Cala Millor, Sa Coma, S’Illot: Eine neue Partei will für die Menschen in den Urlaubsorten an der Ostküste von Mallorca kämpfen

Die neue Partei „Gent per Sa Coma – Cala Millor – S’Illot“ will den Küstenorten mehr Gehör verschaffen und nach den Wahlen im Mai ins Rathaus von Sant Llorenç einziehen. Erfahrung darin haben die Gründer bereits

Arbeitstreffen der neuen Partei Gent per Sa Coma - Cala Millor - S'Illot

Arbeitstreffen der neuen Partei Gent per Sa Coma - Cala Millor - S'Illot / Ariane GRAMELSPACHER

Ariane Gramelspacher

Cala Millor, Sa Coma, S’Illot – als Urlaubziele sind die Orte an der Ostküste bedeutsam, doch in den zuständigen Rathäusern kommen sie immer wieder zu kurz. Diese Meinung scheint zumindest unter vielen Anwohnern vorzuherrschen. Die neue Partei „Gent per Sa Coma – Cala Millor – S’Illot“ will dafür kämpfen, dass den Orten mehr Gehör und vor allem mehr Geld aus den Haushaltsmitteln der Rathäuser zukommt – und auch dafür, ausländische Residenten besser einzubeziehen.

„Die Parteigründung basiert auf den Bedürfnissen der Menschen. Bevor wir irgendwelche offiziellen Schritte unternommen haben, fragten wir die Anwohner nach ihren Gedanken und Meinungen, und alle stimmten uns zu, dass etwas getan werden muss“, sagt Cristian Gallardo. Er ist eines der Gründungsmitglieder – und wohnt wie alle seine Parteikollegen selbst an der Küste. Man kennt sich seit Jahren, entsprechend herzlich ist die Stimmung bei dem Arbeitstreffen am Samstag (25.2.), an dem auch die MZ-Reporterin teilnimmt.

Seit Jahren engagiert

Die meisten Gründungsmitglieder engagieren sich auf die eine oder andere Weise schon lange für die Menschen vor Ort: Gallardo selbst ist beispielsweise Präsident des Fußballclubs von Cala Millor, sein neuer Parteikollege Miguel Domínguez führt den Elternbeirat der Schule in Sa Coma an, und Emilia Díaz-Asensio und Nicolás Bordal sitzen aktuell beide sogar als Gemeinderäte für Cala Millor im Rathaus von Sant Llorenç. Bislang gehörten sie der Partei GISCa an, einer Vereinigung, die ursprünglich vor allem für die Belange der Anwohner Son Carriós eintrat, sich nach 30 Jahren aber kürzlich auflöste.

Jahrelang stellte GISCa den Bürgermeister, seit den Wahlen 2019 regieren sie gemeinsam mit der sozialistischen PSIB und der linksregionalen Més Esquerra. „Gent per Sa Coma – Cala Millor – S’Illot“ will nun neuen Wind in die Parteienlandschaft bringen und versuchen, bei der Kommunalwahl am 28. Mai möglichst viele Stimmen in Sant Llorenç zu bekommen. Denn obwohl Cala Millor verwaltungstechnisch teilweise zu Son Servera und S’Illot zu Manacor gehört, ist Sant Llorenç die Schlüsselgemeinde für die Küstenregion.

Wirtschaftszentrum Küste

Es sei eine „Ungerechtigkeit“, dass das Geld, das hauptsächlich durch das Tourismusgeschäft am Meer erwirtschaftet werde, zu großen Teilen der Infrastruktur in den Orten im Inselinneren zugutekomme, finden die Parteigründer. „Erst recht, weil die Zahl der Küstenbewohner in den letzten Jahren stark gestiegen ist, ohne dass die Haushaltsmittel angepasst wurden“, so die einhellige Meinung. Konkrete Forderungen haben die Aktivisten noch nicht ausgearbeitet – erst seit Anfang Februar ist die Gründung offiziell durch. Fest steht nur, dass man sich für ein neues Seniorenzentrum, ein Jugendzentrum, einen Recyclinghof und eine Kinderarztpraxis am Meer einsetzen will. Auch solle mehr auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen an der Küste eingegangen werden.

Während die Orte mit den Rathäusern sommers wie winters eine eher gleichbleibende Bevölkerungszahl aufwiesen, die sich fast ausschließlich aus Einheimischen zusammensetzt, und auch der Arbeitsmarkt deutlich stabiler ist, schwanke an der Küste sowohl die Anwohnerzahl als auch der Beschäftigungsgrad stark. „Die politischen Verantwortlichen haben das aber nicht täglich vor Augen, weil sie oft selbst nicht dort leben. Für sie existieren die Bedürfnisse der Menschen an der Küste nur peripher“, lautet die Kritik.

Viele Ausländische Residenten

Nicht zu vergessen der hohe Anteil an ausländischen Residenten. „Wir möchten auch die Anwohner erreichen, die kein Spanisch sprechen“, betont Cristian Gallardo. Durch Übersetzer in den Rathäusern beispielsweise oder mehrsprachige Internetauftritte der Gemeinden. Bereits jetzt engagiere sich ein deutscher Resident im neuen Parteiprojekt. In eine politische Richtung drängen lassen will man sich dagegen nicht. „Wir agieren fern von politischen Extremen“, ist auch in der Pressemitteilung zur Gründung zu lesen.

Bis zu den Wahlen bleibt viel zu tun: 13 Kandidaten wollen gekürt und ihre Listenplätze bestimmt werden, das Parteiprogramm muss konkretisiert und verschriftlicht werden. „Dann kommen die Wahlversprechen dran“, scherzen die Gründungsmitglieder, werden aber schnell wieder ernst. Man strebe in den kommenden Wochen Gespräche mit Verbänden, Unternehmen, Geschäften und Vereinen an. So bürgernah wie möglich eben.

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