Das Flugchaos auf Mallorca aus deutscher Perspektive: Wie eine MZ-Leserin am Flughafen München strandete

Am Flughafen Mallorca kam es durch den Sturm am Sonntag (27.8.) in den vergangenen Tagen zu kritischen Situationen. Aber auch in Deutschland waren die Folgen zu spüren

Die Anzeigetafel im Flughafen München im Terminal 2 zeigt die Flugzeiten der abfliegenden Flugzeuge an.

Die Anzeigetafel im Flughafen München im Terminal 2 zeigt die Flugzeiten der abfliegenden Flugzeuge an. / Foto: Felix Hörhager/dpa

MZ

Das durch den Sturm am Sonntag verursachte Chaos sorgte am Flughafen Mallorca in den vergangenen Tagen für kritische Situationen, teilweise kam es sogar zu Rangeleien zwischen Urlaubern und Bodenpersonal. Während auf der Insel viele Urlauber vor allem um eine Alternative für den Heimweg bangten, mussten andernorts zahlreiche andere Reisenden auf ihren Flug auf die Insel warten. Eine MZ-Leserin schildert, wie sie die Situation am Flughafen München erlebt hat:

"Mein Flug ging am Sonntag, den 27.8. um 13 h, mit Vueling. Angekommen bin ich am Montag, den 28.8. um 13.46 Uhr. Immer mit meinem kleinen Hund im Schlepptau. Diese Airline funktioniert normalerweise gut – aber dieses Mal ging gar nichts mehr. Und das lag nicht nur am Sturm auf Mallorca oder in München. Erste Verspätungsanzeige um 14 Uhr, via Ansage: bitte sofort zum Gate kommen, es gibt eine Möglichkeit, in wenigen Minuten zu starten. Dann, abgehetzt, mit meinem Hund in der Tasche, in der Schlange am Gate: ein Satz mit x: mit gleich Fliegen wird wohl nix. Ok, ist halt so, der Sturm auf Mallorca. Nach einer Stunde wurde am Gate angezeigt: Abflug um 17.50 Uhr. 

Beate und Marius, meine Sitznachbarn am Gate und die vielen anderen Mitreisenden, viele mit kleinen und vorbildlich ruhigen Kindern, machten das Beste daraus: Warten, auf engem Raum. Geht ja heute noch nach Mallorca. Die bis 17 Uhr noch anwesende Mitarbeiterin von Vueling informierte uns dann, dass die Crew zwar um 15 Uhr aus Mallorca mit Verspätung gelandet sei, aber den Flug nach Mallorca leider nicht mehr begleiten könne. Man bemühe sich, eine neue Crew zusammenzustellen, es ginge heute noch nach Mallorca, aber nun erst um 23.20h. Ganz sicher. Es dauert halt ein paar Stunden, bis eine neue Crew gefunden wird. Sie verstehen! Die Mitarbeiterin verteilte dann netterweise noch Essensgutscheine über 12 Euro - und wart dann nicht mehr gesehen. Wir waren allein auf uns gestellt, im Niemandsland des Münchner Flughafens. Mit eingecheckten Koffern.

Klick. Telefonat beendet

Die Dame in der telefonischen Zentrale am Flughafen München wusste um 18.30 Uhr nichts von einem verspäteten bzw. noch ausstehenden Flug nach Mallorca. Sie müsse in Frankfurt anrufen, ich solle mich noch einmal melden, vielleicht wisse sie dann mehr. Bei Vueling Deutschland und Spanien antwortete ein robot und verwies darauf, dass es aus wettertechnischen und organisatorischen Gründen leider zu Verspätungen bzw. Stornierungen im Flugverkehr käme und man via Mail oder auf der Vueling-App über den Status des Fluges informiert würde. Klick. Telefonat beendet.

Um 20.30 Uhr kam eine Mail von Vueling, dass unser Flug gestrichen wurde und wir umbuchen könnten oder einen refund bekommen. Mein Nachbar Marius wählte den refund, da er nur für wenige Tage auf der Insel ausspannen wollte und nun mindestens einen von viert Tagen Urlaub verloren hatte. Beate, ich und viele andere wählten die Option München - Palma am Montag, 28.8., 9.50 h.

