Mallorca-Urlauber, die einen Mietwagen buchen wollen, reiben sich zurzeit verwundert die Augen: War nicht in den vergangenen Monaten ständig über steigende Preise für die Autos berichtet worden? Wer am Freitagmittag (8.7.) etwa beim Broker billiger-mietwagen.de kurzentschlossen für Mitte Juli einen Mietwagen auf der Insel leihen wollte, der zahlte etwa beim Anbieter Record go für eine Woche zwischen dem 14. und dem 21. Juli für die billigste Kategorie lediglich 17,72 Euro am Tag. Klar: Eine Vollkasko-Versicherung war bei diesem Angebot nicht dabei, auch muss eine Kaution von 1.100 Euro für das Auto hinterlegt werden, wenn man keine zusätzliche Versicherung abschließt.

Dennoch waren solche Schnäppchen vor ein paar Wochen noch undenkbar. Experten hatten noch im Frühjahr vorhergesagt, dass die Mietwagenpreise in diesem Jahr auf Mallorca kaum unter die 45 Euro am Tag fallen dürften. Lieferengpässe bei den Herstellern in Verbindung mit einem Urlauberboom nach dem Ende der akuten Pandemiephase sorgten für einen akuten Automangel.

Viele neue Autos auf der Insel eingetroffen

Dieser ist zumindest zum Teil aufgefangen worden auf der Insel, wie etwa Antoni Masferrer, der Präsident des Verbandes der großen Autoverleiher auf den Inseln (Baleval), der MZ sagt: „Es sind in den vergangenen Tagen und Wochen zahlreiche Autos auf Mallorca eingetroffen, die teilweise von den Mietwagenfirmen im Ausland aufgekauft wurden, um die Nachfrage zu bedienen.“

Vor allem die Big Player der Branche hätten Fahrzeuge herbeigeschafft, von wo es nur ging. Und so gebe es nun zumindest kurzfristig einen Überhang an Autos. Die Nachfrage sei zwar weiterhin hoch, doch der Engpass habe sich somit etwas entspannt. Auch Masferrers Kollege Ramón Reus, der dem Verband der kleineren Vermieter vorsteht (Aevab), schiebt die günstigeren Angebote auf die neu eingetroffenen Fahrzeuge.

Auslieferung der Autos weiterhin ein Glücksspiel

Darüber hinaus hätten einige Urlauber aufgrund der hohen Preise doch auf einen Mietwagen verzichtet, weshalb nach seiner Wahrnehmung die Nachfrage nicht mehr ganz so hoch sei wie noch im Frühjahr, als man teilweise bis zu 900 Euro pro Woche für die kleinste Kategorie hinblättern musste. 

Frieder Bechtel, der Sprecher von billiger-mietwagen.de beobachtet ebenfalls, dass die Preise seit dem Peak in der Osterwoche deutlich gesunken sind. Nun sei es so, dass die Bestellungen der Firmen langsam eintrudelten.„Dieses Jahr weiß man nie, wie lange die Hersteller für die Auslieferung brauchen“, sagt Bechtel. Es bleibt für die Mietwagenanbieter beim Glücksspiel, wie auch Antoni Masferrer bestätigt. Die Unsicherheit in der Planung sei enorm.

Im August und September wird es schon wieder teurer

Und laut Frieder Bechtel dürfte die schwierige Gemengelage in der Mietwagenbranche auch noch eine ganze Weile anhalten. Aus Gesprächen mit Brokern habe man erfahren, dass es mindestens bis zum Jahr 2024 deutlich weniger Mietwagen geben werde als vor der Corona-Pandemie. „Und bis dahin werden die Preise dementsprechend höher sein“, erklärt Bechtel.

Was Mallorca betreffe, hätten sich viele Urlauber ohne Mietwagen organisiert oder gleich das Urlaubsziel angesichts der insgesamt gestiegenen Preise ganz überdacht. Auf dem spanischen Festland sei es hingegen deutlich einfacher, Mietwagen auch zu günstigen Preisen zu bekommen. Bechtel glaubt, dass es sich bei den Angeboten im Juli um „absolute Einzelfälle“ handelt. 

Dass er mit dieser Einschätzung offenbar Recht hat, zeigt sich bei einem Blick in die kommenden Monate: Bei Buchungen im August und September steigen die Preise bereits wieder deutlich an. Unter 40 Euro am Tag ist dann wieder kaum ein Auto zu bekommen. Deshalb empfiehlt Bechtel auch weiterhin, mit genügend Vorlauf zu buchen. Drei bis vier Monate seien ideal. Je kurzfristiger die Buchung, desto höher die Preise, lautet die Faustregel. Außer in diesem Juli.