Müll auf Mallorca: An der historischen Stadtmauer von Palma türmt sich der Bauschutt

Die Arbeiten am Baluard del Príncep und Palmas Stadtmauer ruhen wegen der Insolvenz einer Firma. Aber kann nicht mal wer den Müll wegräumen?

Alles andere als ästhetisch: Bauschutt direkt an der historischen Stadtmauer in Palma.

Alles andere als ästhetisch: Bauschutt direkt an der historischen Stadtmauer in Palma. / B. Ramon

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Es ist wahrlich keine Postkartenansicht, die sich Einheimischen und Urlaubern momentan an einem zentralen Ort in Palma bietet. Neben der Stadtmauer Baluard del Príncep im Südosten der Altstadt stapelt sich in hässlichen Anhäufungen Bauschutt in weißen Säcken. Daneben liegen alte Rohre, Holzplanken und anderer Abfall.

Dass es mit den Bauarbeiten an der historischen Stadtmauer nicht weitergeht, ist eine Sache. Aber dass kiloweise Bauschutt an einem der exponiertesten Orte ein paar Schritte vom Meer entfernt liegt, regt nicht wenige Menschen auf der Insel auf. Der MZ schrieben gleich mehrere Leserinnen und Leser, schickten Fotos mit und fragten verständnislos, wieso der Schutt nicht weggeräumt wird.

Palma hat Madrid angeschrieben

Das sei nicht ganz so einfach zu beantworten, windet sich der Sprecher der Abteilung für Stadtplanung im Rathaus von Palma, José Luís Crispín, ein wenig. Selbstverständlich sei er sich bewusst, dass das Bild, das dort abgegeben werde, nicht gerade erbaulich sei. Das Rathaus von Palma habe sich dieser Angelegenheit auch schon angenommen, sei aber letztlich für diesen Bereich nicht zuständig und könne den Schutt deswegen auch nicht selbst wegräumen. „Wir haben aber bereits das Ministerium für Transport, Mobilität und städtische Agenda in Madrid angeschrieben und darum gebeten, die Säcke mit Bauschutt zu entfernen“, sagt Crispín.

Als Geldgeber verantwortlich für die seit Monaten wegen der Insolvenz des Bauunternehmens ruhenden Arbeiten am Baluard del Príncep ist tatsächlich die spanische Zentralregierung. „Und deswegen ist es das Ministerium, das die Säcke entfernen lassen muss oder den pleitegegangenen Bauträger damit beauftragen muss“, sagt Crispín. Es sei aber nicht so einfach, da noch zu verantwortlichen Personen vorzudringen.

Niemand von der Baufirma aufzutreiben

Das Ministerium wiederum ist mehr als 800 Kilometer entfernt und stört sich nachvollziehbarerweise nicht so sehr an den Säcken wie die Menschen in Palma. Eine Nachfrage der MZ per E-Mail in Madrid bleibt denn auch unbeantwortet. Ein Kontakt zur Baufirma „Bauen Constructora“, die zuletzt am Baluard del Príncep tätig war, ist nicht aufzutreiben. Die Verantwortlichen haben sich längst aus dem Staub gemacht und lassen die Baustelle Baustelle sein.

An der Gestaltung der Stadtmauer wird seit nunmehr 14 Jahren gearbeitet, und eigentlich steht das Projekt mit den Arbeiten am Baluard del Príncep kurz vor der Fertigstellung. Nach der Insolvenz von „Bauen Constructora“ arbeitet das Ministerium derzeit an einer Neuausschreibung.

Es fehlen nur noch sieben Prozent

Zuvor müsse aber noch der Vertrag mit dem in Konkurs gegangenen Auftragnehmer gekündigt sowie ein neues Ausführungsprojekt erstellt werden, hatte es noch vor ein paar Wochen gegenüber der MZ geheißen. Mit anderen Worten: Die Baustelle dürfte auf absehbare Zeit brachliegen, obwohl laut Ministerium lediglich noch sieben Prozent der Ausführung fehlen.

Die Arbeiten kamen Ende vergangenen Jahres zum Erliegen – zu einem Zeitpunkt, als sie eigentlich schon abgeschlossen sein sollten. Zunächst wurden die internationalen Lieferprobleme als Ursache für die Verzögerungen vermutet. Dabei stammt der verwendete Marès aus Steinbrüchen auf der Insel. Als nach einem Ultimatum aus dem Ministerium in Madrid nichts weiterging, zogen auch die anderen Subunternehmen – bis zu neun an der Zahl – ihr Arbeitsgerät von der Baustelle ab.

Von sechs Bauphasen fehlen derzeit nur noch zwei: Zum einen geht es um Abschlussarbeiten, Bodenpflaster, Begrünung und Parkbänke rund um die Anlage, zum anderen um ein Besucherzentrum mit Cafeteria innerhalb des Komplexes. Zum Teil sind es Änderungen, die auf Antrag von Palmas Stadtverwaltung nachträglich in die Pläne aufgenommen worden sind, konkret die Pflanzung von 13 Kiefern sowie die Aufstellung von 17 Parkbänken und fünf zusätzlichen Laternen. Für beide Phasen sind zusammen 4,8 Millionen Euro veranschlagt. Insgesamt fließen mehr als zehn Millionen Euro in die Arbeiten am Baluard del Príncep.

Abonnieren, um zu lesen