Der Streit um eine Spanien-Flagge an der Schule La Salle in Palma de Mallorca wird womöglich juristische Konsequenzen haben. Am Freitag (25.11.) hatte eine Katalanisch-Lehrerin ihre Klasse aufgefordert, eine Landesfahne abzuhängen und berief sich dabei auf die Schulregeln. Die Schüler hatten sich dem widersetzt und waren daraufhin bis Montag vom Unterricht suspendiert worden. Die Lehrerin war seitdem Anfeindungen und sogar Morddrohungen von Rechtsextremen ausgesetzt gewesen.

Die balearische Regierung hat nun angekündigt, deswegen Anzeige zu erstatten. Regierungssprecher Iago Negueruela nannte einige der Beleidigungen gegen die Lehrerin, die in den sozialen Netzwerken geäußert wurden: "Ratte", "Nazi" oder auch "Separatistenschlampe." Zudem war die Adresse der Frau durchgesickert und ihre Familie wurde angegriffen, es kursierten sogar Bilder ihrer minderjährigen Tochter. Negueruela betonte, dass dies eine Situation sei, die "in einer demokratischen Gesellschaft inakzeptabel ist."

Rechtsextreme Partei Vox goss Öl ins Feuer

Ähnlich äußerte sich auch der katalanische Bildungsminister Martí March. Sowohl er als auch Negueruela versicherten, dass die Schulaufsichtsbehörde eine Untersuchung an der Schule eingeleitet hat und einen Bericht zur Klärung der Vorfälle erstellen wird. March erklärte, dass er mit der Schulleiterin von La Salle in Kontakt stand, deren vorrangiges Ziel nun die Wiederherstellung des Zusammenlebens an der Schule sei. "Die Schule muss den Konflikt intern lösen", sagte er. Er bekräftigte auch seine "absolute Unterstützung" für die Lehrerin angesichts der Morddrohungen, die er als "unerträglich" bezeichnete. 

Darüber hinaus kritisierte der Bildungsminister scharf die politische Instrumentalisierung des Vorfalls durch rechtsextreme Kräfte, die versuchen würden, "in unruhigen Gewässern zu fischen" und dazu die Schule benutzt hätten. Der Sprecher von Vox auf den Balearen, Jorge Campos, hatte Öl ins Feuer gegossen, indem er äußerte: "Die Lehrerin sollte nicht bedroht, sondern entlassen werden." Er verurteile zwar das Verhalten von "vier hirnlosen Leuten gegen die Lehrerin", die Lehrerin und die Schulleitung jedoch noch mehr, da sie Kinder ausgeschlossen hätten, weil sie mit einer spanischen Flagge die Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft anfeuern wollten. 

Deutliche Worte von Francina Armengol

Kern des Konflikts – und eigentlicher Anlass für die Disziplinarmaßnahme – war aber laut der Darstellung der Schule nicht das Flagge-Aufhängen an sich, sondern das respektlose Verhalten der Schüler gegenüber ihrer Lehrerin, wie auch Präsidentin Francina Armengol noch einmal klarstellte. Sie warf der Rechtspartei Vox vor, "zu Hass und Gewalt gegen Lehrer" aufzustacheln. "Hier geht es nicht um Flaggen oder Fußball, sondern um eine Lehrerin, die mit dem Tod bedroht und mit Fotos ihrer Tochter unter Druck gesetzt wurde, weil sie ihre Arbeit machte. Das ist eine Schande, die nichts mit Demokratie zu tun hat, das ist Faschismus", sagte sie. 

Der konservativen Oppositionpartei PP, die ihrerseits zu "Besonnenheit" aufgerufen hatte, warf die Präsidentin "donnerndes Schweigen" vor. Marga Prohens, die Chefin der Volkspartei PP, hatte erklärt: "Es ist traurig und bedauerlich, dass eine interne Angelegenheit eines Bildungszentrums zu dem geführt hat, was wir an diesem Wochenende erlebt haben." Das Wichtigste sei aber, dass zuerst "alle Fakten geklärt würden." Sie verurteilte alle Anschuldigungen und Drohungen, sowohl gegen die Lehrerin als auch gegen die Schüler, "die ebenfalls gelitten haben". Die PP-Jugendorganisation „Nuevas Generaciones" hatte anfangs noch auf ihrem Twitter-Account gefordert, dass die Lehrerin des Landes verwiesen werden soll. Inzwischen hat sie den Tweet auf Ersuchen der Partei gelöscht.

Küsse und Umarmungen von Schülern

Zuspruch bekommt die Katalanisch-Lehrerin nicht nur von der Politik, sondern auch in der Schule: Nach dem Wochenende wurde sie von vielen Schülern mit Applaus, Umarmungen und Küssen begrüßt. Den ganzen Montagvormittag über erhielt sie Sympathiebekundungen, auch vonseiten des Schulpersonals und ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Dennoch war die Unterstützung nicht einhellig: Einige Schüler äußerten sich auch kritisch über die Lehrerin und die von der Schule ergriffenen Maßnahmen. Die Parallelklasse der betroffenen Schüler erschien gar aus Solidarität in Trikots der spanischen Nationalmannschaft im Unterricht. 

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Die gesamte Klasse, die in den Konflikt verwickelt war, wurde am Montagmorgen beim Betreten der Schule zum Nachdenken über die Geschehnisse aufgefordert. Während La Salle in diesen Tagen versucht, die zerrütteten Beziehungen an der Schule zu reparieren, liegt der Ball nun bei der Staatsanwaltschaft. /bro