Es ist sicherlich einer der Stadtteile von Palma de Mallorca, die am authentischsten wirken. Kleine, häufig weiß getünchte Häuser, hoch oben über der Stadtmauer, teilweise mit malerischem Blick über den Hafen. Doch in Es Jonquet ist kaum noch etwas, wie es früher war. Der Immobilienboom auf der Insel hat dem kleinen Viertel, das auch für sein Nachtleben bekannt ist, schwer zugesetzt. "Zu verkaufen"-Schilder wechseln sich mit Häusern im Umbau ab.

"Mehr als 70 Prozent der Häuser" stehen leer, berichtet ein Anwohner gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Viele der Häuser werden von wohlhabenden Ausländern als Anlage aufgekauft, renoviert und zum doppelten oder dreifachen Preis wieder auf den Markt gebracht. Die Eigentümer besuchen die Immobilien kaum, höchstens mal ein Wochenende im Monat. "So kann natürlich kein richtiges Miteinander unter den Nachbarn entstehen", erklärt der Anwohner. Es Jonquet sei mittlerweile eine Geisterstadt.

Der Autor Albert Herranz, der ein Buch über den Stadtteil veröffentlicht hat, bestätigt diesen Trend: "Es ist die gleiche Geschichte wie in Santa Catalina, Es Molinar oder jetzt auch in La Soledad. Die öffentliche Verwaltung investiert in heruntergekommene Wohnviertel, tut dies aber zu spät. Davon profitieren vor allem die Investoren und nicht die Anwohner." In Es Jonquet würden mittlerweile Mondpreise gezahlt.

Drei Eigentümer in fünf Jahren

Zumal die Besitzer ständig wechseln - da es bei dem Viertel mit den Kopfsteinpflasterstraßen hauptsächlich um die Rendite geht. "Ich weiß von einer Wohnung, die drei Eigentümer in den vergangenen fünf Jahren hatte. Jedes Mal ist der Preis gestiegen", erklärt ein anderer Anwohner. Welche Ausmaße die Preisspirale angenommen hat, zeigt ein anderes Beispiel. In der Nähe der Diskothek Luna steht eine 185 Quadratmeter große Immobilie zum Verkauf. Das Haus steht leer und ist dringend renovierungsbedürftig. Der Preis: 1,9 Millionen Euro.

Und auch ein anderes Problem plagt die wenigen verbliebenen Anwohner. Denn mittlerweile gibt es nicht mehr nur den Lärm der Diskotheken. Da viele der Häuser als Wertanlage in die Ferienvermietung gegeben werden, werden dort häufig bis in die frühen Morgenstunden Partys gefeiert.

Der Lärm vertreibt auch die Neu-Residenten

Der Krach vertreibt mittlerweile auch jene, die einst hier investiert hatten, um sich niederzulassen oder die Immobilie als Zweitwohnsitz zu nutzen. Und so steigt die Preisspirale weiter, und es stehen immer mehr Häuser leer. /pss