Beamte versteckten Drogen in einer Bar: Prozess gegen Ex-Polizeichef von Magaluf auf Mallorca beginnt

Bei dem Prozess geht es zum einen um eine Drogenrazzia im August 2013, zum anderen um eine Nebenbeschäftigung des Hauptangeklagten

Vier der Angeklagten am ersten Prozesstag

Vier der Angeklagten am ersten Prozesstag / B. Ramon

Der nächste Prozess wegen mutmaßlicher Korruption in der Polizei auf Mallorca hat begonnen: Seit Montag (16.10.) stehen vier Polizeibeamte und zwei Unternehmer vor Gericht. Im Mittelpunkt befindet sich José Antonio Navarro, der ehemalige Chef der Ortspolizei von Calvià und damit einer der Hauptverantwortlichen für die Sicherheit im Urlauberort Magaluf. Er muss sich für zwei unterschiedliche Vergehen verantworten.

Vorwurf eins: Die Drogenrazzia

Zum einen ist da eine Razzia, die am 31. August 2013 stattfand. Zwei Ortspolizisten, die ebenfalls angeklagten Antonio de Santos und Miguel Pallicer, gingen mit einem Drogenspürhund in eine Bar in Magaluf. Der Hund schlug an, hinter einem Sofa entdeckte man ein Briefchen Kokain. Das Problem: Die Videoüberwachung zeigt, dass einer der beiden Beamten die Drogen vorab dort versteckt hatte. Erschwerend kommt nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hinzu, dass kein Bericht über diesen Fund erstellt wurde. Der Verdacht: Es habe sich um einen Erpressungsversuch gehandelt.

Die Betreiber des Lokals suchten das Gespräch mit der Gemeindeverwaltung. Bei einem Treffen war auch Polizeichef Navarro anwesend. Ihm wurde das Video vorgelegt, aber er weigerte sich zum einen, interne Ermittlungen einzuleiten. Zum anderen warnte er die Barbetreiber vor Konsequenzen, sollten sie mit dem Video an die Öffentlichkeit gehen.

Vorwurf zwei: Die gestoría

Zum anderen geht es bei dem Prozess um eine Nebenbeschäftigung, der Navarro neben seiner Polizeiarbeit nachging. So habe er jahrelang in einer gestoría ausgeholfen, die Arbeitsverträge für zwei Nachtclub-Unternehmen bearbeitete, die auch Lokale in Magaluf hatten. In der Gestoría arbeitete auch der ebenfalls angeklagte, ehemalige Polizeichef von Marratxí, Antonio Ledesma. Der Polizei wird vorgeworfen, die beiden Nachtclub-Unternehmer Juan Ferriol und Juan Miguel Lunes vor Kontrollen gewarnt und auch anderweitig bevorzugt zu haben. Die beiden Firmeninhaber sitzen auch auf der Anklagebank.

In der Partymeile Punta Ballena in Magaluf.

In der Partymeile Punta Ballena in Magaluf. / Juan Luis Iglesias

Das sagte der Hauptangeklagte am ersten Prozesstag

Am ersten Prozesstag beantwortete Navarro nur die Fragen seiner Anwälte. Er erklärte, er habe vorab nichts von der Razzia mit dem Drogenspürhund gewusst. Als er darüber informiert wurde, habe man ihm erklärt, es habe sich um eine "Übung gehandelt". Dies habe er für plausibel gehalten. Er fügte hinzu, dass er 2014, im Jahr nach der Aufnahme, von den Betreibern des mittlerweile geschlossenen Nachtclubs erpresst worden sei. Der Lokalbetreiber hatte im Zusammenhang mit dem mamading-Skandal, bei dem es Freigetränke gegen Oralsex gab, eine 55.000-Euro-Strafe erhalten. Laut Navarro seien er und die Gemeinde Calvià gedrängt worden, die Strafe zurückzunehmen, damit das Video von den versteckten Drogen nicht publik wird.

Bezüglich der Zusammenarbeit mit der Gestoría erklärte der Angeklagte, seine Arbeit dort habe nie in Konflikt mit seinen Aktivitäten als Polizist gestanden. Nie habe er die Anweisung gegeben, ein Unternehmen zu bevorzugen. Zudem habe er gar nicht die Kompetenz gehabt, bei Strafen einzugreifen.

Das sagten die anderen Angeklagten

Der Mitangeklagte Ledesma beantwortete auch nur die Fragen seines Anwalts. Der Ex-Beamte hatte vor seiner Zeit in Marratxí auch in Calvià gearbeitet, hatte diese Stelle aber Jahre vor den im Prozess verhandelten Vorfällen aufgegeben. Er erklärte, keinen Zugang zu Informationen über die Strafverfolgung von Unternehmen in Calvià gehabt zu haben.

Auch die beiden Ortspolizisten, die die umstrittene Razzia durchgeführt hatten, kamen am ersten Prozesstag zu Wort. Laut ihrer Aussage wurde die Kontrolle des Lokals von einem Oberkommissar der Guardia Civil angeordnet, die ebenfalls an der Razzia beteiligt war. Demnach habe man keine Drogen gefunden. Damit der Drogenspürhund aber mit einem positiven Erlebnis aus der Kontrolle hervorging, habe man das Kokain platziert. In keinem Fall sei dies zur Einschüchterung der Lokalbetreiber geschehen.

Zuletzt hatten die beiden Unternehmer das Wort. Einer von ihnen erklärte, seit über 30 Jahren mit der Gestoría zusammengearbeitet zu haben, aber nie mit dem Angeklagten Ledesma zu tun gehabt zu haben. Polizeichef Navarro sei er hin und wieder in einem Tennisclub begegnet, allerdings habe man nie über polizeiliche Vorgänge oder Strafen gesprochen. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.