Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Immergrün und höchst vital: Der Efeu blüht auf Mallorca im November

Die Pflanze wächst an schattigen Quellen, klettert auf Steineichen und bedeckt in Gärten Mauern und Zäune

Die Doldenblüten des Efeus zeigen sich Ende November an Mauern, Zäunen und in Gärten. Sie bieten Honig- und Wildbienen, Wespen und Schmetterlingen im späten Herbst Nahrung. Barbara Pohle

Der immergrüne Efeu bildet Ende November seine Blüten, sie sind zu diesem späten Zeitpunkt im Jahr eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Wanderer und Bergsteiger kennen die Pflanze, sie wächst zusammen mit Farnen und Moosen neben schattigen Quellen in Steineichenwäldern sowie an Wasserkanälen und torrentes.

Der Gemeine Efeu (Hedera helix bot., hiedra span., heura kat.) klettert zudem an Felswänden hoch und bedeckt sie mit seinen glänzenden, grünen und dreieckigen Blättern. Auch ein schwieriger Aufstieg bei Sóller trägt den Namen „Pas de s’Heura“.

Der Wurzelkletterer

Auf den Balearen kommt der Efeu deshalb so häufig vor, weil er in der Lage ist, seine Wuchsfläche von Jahr zu Jahr durch neue Lianen zu vergrößern. An ihnen bilden sich Haftwurzeln, denen es gelingt, überall dort anzuwachsen, wo sich ihnen ein minimales Angebot von Erde bietet. So zum Beispiel in den Zwischenräumen von Natursteinmauern. „Wir haben in den Schneehäusern schon faustdicke Stämme entfernt, der Efeu ist ebenso invasiv wie der Mastix“, sagt Joan Vidal, der als marger (Natursteinmauerbauer) häufig mit der Pflanze konfrontiert ist und beobachtet, wie sie Mauern zerstört.

Den marjades schadet er also und auch den jungen Bäumen. Doch wie sieht es mit den mit Efeu umrankten Palmstämmen aus und den umwucherten Steineichen? Die Lianen haben zwar die Fähigkeit, zwischen groben Rinden einen Platz zum Wurzeln zu finden. Zu den Schmarotzern, die sich von der Wirtspflanze ernähren, gehört der Efeu jedoch nicht. Er nimmt den Bäumen, die er bewohnt, auch kein Licht weg. Denn das Sonnenlicht, das Bäume für ihre Photosynthese benötigen, holen sie sich durch die Blätter, die an den Kronen sitzen.

Der Efeu hingegen muss sich, auf seinem Weg den Stamm hinauf, mit dem spärlichen Licht begnügen, das ins Kroneninnere fällt. Ungehindert kann sich das Gewächs dagegen auf Totholz ausbreiten und in verlassenen Gärten alles überwuchern, was sich ihm bietet. Und somit ist es oft er, der den alten Gärten ihr märchenhaften Aussehen verleiht.

Der Efeu heißt auf Spanisch "hiedra" und auf Katalanisch "heura".

Der Efeu heißt auf Spanisch "hiedra" und auf Katalanisch "heura". Herbari Virtual

Im Inselgarten

Im Garten ist der Efeu ein robuster, immergrüner Bodendecker, einer der wenigen, die auch unter Bäumen gedeihen. Gärtner empfehlen vier Pflanzen pro Quadratmeter, damit sich ein Teppich bildet. Da der Efeu, wenn ihm genügend Fläche zur Verfügung steht, starke Wurzeln entwickelt, kann es zur Beschädigung zarterer Nachbarsgewächse kommen.

Die glänzende Blätterpracht gibt außerdem einen blickdichten Sichtschutz zur Straße oder zum Nachbarn und braucht dazu nicht unbedingt Kletterhilfen. Soll er einen Maschendraht begrünen, können die ersten Triebe unter die Drähte geschoben werden.

Am Anfang bildet der Kletterer dünne Lianen, später kommt es zu Verholzungen, die jedoch unter dem dichten Blätterdach verborgen bleiben. Gärtner empfehlen, die Pflanze im Frühjahr zu schneiden, damit sie neue Triebe bilden kann.

Da sie giftige Substanzen enthält, können die Pflanzensäfte beim Schneiden Allergien auslösen. Deshalb wird empfohlen, beim Schnitt des Efeus Handschuhe und Atemmaske zu tragen. Mit einem kräftigen Rückschnitt lässt sich das Wachstum bremsen, doch der Efeu hat die Angewohnheit, immer wieder neu auszutreiben.

Blüte und Samen

Die Blüten bilden sich, wo die meisten Sonnenstrahlen die Kletterpflanze erreichen. Sie stehen dann hoch aufgereckt zu dritt bis zu sechst an dünnen Ästen. Dies erleichtert Honig- und Wildbienen, Wespen und Schmetterlingen den Anflug. Am Sonnentagen umschwirren sie dann zuhauf die Blüten. Die Dolden sitzen auf einem Stiel obenauf und bilden rund 20 Einzelblüten. In ihnen befinden sich fünf Staubfäden und ein Fruchtknoten, auf dem sich Nektarsekrete sammeln.

Anfang des auf die Blüte folgenden Jahres zeigen sich die kugeligen Früchte mit einem Durchmesser von sechs bis neun Millimeter in dunklem Blau oder Schwarz. Es handelt sich um eine giftige Steinfrucht. Im purpurroten Fruchtfleisch sitzen ein bis fünf Steinkerne. Sie werden von Amseln, Staren und Rotkehlchen gefressen und über den Verdauungsapparat fit gemacht, um an einem von der Mutterpflanze weit entfernten Ort zu keimen.

Symbole und Substanzen

Die Vitalität des Efeus und seine immergrünen Blätter steht seit dem klassischen Altertum für Treue und ewiges Leben. In den christlichen Kirchen wurde dies dann zum Symbol für das Leben nach dem Tod.

Doch auch im Diesseits ist er von Nutzen. In dem Buch über Nutzpflanzen der Balearen, das vom Botanischen Garten herausgegeben wurde, ist nachzulesen, dass ein Aufguss von Efeublättern früher für Umschläge bei Gelenkschmerzen Anwendung fand. In der modernen Naturheilkunde sind die Blätter des Efeus mit anderen Arzneipflanzen in Hustensäften zu finden. Ihre Inhaltsstoffe wirken bei Erkrankungen der Atemwege auswurffördernd und schleimlösend.

Artikel teilen

stats