Die Hoffnungen auf eine außerordentlich gute Urlaubersaison 2022 auf Mallorca sind groß. Nicht zuletzt sind es die Reiseveranstalter und Hoteliers selbst, die Optimismus verbreiten - wohl auch, um die Reiselust weiter anzheizen. Die MZ hat bei kleineren, unabhängigen Reisebüros in Deutschland nachgefragt - und ein deutlich weniger einheitliches Bild gezeichnet bekommen.

"Hier und da wird speziell Mallorca nachgefragt, aber grundsätzlich ist die Nachfrage nach der Insel aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses verhalten", berichtet Petra Keuenhof, Reiseberaterin des Reisebüros Fahrentrapp in Köln. Stattdessen entschieden sich vor allem Familien oft für die Türkei, die Kanaren oder Ägypten und Tunesien. "Familien wollen häufig All-Inklusive im Cluburlaub, und da gibt es auf Mallorca nunmal fast nur sehr teure Angebote."

Paare ohne Kinder buchen Mallorca

Es seien eher Paare ohne Kinder, die sich momentan für Mallorca entscheiden, "dann aber auch eher in der Nebensaison". Positiv: "Das Thema Corona ist fast durch, die Leute wollen reisen"; so Keuenhof. Wie sich der Ukraine-Russland-Krieg auf das Reiseverhalten auswirken könne, müsse man erst noch abwarten. "Das könnte Mallorca natürlich in sofern in die Karten spielen, als dass einige angesichts der Krise dann doch von Reisen in die Türkei Abstand nehmen."

Marcus Kückelmann, Teamleiter des Reisebüros Reiseclub 24 in Dortmund, bewertet die Mallorca-Buchungen deutlich besser. "Wir verzeichnen eine sehr große Nachfrage. Mallorca ist für viele wie Zuhause. Und wir haben in Deutschland viele Wohlhabende, die auch mehr Geld bezahlen, um nach Mallorca zu kommen." Corona sei kaum noch Thema. "Die Leute haben gelernt, damit zu leben und das Reiseverhalten hat sich wenig geändert, da die Hygienekonzepte in den Hotels sehr sicher sind", so Kückelmann. Nur mit den langfristigen Buchungen täten sich einige noch schwer. "Früher haben die Leute von November bis Januar ihren Sommerurlaub gebucht. Jetzt haben wir Ende Februar, und liegen etwa bei 2/3 der Buchungen, die wir sonst um diese Zeit hatten." Der Rest werde dann wohl spontan gebucht - von denen, die sich nicht jetzt schon festlegen wollen.

Voraussichtliche Preissteigerungen führen zu Frühbuchungen

Monika Fröhler, Reiseberaterin beim Reisebüro Luna Reisen in Hamburg, geht sogar noch weiter. "Im Januar waren einige mit den Buchungen noch zögerlich, aber im Februar haben wir fast schon das Niveau von 2019 erreicht. Das kam schlagartig. Die Leute brauchen einfach einen Lichtblick, nach diesem langen dunklen Winter in Hamburg, sie sind geradezu sehnsüchtig und hoffen zudem, dass sich die Corona-Lage im Sommer weiter entspannt." Auch die in den Medien viel kommunizierten vorraussichtlichen Preissteigerungen bewögen viele dazu, ihre Reisepläne lieber jetzt schon festzuzurren, um noch akzeptablere Preise mitzunehmen. "Ich glaube, wer auf Last-minute baut wird es dieses Jahr schwer haben", so Fröhler. Sie ist davon überzeugt: "Für Mallorca wird es eine gute Saison, auch im Mai und in den Herbstferien."

Unentschlossener, was die bevorstehende Saison angeht, zeigt sich eine Mitarbeiterin des Reisebüros Reisekontor Löhl in Berlin. "Man kann es jetzt noch nicht so pauschal sagen. Einige Kunden sind mutig, andere buchen nur kurzfristig wenn es um Flugreisen geht, die noch mehrere Monate in der Zukunft liegen." Eine durchweg gute Saison will sie der Insel noch nicht prophezeien. "Zumindest bei uns läuft es momentan noch immer auf kurzfristige Anfragen hinaus."

Leute sind bereit, mehr Geld auszugeben

Auch Kerstin Urbach, Reiseberaterin vom Reisebüro Singer Reisen in München, wägt ab. "Mallorca ist eigentlich ein Dauerbrenner. Im Konkurrenz-Reiseland Griechenland ziehen die Preise auch an, und die Leute sind durchaus bereit, diesen Sommer mehr Geld auszugeben, weil sie seit zwei Jahren nicht im Urlaub waren", berichtet Urbach von ihren Erfahrungen. Trotzdem sei das Buchungsvolumen noch deutlich geringer als vor der Pandemie. "Unsere Nachfragen beschränken sich vor allem auf die kommenden Monate bis Ende Juni, für die Sommersaison selbst sind es noch nicht so viele." Urbach verfolgt die Trends in der Reisebranche genau.

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"Ich habe den Eindruck, dass es regionale Unterschiede gibt. Die Menschen in Nord- und Ostdeutschland scheinen in diesem Jahr weniger zögerlich zu buchen als bei uns in Süddeutschland." Zudem dauere die Beratungszeit für die einzelnen Kunden momentan etwa ein Drittel länger als vor der Pandemie. "Viele sind eben doch noch verunsichert oder haben Nachfragen, darauf muss man eingehen. Vielleicht erscheint es anderen Kollegen deshalb so, als hätten sie so viel zu tun, einfach, weil man mit fast jedem Kunden länger braucht." Dass der Krieg in der Ukraine die Mallorca-Reisen negativ beeinflussen könnte, glaubt Urbach nach aktuellem Stand nicht. "Natürlich muss man da erst einmal abwarten, bis man genaues sagen kann, doch es ist wahrscheinlich, dass die Menschen nun eher in Richtung Westen, also Mallorca, fliegen wollen statt nach Griechenland oder in die Türkei."