Es braucht ein wenig die Fantasie eines Bauherren im Angesicht des Rohbaus sowie die Chuzpe eines Richard Branson, um sich hier, am Nordhang der Serra de Tramuntana, das von dem britischen Milliardär angekündigte "luxuriöseste Hotel im Mittelmeerraum" vorzustellen. Aber es wird: Richard Bransons Traum eines Luxushotels auf dem Gemeindegebiet von Banyalbufar auf Mallorca nimmt Form an. An die 60 Bauarbeiter werkeln hier Tag für Tag, um die für den Sommer 2023 geplante Eröffnung zu ermöglichen. Mitarbeiter der Luxushotelkette Virgin Limited Edition haben am Donnerstag (12.5.) erstmals Pressevertreter über die Baustelle geführt.

Das Hotel entsteht auf dem historischen Anwesen Son Bunyola, die Gäste sollen in einem Herrenhaus untergebracht werden, das so im 18. Jahrhundert errichtet wurde, deren Ursprünge aber bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Auf den insgesamt 4.300 qm bebauter Fläche werden 28 Zimmer untergebracht, sieben davon große Suiten mit Salon, Schlafzimmer, Terrasse oder Balkon. Hinzu kommen zwei Pools und zwei Restaurants. Andere Luxushotels auf der Insel haben mehr von alledem, viel mehr. Was Son Bunyola eines Tages obendrein bieten will, das wird bei diesem Rundgang deutlich, ist Geschichte, Natur und Exklusivität.

Seit sieben Jahren wieder im Besitz von Branson

Sieben Jahre ist es nun her, dass der Gründer der Virgin-Unternehmensgruppe Son Bunyola erneut erwarb - er hatte es schon zuvor einmal besessen, dann aber wieder verkauft, wohl weil seine Hotelpläne auf Widerstand stießen, vielleicht aber auch, weil der Unternehmer das Geld anderweitig brauchte.

"Von da an haben wir erst einmal zwei Jahre gebraucht, um herausfinden, was dieses Anwesen einmal war, und was wir daraus machen wollen", sagt Robert Aquadro, Projektentwickler bei Virgin Limited Edition. Damit einher ging die archäologische Erkundung und Erfassung der frühgeschichtlichen, maurischen und mittelalterlichen Reste auf dem Anwesen. Die insgesamt 350 Hektar, die Richard Branson hier besitzt, sind in vieler Hinsicht das Weltkulturerbe Serra Tramuntana im Kleinformat.

Die Abfahrt nach Son Bunyola, dem Hotel-Anwesen von Richard Branson Ciro Krauthausen

Viele Kompromisse eingegangen

Und sie genießen allerhöchsten Schutz: "Wir mussten viele Kompromisse eingehen", sagt Robert Aquadro über die Umsetzung des Projekts. Nicht ein einziger zusätzlicher Quadratmeter durfte bebaut werden, sämtliche historischen Gemäuer mussten originalgetreu erhalten bleiben, die geplanten Tennisplätze konnte sich Tennisnarr Richard Branson gleich ganz abschminken. "Wir haben uns hier an alle Auflage gehalten", versichert auch der angehende Hoteldirektor und General Manager Vincent Padioleau. Den Bau leitet der renommierte mallorquinische Architekt Guillermo Reynés, umgesetzt wird das Vorhaben von der auf der Insel beheimateten Baufirma Grupo Ferrá. Zum Einsatz kommen, wo immer möglich, Materialien von der Insel, etwa die bekannten Huguet-Fliesen.

Geschichte also und Natur. Wobei die hier stellenweise apokalyptisch daherkommt: Im August 2020 brauten sich über Son Bunyola und dem benachbarten Anwesen Son Coll des deutschen Immobilienunternehmers Christian Völkers zwei Wetterfronten zu einem Jahrhundertsturm zusammen. Sie hoben das Dach beider Herrensitze ab, ließen die Wand eines Turms aus dem 15. Jahrhundert einstürzen, zerstörten etliche kleinere Bauten.

Und sie entwurzelten Zehntausende Bäume. Wenngleich die Mitarbeiter von Son Bunyola versichern, dass es schon viel besser aussähe, ist das Ausmaß der Zerstörung immer noch offensichtlich - und erschütternd. "Das Areal und die Schäden sind viel zu groß, um sie zu beseitigen, vieles wird erst einmal so bleiben", sagt Robert Aquadro.

Waldschäden an den Hängen von Son Bunyola, dem Hotel-Anwesen von Richard Branson. Ciro Krauthausen

In drei Jahren gibt es Branson-Wein

Kiefern sollen hier nach der Katastrophe keine mehr angepflanzt werden, stattdessen würde man wieder Olivenhaine freilegen, Mandelbäume pflanzen und Wein anbauen, versichert Vincent Padioleau. Zwei Hektar der für Banyalbufar typischen Malvasia-Traube seien schon angelegt, in drei Jahren könne dann der erste Branson-Wein verkostet werden, sagt der Hoteldirektor. Auf Son Bunyola, das auch über einen eigenen Meereszugang verfügt, solle wieder Landwirtschaft betrieben werden.

An einer der landschaftlich womöglich schönsten Ecken des gesamten Mittelmeerraums aus dem Fenster auf ein riesiges Anwesen zu blicken, das bis zum Meer reicht, und dabei so gut wie keine andere Bebauung zu erblicken - das ist das Pfund, mit dem Son Bunyola wohl eines Tages wuchern wird gegenüber all den anderen luxuriösen Herbergen. Auf Mallorca und auf der ganzen Welt: Zu der Virgin-Limited-Edition gehören bereits jetzt sieben weitere Hotels und Resorts, darunter zwei Privatinseln in der Karibik sowie Resorts in Kenia und Südafrika, im marokkanischen Atlas-Gebirge und in der Schweiz.

Der Ausblick von der noch im Bau befindlichen Hotelterrasse von Son Bunyola, dem Anwesen von Richard Branson. Ciro Krauthausen

Zimmerpreise werden noch nicht genannt

Zu diesen Refugien für Superreiche soll dann auch Son Bunyola gehören. Hoteldirektor Vincent Padioleau hütet sich davor, den geplanten Preis für die Suiten zu nennen, er dürfte aber vierstellig sein. Darauf schließen lassen die Preise der drei Villen, die in Son Bunyola und den benachbarten Branson-Anwesen bereits jetzt von Virgin Limited Editions vermietet werden. Die Vier-Schlafzimmer-Villa Sa Terra Rotja, zu der die Journalisten nach dem Baustellenbesuch geführt werden, kostet in der Hochsaison mit Vollpension 30.625 Euro die Woche.

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Sa Terra Rotja - eine von Virgin Limited Editions in der Gemeinde Banyalbufar vermietete Villa

Der Komfort ist entsprechend und hilft der eingangs erwähnten Bauherren-Fantasie dann doch noch auf die Sprünge. Richard Branson hat hier erst vergangene Woche gewohnt und das erste Mal seit zwei Jahren in Son Bunyola nach dem Rechten gesehen. Er werde fortan häufiger hier sein, so heißt es, um zu schauen, was aus seinem Hotel wird.

So soll das Hotel Son Bunyola nach der Fertigstellung einmal aussehen. Virgin Limited Edition