Schon im Sommer 2021 waren die Preise für Mietwagen auf Mallorca teils happig. Vor allem im Juli und August fehlten die Autos. Und die Aussichten für die Hauptsaison 2022 sind nicht besser: Branchenvertreter rechnen auch im nächsten Sommer damit, dass deutlich weniger Mietautos auf der Insel unterwegs sein werden als vor Corona. Seien im Jahr 2019 rund 120.000 Mietwagen auf den Inseln umhergefahren, dürften es nach Schätzungen von Unternehmern im Jahr 2022 maximal noch rund 70.000 sein. Und damit steigen automatisch die Preise.

Ramón Reus, der Präsident der Vereinigung der kleineren Mietwagenfirmen AEVAB, schätzt, dass man 2022 für einen Seat Ibiza mindestens 50 bis 60 Euro am Tag ansetzen muss. Er bezeichnet es als "absurd", dass vor der Pandemie große Anbieter Mietwagen teilweise für 5 Euro oder weniger am Tag vermietet hätten. Es sei nicht zu verstehen, dass es teilweise billiger gewesen sei, auf Mallorca ein Auto statt ein Fahrrad zu mieten.

Im Winter und Frühling hatten die Mietwagenfirmen den reduzierten Fuhrpark noch mit der coronabedingten Unsicherheit rechtfertigt. Zu Beginn des Sommers hieß es dann, dass sie zwar zusätzliche Autos bestellen wollten, der Markt aber schon leergefegt sei.

Nun führen die Unternehmer einen weiteren Grund für den Rückgang der Mietwagen aus: die weltweite Knappheit an Halbleitern. In modernen Autos werden inzwischen Hunderte dieser Chips eingebaut. Und die weltweite Produktion stockt, weil inzwischen aufgrund der steigenden Nachfrage nach Elektroautos Halbleiter in immer größerer Zahl hergestellt werden müssen. Auch in Handys, Reisepässen, Kreditkarten oder Fernsehern werden die Chips benötigt. Die zumeist asiatischen Hersteller kommen derzeit mit der Produktion nicht mehr nach.

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Das hat auch Auswirkungen auf die Autoindustrie, die ihrerseits die Nachfrage nicht mehr wie gewohnt bedienen kann. Die Wagen würden nun bevorzugt an Privatleute verkauft, sagt Andrés Vidal vom Verband der balearischen Autohändler. Der Grund: Private Käufer bekommen auf die Autos üblicherweise weniger Rabatt als die Mietwagenfirmen. Bei privaten Käufern beträgt der Nachlass gewöhnlich maximal 10 Prozent, Mietwagenfirmen bekommen teilweise mehr als 30 Prozent Rabatt.

Vor allem für die großen Mietwagenfirmen könne die Knappheit der Autos zum Problem werden, weil diese nach der Saison ihre Pkw auf dem Gebrauchtwagenmarkt abgeben und für die nächste Saison neue kaufen, glauben Reus und Vidal. Schnäppchenpreise für Mietwagen dürfte es somit auch 2022 kaum geben - was den Unternehmern offensichtlich nicht unrecht ist. /jk