Regenschauer, plötzlich einsetzender, nicht lange anhaltender Regen

Selbst in Extremsituationen zeigt die Insel ihr internationales Gesicht: Bei der Überschwemmungskatastrophe vom 9. Oktober 2018 waren unter den 13 Opfern neben sieben Spaniern drei Deutsche, zwei Briten und eine Neuseeländerin. Auf der Insel gibt es zwar keine Flüsse, die über die Ufer treten könnten, doch jener fatale Regenschauer verwandelte in kurzer Zeit und ohne Vorwarnung mehrere Sturzbäche in tödliche Naturgewalten. Auch vermochten die nach den Sommermonaten ausgetrocknete Ackerböden nicht, die Masse an Wasser aufzusaugen. Das Phänomen, dass die Natur oder das Wasser einen Weg sucht und stets findet, besagt die hiesige Redewendung: „Bei einem Sommerschauer fließt das gesamte Wasser immer abwärts in Richtung Fluss“ (Ruixada d’estiu, tota s’aigo sempre va abaix cap al riu).

Eine ähnliche Kraft besitzt ansonsten lediglich die Kraft der menschlichen, anfangs zeitweise blinden Leidenschaft, wie der deutsche Pädagoge Friedrich Löchner unter seinem Dichter-Pseudonym Erich Ellinger anschaulich analysierte: „Liebe ist oft wie ein Schauer: heftig, doch nur von kurzer Dauer.“ Auf der ländlichen Insel funktionierte die Wettervorhersage in vorigen Jahrhunderten nach der ebenso einfachen wie treffsicheren Prophezeiung: „Bei verdecktem Mond, Nebel und Schauer; bei strahlendem Mond, trocken und windig“ (Lluna tapada, boire i ruixada; lluna lluent, sequedat i vent). Dass ein und dieselbe Angelegenheit je nach Interessenlage unterschiedliche Reaktionen hervorrufen kann, besagt ein philosophisch anmutendes Sprichwort: „Ein Schauer regnet nie nach dem Geschmack von allen“ (Una ruixada mai plou a gust de tothom). Das Schlusswort stammt vom Dramatiker Henrik Ibsen, der über die Beständigkeit von Beziehungen dies vermerkte: „Die Blume der Liebe braucht kleine und große Regenschauer, um ihre Frische zu bewahren.“