Den Pokalsieg vor Augen, den Abstieg im Nacken: Das schwierige Doppelleben von Real Mallorca

Der Inselclub kam im Hinspiel des Halbfinals der Copa del Rey mit einem blauen Auge davon. In der Liga sieht die Lage des Erstligisten aber langsam bedrohlich aus

Das Stadion war gegen Real Sociedad voll. Die Zuschauer bekamen aber keine Tore zu sehen.  | FOTO: BOSCH

Das Stadion war gegen Real Sociedad voll. Die Zuschauer bekamen aber keine Tore zu sehen. | FOTO: BOSCH / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Dass Real Mallorca im Februar noch in zwei Wettbewerben vertreten ist, kommt nur alle paar Jahrzehnte vor. Verständlicherweise ist die Insel ob der Erfolge in der Copa del Rey im Ausnahmezustand. Dabei darf der Verein aber nicht das Alltagsgeschäft vergessen. In der Liga rückt der Erstligist den Abstiegsplätzen immer näher.

Es liegt nahe, dass der Fokus derzeit stark auf den Pokal gerichtet ist. Der Copa-Sieg 2003 ist bis heute die einzige nennenswerte Trophäe, die Real Mallorca gewonnen hat. So nah dran an einem Titel wie jetzt war der Verein seit damals nicht. Das Hinspiel des Halbfinals gegen Real Sociedad de San Sebastián am Dienstag (6.2.) endete torlos, für die Mallorquiner war es aber ein gefühlter Sieg. Gästetrainer Imanol Alguacil ärgerte sich, dass sein Team „Real Mallorca am Leben gehalten hat“.

Real Sociedad vergab zahlreiche Chancen

Nach 45 eher unspektakulären Minuten übernahm der Favorit aus dem Baskenland im zweiten Abschnitt die Kontrolle. Die Hausherren kamen kaum mehr aus der eigenen Hälfte, und die Gäste vergaben mehrere Großchancen. Insbesondere Stürmer Sadiq schoss gleich drei Mal am leeren Tor vorbei. „Die Hoffnung lebt. Natürlich sind wir im Rückspiel der krasse Außenseiter, aber wir werden kämpfen“, versprach Mallorcas Trainer Javier Aguirre.

Am 27. Februar steht die entscheidende Partie an. Wie in vielen anderen Pokalwettbewerben gibt es in der Copa del Rey die Auswärtstorregel nicht mehr, bei der Tore in der Fremde mehr zählen. Sprich: Bei einem Unentschieden geht es mit Verlängerung und Elfmeterschießen weiter.

So geht es in der Liga weiter

Zuvor stehen drei Ligaspiele an, in denen Real Mallorca auf jeden Fall das Punktepolster im Kampf gegen den Abstieg etwas ausbauen sollte. Dieses ist zuletzt auf nur noch drei Zähler geschmolzen. Der Inselclub ist nun das erste Team, das über dem Strich steht, der die Abstiegszone in der Tabelle markiert. Am Freitag (2.2.) gingen die Mallorquiner auswärts gegen Athletic Bilbao sang- und klanglos unter und verloren verdient mit 0:4. Die Pokaleuphorie täuscht gefährlich über die Situation hinweg. In der Liga gab es zuletzt fünf Begegnungen ohne Sieg.

Am Sonntag (11.2., 16.15 Uhr) kommt Rayo Vallecano auf die Insel. Die Fans des Arbeiterclubs aus Madrid haben sich zuletzt beim Heimspiel gegen den FC Sevilla danebenbenommen. Ein jugendlicher Zuschauer pikste mit dem ausgestreckten Zeigefinger dem Gästespieler Lucas Ocampos in den Hintern, der gerade den Ball an der Seitenlinie einwerfen wollte. Der Argentinier blieb erstaunlich ruhig und zeigte die Aktion beim Schiedsrichter an. Unverständlich war die Reaktion der Rayo-Spieler, die den jungen Fan im Anschluss umarmten. Im Stadion von Son Moix muss kein Spieler Angst vor einer solchen Attacke haben, der Sicherheitsabstand zwischen Tribüne und Spielfeld ist groß genug.

Aus sportlicher Sicht lief es für Rayo zuletzt bescheiden. Der Club konnte in den vergangenen fünf Spielen ebenfalls nicht gewinnen. Auf dem 13. Tabellenplatz haben die Madrilenen vier Punkte Vorsprung vor Real Mallorca. Am Wochenende darauf geht es mit dem nächsten Heimspiel weiter, und wieder heißt der Gegner Real Sociedad. Vor dem Pokal-Rückspiel geht es dann noch auswärts gegen Deportivo Alavés.