Warum Umweltschützer gegen den Konzessionär Mar de Mallorca an der Playa de Palma vorgehen

Der Verleih der Strandliegen und Sonnenschirme an der Playa de Palma dürfte einträglich sein. Die Umweltschutzorganisation GOB ficht nun die Konzession für 2024 an und spricht von einem „geschützten Monopol“ für Mar de Mallorca

Sonnenschirme und Liegen von Mar de Mallorca an der Playa de Palma.

Sonnenschirme und Liegen von Mar de Mallorca an der Playa de Palma. / Maria Pedraz

Johannes Krayer

Johannes Krayer

In wenigen Wochen bekommen die Mitarbeiter von Mar de Mallorca wieder Arbeit. Dann stellt der Konzessionär an der Playa de Palma wie jedes Jahr die Strandliegen und Schirme für die Badegäste am kilometerlangen Sandstrand auf. Mar de Mallorca hat die Konzession dabei bereits seit dem Jahr 1997 inne, eine sehr lange Zeit. Und das zuletzt ohne rechtliche Grundlage, glaubt man bei der Umweltschutzorganisation GOB.

Deshalb haben die Naturschützer nun gegen die Verlängerung der Konzession vonseiten der Stadtverwaltung in Palma um ein weiteres Jahr Einspruch eingelegt. Sie berufen sich darauf, dass die Konzession für die Liegen und Schirme, die Reinigung des Strandes sowie der Bepflanzung der Grünanlagen an der Promenade bereits seit Jahren ohne ordnungsgemäße öffentliche Ausschreibung an Mar de Mallorca gehe. Die Strandkioske sind davon nicht betroffen, weil sie in einer eigenen, über Jahrzehnte laufenden Konzession ohnehin an Mar de Mallorca vergeben sind.

"Geschütztes Monopol"

Der GOB spricht von einem „geschützten Monopol“ für das Unternehmen und kritisiert, dass das Rathaus die Konzession im Grunde gar nicht vergeben darf. Zuständig sei die Küstenbehörde Costas, die seit vergangenem Jahr nicht mehr der spanischen Zentralregierung, sondern der Balearen-Regierung angegliedert ist. Die Umweltschützer klagen, dass man „nicht zulassen könne, dass ein so wichtiger Strandabschnitt mit 6.000 Liegen, 3.000 Sonnenschirmen und zahlreichen Wassersporteinrichtungen noch nie gemäß den Regeln zur Bewirtschaftung vergeben wurde“.

Dabei sei die Vorgehensweise des Rathauses von Palma in dieser Angelegenheit „noch nicht einmal so ungewöhnlich“, erklärt GOB-Sprecherin Marga Ramis der MZ. Jede Gemeindeverwaltung könne prinzipiell die Konzession für ihre Strandabschnitte selbst vergeben, wenn diese Aufgabe nicht direkt die Küstenbehörde verantworte. Im Falle der Playa de Palma sei das Außergewöhnliche, dass die Zuständigkeit für die Konzession sehr wohl bei der Küstenbehörde liege und die Stadt Palma deshalb eine bestehende Konzession nicht so einfach um ein Jahr verlängern könne.

Die Küstenbehörde widerspricht

An dieser Stelle widerspricht der Generaldirektor der Küstenbehörde auf den Balearen, Carlos Simarro, heftig. „Die Küstenbehörde hat sehr wohl die Zuständigkeit für die nun vom GOB angefochtene Teilkonzession der Stadt Palma übertragen.“ Sprich: die für die Strandliegen und Schirme. Diese Konzession laufe deutlich kürzer als die für die Strandkioske, die seit 27 Jahren und auch noch „viele weitere Jahre Bestand hat“, wie Simarro erklärt. Wie lange genau, habe er nicht präsent.

Die Stadt Palma hatte sich gegenüber dem GOB damit gerechtfertigt, dass nach den Wahlen keine Zeit mehr für eine ordnungsgemäße Ausschreibung gewesen sei. Deshalb habe man Ende November in einer außerordentlichen Sitzung die Verlängerung der Konzession um ein weiteres Jahr beschlossen. Im kommenden Jahr soll es dann wieder eine ordentliche Ausschreibung geben. Man habe nicht Gefahr laufen wollen, die von Millionen von Urlaubern besuchten Strandabschnitte in der Hochsaison ohne Bewirtung zu lassen. „Aber das Gesetz kennt da kein Pardon“, sagt Marga Ramis. Und im schlimmsten Fall hätte es dann eben keine Sonnenschirme und Liegen an der Playa de Palma gegeben.

Der Fall könnte vor Gericht landen

Sollte der Einspruch des GOB in erster Instanz Erfolg haben, würde der Fall vor Gericht landen. Und dort, so Marga Ramis, könne es gut sein, dass die Umweltschützer siegen könnten. Allerdings ist der Weg durch die Instanzen langwierig. „Selbst wenn uns recht gegeben würde und Mar de Mallorca die Konzession für den Strand entzogen würde, dann gäbe es diese Entscheidung wohl erst in vielen Monaten. Die diesjährige Strandsaison wäre davon dann nicht mehr betroffen.“

Bei Mar de Mallorca unterdessen gibt man sich der Presse gegenüber traditionell verschlossen. Ein Anruf bei Chef Constantino Vázquez bringt lediglich die Erkenntnis, dass er keine Presseanfragen am Telefon beantwortet, zumal er die Einzelheiten des Falles nicht kenne, wie er sagt. Man solle eine E-Mail mit Fragen schicken, die dann von den zuständigen Personen beantwortet würden. Die E-Mail-Anfrage vom Montag (19.2.) verlief zunächst im Sande: Bis Redaktionsschluss wurden die Fragen nicht beantwortet.

Unternehmen äußerst verschlossen

Was ins Bild passt bei einem Unternehmen, das im Internet kaum auftaucht und dessen Verantwortliche nur an die Öffentlichkeit gehen, wenn sie sich über zu wenig Unterstützung seitens der öffentlichen Verwaltung beklagen, wie etwa kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie.

Im Jahr 2020 soll der Umsatz infolge des Lockdowns und des nur wieder langsam einsetzenden Tourismus um 90 Prozent zurückgegangen sein. Wie viel der Konzessionär wirklich an der Playa de Palma verdient, bleibt sein Geheimnis. Dass es ein lohnendes Geschäft ist, dürfte aber unstrittig sein.

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