmen gehört, das sich explizit gegen die Vorgabe stellt“, sagt Malagrava. „Die Unterstützung aus den verschiedenen Branchen für das Dekret ist groß.“ Das Bewusstsein in der Wirtschaft für Nachhaltigkeit sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen. „Außerdem fragen auch immer mehr Kunden nach Umweltkriterien, weshalb die Unternehmen diese Dinge umsetzen werden, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.“

Son Castelló als Vorreiter

Diese Einschätzung bestätigt der Generaldirektor der Vereinigung der Industriellen auf Mallorca (Asima), Alejandro Saénz de San Pedro, im Gespräch mit der MZ. „Wir müssen in den Klimaschutzaspekten auf jeden Fall weiterkommen, und die Unternehmen müssen ihren Anteil dazu beitragen.“ Er sieht das Ansinnen der Balearen-Regierung positiv. Nur eine gesetzliche Vorgabe der Politik werde hier wirklich ein Umdenken bringen. Selbstverpflichtungen für die Wirtschaft seien nur wenig zielführend.

Asima sei ohnehin bereits in Vorleistung gegangen und habe im vergangenen Sommer ein Projekt im Gewerbegebiet von Son Castelló gestartet, mit dem verschiedene Werte der Luftverschmutzung und des Rohstoffkonsums gemessen werden. So gibt es im Gewerbegebiet inzwischen Sensoren, die den Wasser- und Stromverbrauch registrieren. Auch CO2-Messgeräte und eine Station zur Ermittlung der freigesetzten Treibhausgase stehen in Son Castelló. „Wir wollen den Unternehmen dabei helfen, einen Überblick über ihren ökologischen Fußabdruck zu bekommen und jetzt schon tätig werden zu können“, sagt Saénz de San Pedro.

Dekret gilt auch für Fluggesellschaften

Die Unternehmen, die ihren Sitz auf den Balearen haben, sind bei dem Vorhaben aber nur die eine Seite. Die anderen sind diejenigen, die auf den Balearen aktiv sind. Darunter fallen etwa auch internationale Transportunternehmen wie Fluggesellschaften oder Reedereien. Auch sie werden sich an das Dekret halten müssen und die Pläne zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks vorlegen müssen.

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Pep Malagrava macht sich zumindest öffentlich keine Gedanken. „Die Airlines und die Reedereien sind ja inzwischen auch sehr darauf bedacht, nachhaltiger zu wirtschaften“, lautet seine Hoffnung. Mit den Airlines sei die Regierung zwar nicht in Kontakt, wohl aber mit dem Flughafenbetreiber Aena, von dem ebenfalls positive Signale kämen.