In der Linkskoalition im Inselrat von Mallorca stehen die Zeichen wieder auf Krise. Die Regionalpartei Més, Juniorpartner in dem Bündnis, will nun die eigenen Mitglieder befragen, ob die Koalition nach dem Streit um einen Sponsoring-Vertrag mit dem Erstligisten Real Mallorca weitergeführt werden soll. Man fühle sich von Inselratspräsidentin Catalina Cladera (Sozialisten) erpresst, heißt es. Die Sozialisten wiederum werfen Més vor, die Verhandlungen zu dem Thema beständig zu blockieren.

Streit ohne Ende

Die Streitereien dauern nun schon einige Wochen an und wurden eigentlich in einem Verhandlungsmarathon beigelegt. Ihren Ursprung hat die Krise in einer Abstimmung im Verwaltungsrat der Stiftung Mallorca Turisme: Real Mallorca sollte für die Bewerbung des Sporttourismus in der Saison 2022/23 eine Summe von insgesamt 1,8 Millionen Euro erhalten. Zu dem Deal gehört neben Marketingaktionen im In- und Ausland auch der Name des Stadions, Visit Mallorca, der zwar Mallorcas Dachverband der Hoteliersvereinigungen (FEHM) gehört, aber der dem Inselrat fürs Marketing überlassen wurde.

Més lehnt den Deal ab - zum einen, weil die zur Hochsaison überlaufene Urlaubsinsel nicht weiter beworben werden solle, zum anderen dürfe nicht nur ein Fußballclub gefördert werden. In einem neunstündigen Verhandlungsmarathon am 18. August wurde zwar beschlossen, die Tourismuswerbung aus dem Abkommen herauszunehmen, ansonsten blieb die Einigung aberso vage, dass der Streit jetzt wieder neu ausgebrochen ist. Der dritte Bündnispartner dagegen, die Linkspartei Podemos, hat mit dem ausgehandelten Kompromiss offenbar keine Probleme.

Gegenseitige Vorwürfe

Bel Busquets, Més-Politikerin und Vizepräsidentin des Inselrats, sprach von einem einseitigen Pakt, den die Sozialisten quasi im Hinterzimmer mit einer privaten Institution vereinbart hätten. Das könne man nicht akzeptieren. Der Insel-Sport müsse vielmehr in Form einer öffentlichen Ausschreibung gefördert werden.

Andreu Serra, Sozialist und Sportdezernent im Inselrat, wies die Vorwürfe zurück. Man habe das Projekt bei mehreren Treffen besprochen und erfülle mit dem Abkommen den Koalitionsvertrag.

Weitreichende Folgen

Die Krise im Inselrat wirft auch einen Schatten auf die Linksregierung auf Balearen-Ebene - auch hier müssen Sozialisten, Més und Podemos miteinander auskommen. Während die Partei Més ihr Unbehagen mit dem Massentourismus immer deutlicher formuliert, verfolgen die Sozialisten einen pragmatischeren Kurs und verweisen auf das neue Tourismusgesetz, das unter anderem eine langfristige Reduzierung der Gästebettenzahl vorsieht. Vor dem Hintergrund der im Frühjahr kommenden Jahres anstehenden Regionalwahlen ist der Konflikt eine Steilvorlage für die konservativen Oppositionsparteien. /ff