Auch botanische Motive: Dieser 72-Jährige ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Makrofotografie

Der Fotograf Josep Bonet arbeitet in Palma mit Kameras, die botanische Motive extrem vergrößern können. So wird aus jedem Foto ein digitales Kunstwerk. Auf der Website seiner Stiftung stellt er der Öffentlichkeit neben seinem Blog rund 15.000 Fotos zur Verfügung

Josep Bonet mit einer Kamera, die Objekte bis zu einer Größe von fünf Millimetern aufnehmen kann.

Josep Bonet mit einer Kamera, die Objekte bis zu einer Größe von fünf Millimetern aufnehmen kann. / Bendgens

Noch hat der Fotograf keine Zeit für die Besucher, sie haben ihn bei der Arbeit unterbrochen. Er zählt langsam „48, 49, 50“, schaut auf den Bildschirm und drückt jedes Mal auf den Auslöser. Erst danach dreht sich Josep Bonet um und sagt: „Die schwarzen Samen sind sieben Mal vergrößert, eine Tiefenschärfe ist jedoch nur in einem kleinen Ausschnitt möglich, deshalb nehme ich 50 verschiedene Einstellungen auf und lege sie später am Rechner übereinander.“

Meister der Makrofotografie

Der 72-Jährige aus Palma ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Makrofotografie. Für das Werk „Diaspores“, über die Verbreitung von Samen, das vom Botanischen Garten in Sóller 2022 herausgegeben wurde (MZ berichtete), steuerte er das gesamte Fotomaterial bei.

Heute hat er die Samen des Küchenkrauts Portulak (Portulaca oleracea bot., verdolaga span., ensiam de patena kat.) vor der Linse. Ein Bündel mit der etwa zehn Zentimeter hohen Pflanze steht in einem mit Wasser gefülltem Glas neben der Kamera. Die winzigen Kapseln und die Samen, die als schwarze Punkt sichtbar sind, würden bei einem Spaziergang keinerlei Interesse auf sich ziehen. Doch in dem Augenblick, in dem Bonet sie auf die Arbeitsfläche legt, sie mit Metallklammern befestigt und sie mit dem Blick auf den kleinen Bildschirm so lange hin- und herschiebt, bis er mit dem Arrangement zufrieden ist, verwandeln sie sich in ein digitales Kunstwerk.

Die Samen wirken durch die Tiefenschärfe plastisch.

Die Samen wirken durch die Tiefenschärfe plastisch. / Josep Bonet

Der Tüftler

Bonet war in seinem Berufsleben Elektroniker, zunächst fotografierte er mit den üblichen Kameras: erst analog, später digital. Doch seit die Makrofotografie der Botanik ihn in ihren Bann zog, baute er seine Kameras selbst. Diejenige, auf deren Bildschirm jetzt die Portulaksamen zu sehen sind, ist an einem Turm aus Metall befestigt. Und verfügt über einen Balgen, der wie eine Ziehharmonika aussieht und an die alten Plattenkameras erinnert. „Ich verstelle mit einer Schraube die Fläche mit den Samen“, erklärt er, „jedes Mal um ein Tausendstel eines Millimeters, also einen Mikrometer.“

Doch nicht immer geht es um derart kleine Formate. Wenn Bonet Objekte in Größe eines Blatts fotografieren will, benutzt er eine Großbildkamera (6 x 6). Für sie ist die Metallleiste an der Wand montiert, auf der Fläche unter dem Balgen finden Objekte von einer Größe bis zehn Zentimeter Platz. Und es gibt noch eine dritte Kamera, die quer auf dem Tisch montiert ist und mittels Mikroskopen bis zu 50-fach vergrößern kann. „Mit ihnen kann ich Pollen fotografieren, die mit bloßem Auge nicht wahrgenommen werden“, sagt er. Er beauftragt den Rechner damit. Für ein Foto sind 900 Schichten, also Aufnahmen, nötig, doch das kann er jetzt nicht vorführen, jede kleinste Vibration würde den Ablauf stören.

Der Arbeitsplatz von Josep Bonet.

Der Arbeitsplatz von Josep Bonet. / Bendgens

Die Stiftung

Man könnte meinen, dass ein Tüftler gern für sich allein arbeitet. Nicht so Bonet. „Mich interessiert sehr, mein Wissen weiterzugeben“, sagt er. Deshalb gründete er mit Tochter und Freunden die Stiftung Fundació Pep Bonet Capellá. „Wir wollten keine Nabelschau“, sagt er, sondern in einem Blog Erfahrungen mit der Makrofotografie weitergeben.

Jeden Monat erscheint ein neuer Artikel beispielsweise über die Hilfsmittel, die zur Befestigung der winzigen Modelle im Studio oder für Gräser bei Wind notwendig sind. Aber auch Berichte über eine Technik aus der Frühzeit der Fotografie, in der noch mit der Sonne belichtet wurde, waren bereits Inhalt eines von ihm geleiteten Kurses.

Das Kernstück der Stiftung ist eine Sammlung von rund 15.000 Fotos, die Bonet der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Jedes einzelne ist zunächst in kleinem Format anzusehen. Für eine Veröffentlichung oder für den privaten Gebrauch setzt man sich mit der Stiftung in Verbindung und erhält danach das Foto kostenlos in hoher Auflösung

Bonet sucht im Rahmen der Stiftung außerdem Kontakt zu Naturwissenschaftlern, mit denen er zusammenarbeiten oder aber in ihrem Auftrag Aufnahmen anfertigen kann. Noch ist das Fotolabor in seiner privaten Wohnung in Palma untergebracht, auf dem ehemaligen Esstisch sind die Kameras installiert. „Mein größter Wunsch ist, in ein professionelles Studio umzuziehen, wo ich Kurse geben und Besucher empfangen kann“, sagt Bonet.

Kontakt zur Stiftung:

fundacionpepbonetcapella.com, Tel.: 687-51 41 21. Für die Bestellung eines Fotos ist ein Formular auszufüllen.

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