Die beiden 23 und 25 Jahre alten Schwestern aus Nordrhein-Westfalen, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (2.9.) in der Cala Mandia im Osten von Mallorca ertranken, sind aufgrund des Sturms und starken Wellengangs mehrfach gegen die Felsen am Rand der Bucht geschleudert worden. Das hat nun die Obduktion der beiden Leichen ergeben, die zahlreiche Verletzungen und Schläge aufwiesen. Todesursächlich waren die Zusammenstöße mit der Felswand allerdings nicht. Die beiden Schwestern starben durch Ertrinken.

Wie genau der Ablauf des Unglücks war, versuchen die Ermittler gerade herauszufinden. Nach Informationen der Zeitung "Última Hora" hatten Polizisten bereits am Unfallort versucht, die vier Begleiter der beiden Schwestern zu befragen, doch diese seien derart am Boden zerstört gewesen seien, dass sie kaum ein Wort herausgebracht hätten. Deshalb kontaktierten die Ermittler die Gruppe am Freitag erneut.

Der Schwester zu Hilfe geeilt

Wie das "Diario de Mallorca" berichtet, habe eine der Frauen, die es wieder an den Strand geschafft hatte, offenbar kurz nach dem Unglück ausgesagt, dass eine der beiden Schwestern bewusstlos im Meer trieb und ihre Schwester ihr zu Hilfe kommen wollte. Doch letztlich wurde auch sie von den Wellen erfasst.

Die Ermittler sind sich einig, dass die Tragödie durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ausgelöst wurde. Mitausschlaggebend für den dramatischen Ausgang der Nacht dürfte die Ortsunkenntnis der Gruppe gewesen sein, die wohl erst kurz vor dem Unglück auf Mallorca eingetroffen war. Möglicherweise kannten die sechs Frauen, die gemeinsam ein Ferienhaus in der Cala Mandia gemietet hatten, die Gegebenheiten vor Ort noch kaum. "Es ist eine enge Bucht mit Felsen auf beiden Seiten und nur einer offenen Seite zum Strand", zitiert das "Diario de Mallorca" einen verantwortlichen Polizisten in der Gegend.

Kleine Feier am Strand

Dazu kam die freudige Urlaubsstimmung der Gruppe, die die kommenden Tage gemeinsam auf Mallorca verbringen würden. Nach Polizeiangaben hatten die Frauen gemeinsam mit einem deutschen Mann eine kleine Feier am Strand veranstaltet. Sie hatten im Sand zu Abend gegessen und wahrscheinlich auch Alkohol getrunken. "Wir glauben allerdings nicht, dass dieser Umstand für den Unfall ausschlaggebend war", sagt der Polizist.

Aufgrund der späten Uhrzeit war sonst niemand am Strand, auch die Rettungsschwimmer hatten Stunden vorher bereits ihre Arbeit eingestellt. Wie der MZ ein Einsatzleiter der Rettungsleitstelle 112 bestätigt, wehten an der gesamten Ostküste am frühen Donnerstagabend bei Ende der Schicht für die Rettungsschwimmer die roten Flaggen, die das Baden verboten. Der Sturm war bereits aufgezogen, der Wellengang stark. "Die Flaggen werden bei Schichtende der Rettungsschwimmer allerdings abgebaut", erklärt der Einsatzleiter der MZ. "Für uns ist der Strand dann gesperrt, aber natürlich gibt es keine physische Absperrung und viele Urlauber wissen das nicht."

Zusätzliche Gefahr: absolute Dunkelheit

Genauso wie viele Touristen, die in Ferienhäusern unterkommen, nicht gesagt bekommen, dass die Strände auf der Insel wegen Corona derzeit nachts ohnehin noch gesperrt sind. "In den Hotels wird das den Gästen beim Check-In mitgeteilt", sagt der Einsatzleiter.

Eine zusätzliche Falle für die Opfer und gleichzeitig eine große Herausforderung für die Retter war auch die absolute Dunkelheit, die zum Unglückszeitpunkt in der Bucht herrschte. Durch die Bewölkung gab es keinerlei Mondlicht, das derzeit aufgrund abnehmenden Mondes ohnehin gering gewesen wäre. Beleuchtung gibt es an dem Strand keine, so dass die Sicht wohl maximal 1,5 Meter betragen habe, erklärt der Einsatzleiter der MZ. "Das ist für die Retter eine sehr schwierige Situation, weil sie sich selbst in Lebensgefahr begeben", sagt er.

Keine Vorwürfe von Seiten der Polizei

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Vier Nationalpolizisten holten schließlich die eine der beiden Schwestern aus dem Meer, die andere hatte zuvor bereits ein Begleiter der Gruppe an den Strand ziehen können. Dennoch: Die Polizisten wollen der Gruppe ausdrücklich nicht Leichtsinn oder gar Verantwortungslosigkeit vorwerfen: "Es waren junge Frauen im Urlaub. Das war ein tragisches Unglück, das vielen von uns hätte passieren können."

Nach Informationen von "Última Hora" sollen nun Familienangehörige der beiden tödlich verunglückten Schwestern auf die Insel kommen, um die Rückführung nach Deutschland zu organisieren. Beide Frauen lebten offenbar in derselben Kleinstadt im Kreis Lippe in Ostwestfalen.