Dritter Zwischenfall: Orcas zerstören erneut das Steuerruder eines Segelbootes auf dem Weg nach Mallorca

Die portugiesische "Tiro" wollte zur Regatta Copa del Rey in der Bucht von Palma, als es kurz vor der Meerenge von Gibralter zu der "Interaktion" kam

Orcas sind unter Seglern inzwischen gefürchtet.

Orcas sind unter Seglern inzwischen gefürchtet. / Kyodo/dpa

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Erneut haben Orcas ein Segelboot nahe der Meerenge von Gibraltar angegriffen, das auf dem Weg zur Regatta Copa del Rey vor Mallorca war. Manche Biologen sprechen inzwischen allerdings eher von "Interaktionen" als von Angriffen, weil nicht klar ist, ob die Tiere die Segelboote tatsächlich attackieren oder eher spielen wollen. Laut dem Pressesprecher des Club Náutico in Palma, José Luís Miró, trug sich die Begegnung mit den Schwertwalen am Freitag (21.7.) zu.

Bekannt wurde sie allerdings erst am Dienstag (25.7.). Das portugiesische Segelboot "Tiro" von Nuno Vasco war gegen 19 Uhr auf dem Weg in Richtung Gibraltar, als sich vor dem Küstenort Barbate zwei kleinere Orcas dem Boot genähert hätten.

"Schnell das Interesse verloren"

"Sie haben in Windeseile das untere Drittel des Steuerruders zerbrochen und dann schnell das Interesse verloren", berichtet Nuno Vasco der Fachzeitschrift "Gaceta Náutica". Laut der Zeitung ist das Boot dann zunächst in den Hafen von La Linea de Concepción eingefahren, wo die Besatzung feststellte, dass keine Schäden an der Struktur des Bootes aufgetreten sind.

Deshalb entschied sich die Crew weiter nach Valencia zu fahren, wo nun die Schäden am Steuerruder repariert werden sollen. Ersetzt werden könne es nicht, so Nuno Vasco gegenüber der Zeitung. Es gebe derzeit kein passendes Ersatzteil, das so schnell herangeschafft werden könnte. Ohnehin muss sich die Crew beeilen, denn die Copa del Rey startet bereits am Samstag (29.7.) in der Bucht von Palma.

"Sache wird langsam ernst"

Nuno Vasco äußert sich in der "Gaceta Náutica" besorgt über die zunehmenden Zwischenfälle mit Orcas. "Die Sache wird langsam sehr ernst." Eine Teilnahme an der Copa del Rey sei unter anderem mit großem Personal- und Materialaufwand verbunden.

"Und sich dann der Lotterie mit den Orcas auszusetzen, mit den Risiken, die davon ausgehen, kann ein entscheidender Faktor in der Zukunft sein, für uns und für andere Boote." Vasco schließt damit offenbar nicht aus, den Weg nach Palma in den kommenden Jahren nicht mehr zu nehmen, sollten die Zwischenfälle mit den Schwertwalen anhalten.

Auch "Corsario" und "Kapote Tercero" von Orcas beschädigt

Vor der "Tiro" waren mit der "Corsario" und der "Kapote Tercero" bereits zwei Teilnehmerboote der Copa del Rey von Orcas beschädigt worden. Laut Miró sind die Boote inzwischen repariert und können an der Regatta teilnehmen. Die Zwischenfälle ereigneten sich kurz vor der Meerenge von Gibraltar noch im Atlantik, aber auch im Mittelmeer auf Höhe des andalusischen Estepona.

Laut José Luís Miró gab es allein in diesem Jahr bereits 120 Interaktionen zwischen Orcas und Segelbooten rund um die Meerenge von Gibraltar, die meisten in den zurückliegenden Wochen und Monaten. "Die Orcas haben praktisch die Meerenge von Gibraltar für Segler blockiert", sagt Miró. In den vergangenen drei Jahren seien es bis zu 600 Zwischenfälle gewesen.