Es ist ein Mallorca-Klassiker: Ärger mit Mietwagenfirmen. Gerade auch in diesem Jahr, in dem die Preise durch die Ungewissheit, wie es mit Corona weitergehen würde, relativ hoch waren, berichten wieder zahlreiche Leser der MZ von Problemen mit Anbietern.

Fall Hiper Rent a Car

So etwa Dominic Reese aus Düsseldorf. Der Familienvater mietete am 1. September bei Hiper Rent a Car mit dem VW Caddy einen Siebensitzer an, um mit den drei Kindern, seiner Frau und seinem Vater auf Mallorca Urlaub zu machen. Nach, wie er berichtet, nicht einmal 100 Kilometern Fahrt hatte er am Cap Formentor einen Kupplungsschaden. „Es war Stop-and-go-Verkehr, als plötzlich die Kupplung durchgedreht ist.“ Der Abschlepper musste kommen und den Van aufladen. „Wir sind das Fahren von Schaltwagen auch auf schwierigen Strecken gewöhnt“, sagt Dominic Reese.

Man habe dann bei Hiper ein Ersatzauto bekommen, musste aber dafür eine Kaution von 600 Euro hinterlegen. „Bei der ersten Buchung wurde diese Kaution vergessen, aber Hiper hat dann die Kaution des Ersatzwagens einbehalten und zusätzlich noch einmal 700 Euro abgebucht, um damit den Schaden zu begleichen“, beklagt sich Dominic Reese. Für die zweite Abbuchung hat Hiper nach Ansicht von Reese nie eine Erlaubnis bekommen. „Ich hatte eine Vollkasko-Versicherung ohne Selbstbeteiligung abgeschlossen.“ Und ohnehin sei eine kaputte Kupplung ein Verschleißteil, das man nicht demjenigen in Rechnung stellen könne, bei dem es dann endgültig kaputtgehe. Seit dem Schaden sei die zuvor sehr einfache Kommunikation mit dem Unternehmen plötzlich schwierig geworden. Es gebe keine deutschsprachigen Mitarbeiter mehr, E-Mails würden nicht beantwortet.

Hiper: falsche Handhabung

Bei Hiper Rent a Car sieht man die Sache etwas anders. Eine Mitarbeiterin, die den Fall mitbetreut, gibt der MZ Auskunft. Das Auto sei erst zwei Jahre alt gewesen, da könne ein Kupplungsschaden kaum als Verschleiß bezeichnet werden. Zumal die Kupplung aufgrund falscher Handhabung durchgeschmort sei. „Der Geruch nach verbranntem Material war deutlich zu vernehmen.“ Im Übrigen sei Hiper Rent a Car jederzeit erreichbar, man habe keine E-Mail von Reese erhalten, zumindest nicht an die dafür vorgesehene Adresse.

Ein weiteres Problem ist die Versicherung. Die Hiper-Mitarbeiterin versichert, dass Reese beim Unternehmen selbst keine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen habe. Es könne allerdings sein, dass die Buchungsplattform, über die Reese das Auto reserviert hatte, eine Vollkasko-Versicherung ohne Selbstbeteiligung zugesichert habe. „In diesem Fall muss der Kunde dann allerdings mit der Plattform direkt verhandeln.“

Hiper Rent a Car hat im Internet zumeist gute Bewertungen, diesen Sommer werden dem Unternehmen lediglich die teilweise langen Warteschlangen an der Autoausgabe vorgeworfen. Etwas anders sieht es da bei Goldcar aus. Das Unternehmen ist bereits seit Jahren bekannt für seinen zuweilen schwierigen Umgang mit den Kunden. Auf der einen Seite bietet Goldcar Autos für kleines Geld an, auf der anderen Seite wird dann am Schalter offenbar nicht selten versucht, den Kunden teure Zusatzversicherungen aufzuschwatzen.

Fall Goldcar

So zumindest ist es Reinhold Liboschik vor wenigen Tagen ergangen, als er sein Auto am Flughafen von Palma in Empfang nehmen wollte. Die Mitarbeiterin am Schalter habe darauf bestanden, dass Liboschik eine Zusatzversicherung abschließe. „Wir kannten das Vorgehen bereits und wollten auf eigenes Risiko die Versicherung nicht abschließen“, erzählt Liboschik der MZ. Daraufhin habe sich die Mitarbeiterin am Schalter allerdings geweigert, das Auto herauszugeben. Es sei hin- und hergegangen, so Liboschik, die Situation habe sich immer weiter zugespitzt, zwischenzeitlich habe die Gefahr bestanden, dass der Konflikt handgreiflich ausgetragen würde, so der Ingolstädter.

Er räumt ein, stur gewesen zu sein, sieht aber nicht ein, dass er ein Auto, das er bezahlt hatte, nicht entgegennehmen dürfe. Auch habe er darauf bestanden, das Beschwerdeformular ausgehändigt zu bekommen, das in Spanien jedes Unternehmen ausgeben muss, wenn der Kunde danach verlangt. „Das Beschwerdeformular wurde mir mehrfach verweigert“, erzählt Liboschik der MZ.

So sieht der Unterboden des Seat aus, den Reinhold Liboschik ausgehändigt bekam. privat

Nach einer knappen halben Stunde sei dann aus heiterem Himmel „wohl eine Vorgesetzte“ auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob es ein Problem gebe. Nach einer kurzen Erklärung durch Liboschik habe die Frau die Herausgabe des Autos veranlasst. Der Oberbayer bekam einen Seat, der allerdings „total fertig“ war, wie Liboschik berichtet. Der Unterboden sei aufgerissen, der Lack weise zahlreiche Dellen auf, der Wind pfeife hinein, und bei Regen sei es undicht. Der Deutsche machte mehrere Fotos, um den Zustand des Wagens zum Zeitpunkt des Anmietens zu dokumentieren.

Versicherung einfach abgebucht

Das könnte Sie interessieren:

Erst im Verlauf des Urlaubs merkte Liboschik, dass Goldcar mehr als 400 Euro für die Versicherung tatsächlich abgebucht hatte. Nach einer Beschwerde hatte er das Geld am nächsten Tag wieder auf seinem Konto.

Beim Unternehmen mit Sitz in Alicante will man die MZ nicht zu einem Pressebeauftragten durchstellen. Stattdessen spricht der Kundenbetreuer im Call-Center davon, dass der Kunde „Pech mit der Mitarbeiterin am Schalter“ gehabt habe. Er könne sich den Zwischenfall nur damit erklären, dass Liboschik auf seiner Kreditkarte nicht genügend Verfügungsrahmen gehabt habe, um die Kaution zu hinterlegen, die fällig wird, wenn die Versicherung nicht abgeschlossen wird. Liboschik sagt, er habe die Kaution hinterlegt. Die Versicherung sei keinesfalls obligatorisch, bestätigt der Goldcar-Mitarbeiter am Telefon.