Die Nationalpolizei hat bei einer großangelegten Razzia gegen Online-Kriminalität eine Bande hochgenommen, die mit vorgetäuschten Liebesbeziehungen Geld erschwindelt hat. Insgesamt wurden 16 Personen festgenommen, 15 davon in Palma de Mallorca.

Die Kriminellen lernten ihre Opfer, hauptsächlich alleinstehende Frauen, über falsche Profile auf Dating-Websites kennen. Teilweise wurde über Jahre hinweg das Vertrauen der Frauen erschlichen. Unter zahlreichen Vorwänden und vorgetäuschten Notfällen versuchten sie dann, ihren Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen. Häufig mit Erfolg.

835.000 Euro in Alicante erbeutet

Die Ermittlungen begannen mit einem spektakulären Fall in Alicante. Die Kriminellen gaben sich als US-Marinesoldat aus und begannen eine virtuelle Beziehung zu einer Frau. Jahrelang hielten sie die Fassade aufrecht, setzten einen Schauspieler ein, der regelmäßig Videocalls mit dem Opfer durchführte. In dieser Zeit bat der falsche Soldat immer wieder um finanzielle Hilfe unter anderem für Flugtickets, Steuerzahlungen, Bestechungs- und Schutzgelder.

Insgesamt nahm die Bande der Frau 835.000 Euro ab. Die Frau überwies ihrem vermeintlichen Online-Liebespartner ihr gesamtes Erspartes und nahm später sogar Darlehen auf, um mehr Geld schicken zu können. In seiner Verzweiflung schickte das Opfer ihm über einen Kurierdienst ein Paket mit einem hohen Bargeldbetrag.

Insgesamt wurden 75 Überweisungen auf Konten in Spanien, Indonesien und Malaysia durchgeführt. Die Ermittler beobachteten monatelang die Geldbewegungen, um den Empfängern auf die Schliche zu kommen.

Mindestens 20 Opfer, darunter in Deutschland

Die Frau in Spanien war nicht das einzige Opfer. Insgesamt sollen mindestens 20 Personen auf die Masche hereingefallen sein, darunter in Deutschland. Weitere Geschädigte wurden in Litauen, Italien, Rumänien, Luxemburg, Finnland, Polen, der Slowakei und Kroatien aufgetan. Die Beute soll sich auf weit über eine Million Euro belaufen.

Die Organisation hatte ein ganzes kriminelles Netzwerk aufgebaut, das aus Strohleuten bestand, die das Geld aus den Betrügereien auf ihren Bankkonten entgegennahmen und es dann durch Überweisungen ins Ausland, insbesondere nach Malaysia und Indonesien, weiterleiteten. Die ergaunerten Beträge waren so hoch, dass sie gelegentlich in Bitcoins investiert wurden, um das Kapital abzuschöpfen.

Bei dem Rädelsführer der Bande, der nun mit seinen Gehilfen festgenommen wurde, soll es sich um einen 27-Jährigen handeln. Die Bande besteht aus Mitgliedern verschiedener Nationalitäten. /pss