Mallorca Zeitung

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Konkurrent der Tochter ausgebootet: Deshalb tritt der Chef von Mallorcas Gesundheitssystem zurück

Juli Fuster war an einem Auswahlverfahren für Beamte beteiligt, an dem seine Tochter teilnahm

Der bisherige Leiter des balearischen Gesundheitssystems, Juli Fuster.

Der Leiter der balearischen Gesundheitsbehörde IB-Salut, Juli Fuster, hat am Freitag (22.7.) seinen Rücktritt angekündigt. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof der Balearen die Landesregierung verurteilt, weil Fuster in ein Auswahlverfahren für Beamte eingegriffen hatte, an dem seine Tochter teilnahm.

Der Sozialist Fuster war am Freitagvormittag zunehmend unter Druck geraten, nachdem die Regierungspartner der linksgrünen Regionalpartei Més per Mallorca und der linken Protestpartei Unidas Podemos wiederholt Druck auf ihn ausgeübt hatten. Ihrer Ansicht nach habe Fuster unethisch gehandelt, als er sich in das Auswahlverfahren einmischte, und müsse sein Amt niederlegen. Auch die Oppositionsparteien hatten bereits lautstark seinen Rücktritt gefordert. Statt gegangen zu werden, beschloss Fuster schon wenige Stunden später, freiwillig zu gehen. Zwar betonte er, dass seine Handlungen korrekt gewesen seien. Gleichzeitig wolle er aber das Ansehen von IB-Salut nicht weiter beschädigen. Am kommenden Montag werde er auf einer Pressekonferenz seine Version der Ereignisse näher erläutern, so der 65-Jährige. Dann wolle er sein Amt offiziell niederlegen.

Konkurrenten der Tochter ausgeschlossen

Grund für die Aufregung war ein Urteil des Obersten Gerichtshofs der Balearen, das Fuster wegen der Einmischung in ein Auswahlverfahren für Beamte, an dem seine Tochter teilnahm, verurteilt hat. Einer der Bewerber für die Auswahlprüfung zu einer festen Beamtenstelle für Anästhesisten war nicht qualifiziert worden, weil er die Verpflichtung, die Prüfung nicht zu unterschreiben, nicht beachtet hatte. Dadurch aber soll die Anonymität der Prüfungen gewahrt bleiben und eine Vorzugsbehandlung verhindert werden. Der Ausgeschlossene forderte daraufhin vom Prüfungsausschuss, dass dieser sein Examen dennoch bewerten solle, damit er weiter an dem Verfahren teilnehmen könne. Der Prüfungsausschuss leitete den Antrag an Fuster weiter. Dieser entschied gegen den Willen des Prüflings und bestimmte, dass der Bewerber nicht weiter im Auswahlprozess mitmischen dürfe. Laut Oberstem Gerichtshof hätte Fuster jedoch ablehnen müssen, diese Entscheidung zu treffen, und selbst gar nicht eingreifen dürfen. Es verstoße gegen den Ethikkodex, einen Konkurrenten seiner Tochter von einem Auswahlverfahren auszuschließen, an dem beide teilnahmen.

Auch weitere persönliche Verstrickungen dürften dazu beitragen, dass Fuster sich von seinem Amt zurückziehen will. Fuster ist mit der balearischen Gesundheitsministerin Patricia Gómez verheiratet. Offensichtlich will er verhindern, dass das Image des Ministeriums seinetwegen leidet. Auch will er wohl keine weiteren Zweifel an der Rechtschaffenheit des Auswahlverfahrens aufkommen lassen, bei dem seine Tochter einen festen Beamtenplatz als Anästhesistin schließlich aufgrund ihres guten Abschneidens bei der Prüfung zugesagt bekam.

Viele Jahre Erfahrung

Juli Fuster ist einer der erfahrensten Führungspersonen im Gesundheitswesen auf den Balearen. Er leitete auf Anweisung von Stadträtin Aina Salom den Prozess der Übertragung von Gesundheitskompetenzen auf den Balearen, war lange Generaldirektor für Planung, als Vicenç Thomàs an der Spitze des Gesundheitsministeriums stand, und nach einer vorübergehenden Rückkehr die Praxis als Mediziner, bei der er auch seine jetzige Partnerin und aktuelle Gesundheitsministerin Patricia Gómez kennenlernte, die als Krankenschwester tätig war, leitet er seit 2015 die Gesundheitsbehörde IB-Salut.

Schon zu Beginn der vergangenen Legislaturperiode war Fuster wegen zweifelhafter Entscheidungen unter Druck geraten. Damals hatte er dem jungen und nicht ausgebildeten PSOE-Parteikollegen Jordan Thomas aus seinem Heimatort Santanyí einen Posten als Berater im Gesundheitsministerium verschafft, der mit einem Jahresgehalt von 42.000 Euro vergütet wurde. /somo

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