Neuer Flug, neues Glück. Die Koffer sollten “in Kürze” bei der Gepäckausgabe sein, bitte checken Sie dann morgen wieder ein. Da im Münchner Flughafen Personalmangel herrscht, standen ca. 100 Koffer einfach so da, die niemand abholte. Außer uns Gestrandeten kamen auch immer mehr Menschen und Kinder in den Gepäckbereich, deren Maschine aus Korfu und anderen Destinationen gelandet war - die nun auch auf ihre Koffer warteten. Das Band bewegte sich nicht, eine Stunde lang. Also rief ich um 21.30 h wieder bei der Zentrale des Münchner Flughafens an, mit der Frage, wann denn unsere Koffer kämen. Man wisse es nicht, Personalmangel.

Drei Stunden auf den Koffer warten

Das kam mir bekannt vor: bei Ankunft auf dem Münchner Flughafen vor 2 Wochen wartete ich “nur” 1,5 Stunden auf meinen Koffer, aus eben diesem selben Grund. Ein anderer Mitreisender wartete letzte Woche geschlagene 3 Stunden auf seinen Koffer. Als ich die Dame an der anderen Leitung dann ziemlich bestimmt darüber informierte, dass wir nun seit fast 11 Stunden auf dem Airport festsäßen und sofort unsere Koffer haben wollten, sprang das Band tatsächlich an. Unsere Koffer waren dabei. Große Freude.

Nun ab ins Hotel, in der Nähe des Flughafens. Eigentlich sollte das von den Vueling - Mitarbeitern vor Ort gebucht werden. Aber von welchen?! Das Flightgate Munich Airport war überraschend gut, ganz modern, mit großen, weichen Betten, doggies sind auch erlaubt. Für 56.- Euro sind sie dabei, plus 44.- Taxi, hin- und zurück. Kosten die wir hoffentlich von der Airline wieder erstattet bekommen. Die Barfrau Amira verwöhnte uns mit einem dunklen Weißbier - die Welt war wieder in Ordnung.

Am nächsten Morgen

Am Morgen dann wieder zum Flughafen, bekannte Gesichter, einchecken, Sicherheitskontrolle, hurra, der Flug geht pünktlich ´raus. Zu früh gefreut: warten am Gate. Keine Info, kein Mitarbeiter, bis 9.30 Uhr. Eine Stewardess kam, Hoffnung, geht’s jetzt los! Um 10 Uhr stand die Stewardess immer noch vor der Glastüre, die zum Flugzeug führte. Auf die Frage, was nun los sei, antwortete sie: sie käme gerade aus Barcelona und solle uns nun nach Mallorca begleiten. Warum nur sie hier stünde und die Glastüre sich nicht öffnen würde, wisse sie nicht. Sie würde auch niemanden bei Vueling erreichen, so sorry….sie tat mir fast leid, denn sie war den Tränen nah.

Um 10.30 Uhr kam endlich jemand, der zuständig war.  Um 11.46 Uhr waren wir in der Luft, auf dem Weg zum Objekt der Begierde. Ankunft 13.46 h, hurra. Koffer kamen auch ganz schnell. Geht doch - auf Mallorca.

Anekdote zum Schluss

Eine kleine Anekdote zum Schluss: eine andere Stewardess kam nach Abflug zu mir und erzählte mir, dass sie gestern um 15 Uhr aus Mallorca gelandet seien und eigentlich wieder mit uns auf die Insel fliegen sollten - sobald es sturmtechnisch machbar wäre.  Die Crew musste dann über vier Stunden im Flieger warten, bis Munich Airport einen Finger zum Flieger brachte und die Crew aussteigen ließ. Die gesamte Crew wurde dann sofort ins Hotel gebracht, mit der Info, dass Munich Airport heute, am Sonntag, nicht genügend Mitarbeiter habe, um für verspätete Flüge eine Starterlaubnis zu geben, vor allem nicht um 23.20 Uhr. Vueling wusste ab 19 Uhr, das der Flug nicht mehr rausgehen würde. Niemand informierte uns, erst die Mail von Vueling um 20.30 Uhr, dass der Flug storniert sei. Sie sagte mir weiter, dass es in der letzten Zeit generell ein Problem am Münchner Flughafen gäbe und sie am liebsten nicht dort hinfliegen würden. Das ist wirklich ein Skandal. Informationstechnisch vonseiten Vueling. Organisationstechnisch vonseiten des Münchner Flughafens.

Der Pilot entschuldigte sich dann sehr nett bei allen Passagieren für alle Unannehmlichkeiten, die wir in mittlerweile 25 Stunden erleben durften. Wenigstens."

THEMEN