Vielseitig, hübsch und genügsam: Das ist die ideale Pflanze für nicht bewässerte Gärten auf Mallorca

Das Balearen-Nadelkissen blüht blau und bildet schöne Samenstände. Die Staude, auch Lomelosia oder Skabiose genannt, wächst auf der Insel sogar wild in Felsspalten

Die Staude bildet runde Polster. Die Blüten auf geraden Stielen ragen aus dem Blattwerk heraus.

Die Staude bildet runde Polster. Die Blüten auf geraden Stielen ragen aus dem Blattwerk heraus. / Barbara Pohle

Blüten und Samenstände gleichzeitig – das bieten manche Gewächse auf Mallorca. So zum Beispiel das Balearen-Nadelkissen, häufig auch, wie im Spanischen, Skabiose oder Lomelosia genannt (Lomelosia cretica bot., früher Scabiosa cretica bot., col de penya kat.). In der Abteilung für einheimische Pflanzen im Botanischen Garten in Sóller konnte dieses Gewächs im Laufe von Jahrzehnten beeindruckende Stauden bilden. Sie scheinen fast einen Meter hoch gewachsen zu sein, doch da sie an einem Hang wurzeln, kann man sich da nicht so sicher sein. Wer dort die Treppe emporsteigt, sieht von oben, dass die Pflanze eine stattliche Kolonie gebildet hat.

„Die Lomelosia kommt in der Serra de Tramuntana in Höhen bis zu 700 Meter vor“, sagt Magdalena Vicens, Botanikerin im Jardí Botànic de Sóller. Die Wildpflanze ist meist in schmalen Felsspalten anzutreffen, doch die mehrjährige krautige Pflanze bevorzugt nicht nur Felsabhänge im Gebirge, sie hält auch die unwirtlichen Wetterbedingungen an den Felsküsten aus und wurzelt, so Vincens, auch an der Küste nahe Llucmajor. Das Gewächs ist auf allen Balearen-Inseln heimisch, kommt aber auch in Italien, bevorzugt auf Sizilien vor. Für seine Widerstandskraft unter harten Klimabedingungen spricht zudem, dass es zur Familie der Kardenartigen gehört, die weitläufig mit den Disteln verwandt ist.

Blüten, Blätter, Samen

Das immergrüne Balearen-Nadelkissen bildet gerade, aufrechte Stängel (ohne Stacheln), die jungen Triebe wachsen als dichte Rosetten, was dazu führt, dass der Strauch ohne Zutun in halbrunder Form heranwächst, was bei anderen Sträuchern nur durch ständiges Stutzen erreicht wird. Die unteren Äste neigen dabei zum Verholzen. Die hellgrünen Blätter sind filzig behaart und weisen, wie Botaniker es nennen, eine lanzettliche Form auf.

Die schalenförmigen Blütenköpfe mit einem Durchmesser von drei bis fünf Zentimeter zeigen sich im Frühsommer. Sie sitzen am Ende der bereits erwähnten geraden Stängel, die sich zuweilen durch die Last der Blüten verbiegen. Das wild wachsende Balearen-Nadelkissen blüht lavendelfarben, die Farbe kann jedoch, im Laufe der Blüte- oder der Tageszeit von Weiß bis Violett changieren.

Die lavendelfarbenen schalenartigen Blütenköpfe.

Die lavendelfarbenen schalenartigen Blütenköpfe. / Barbara Pohle

Die Blüte selbst besteht aus drei Reihen Hüllblättern, in deren Mitte sich die Staubbeutel in Form von kleinen Kugeln befinden. Sie haben der Pflanze den deutschen Namen „Nadelkissen“ gegeben, der wohl vom englischen pincushion flower übersetzt wurde. Da sie über das grüne Blattwerk hinausragen, können sie Insekten von weither anlocken. Im Botanischen Garten fliegen auf diese Pflanze spezialisierte Zitronenfalter die Blüten an. Die Nektarbeute teilen sie sich mit anderen Faltern, Bienen und Käfern. Letztere lassen sich bei ihrer Arbeit Zeit und baden ausführlich in den Staubblättern.

„Nach der Blüte im Frühsommer bleiben die Samenstände an den Sträuchern noch etwa einen Monat stehen“, berichtet Vicens. Diese sind fast ebenso spektakulär wie die Blüten und zieren häufig Sträuße mit Schnittblumen oder Trockengestecke. Beiden geben sie durch ihre kugelrunde Form und ihre geraden Stiele eine interessante Struktur. Denn die eigentlichen, an Nüsse erinnernden Samen stecken in tütenförmige Hüllen, die mit einer zotteligen Behaarung umgeben sind und violette Nervenlinien aufweisen. Nach einer langen Trockenzeit fallen sie so vom Stängel, dass der Wind sie auffangen und wegtragen kann. Gärtner empfehlen, die leeren Samenstände abzuschneiden.

Die Samenstände halten einen Monat.

Die Samenstände halten einen Monat. / Barbara Pohle

Die Staude im Garten

Die wilden Sträucher vermehren sich durch Samen. Tütchen mit Skabiose-Samen sind im Internet in vielerlei Farbtönen zu finden. Besucher der diesjährigen Bundesgartenschau in Mannheim berichten von spektakulären Skabiose-Blüten in Purpur, Gelb, Weiß und Hellblau. Sie alle würden dort in einem Strauch so wild durcheinanderwachsen, dass es scheint, als handle es sich um einen einzigen. Gärtner empfehlen die Aussaat im Frühjahr.

Inselgärtnereien (Vivers Santa Maria und Viver Menut in Escorca) züchten Jungpflanzen, deren Vorfahren sich über Generationen an das Klima gewöhnt haben. Sie kommen im Winter in die Gartenerde, dann haben sie genügend Zeit, um bis zur Trockenphase im Sommer Wurzeln zu bilden. Ein kurzzeitiges Wässern in der Anwachszeit wird empfohlen, ansonsten kommt die Staude mit den Niederschlägen des Winters zurecht.

Die Pflanze mag vollsonnige Standorte, verträgt jedoch auch halbschattige Plätze. Sogar niedrige Temperaturen können ihr nichts anhaben. Für das Balearen-Nadelkissen bietet sich eine Pflanzengemeinschaft mit dem Heiligenkraut (Santolina), dem Kriechenden Rosmarin oder anderen trockenresistenten Pflanzen an, die Polster bilden und nicht an die Bewässerung angeschlossen sind. Die Staude kann zudem eine farbige ornamentale Umrandung für Beete abgeben.

Sie gedeiht sogar in Pflanzgefäßen auf Balkonen und Terrassen, wobei sie wie im Beet magere Erde bevorzugt. Was sie allerdings nicht verträgt, ist ein Zuviel an Wasser oder gar Staunässe. Auch auf Dünger ist sie nicht angewiesen. Der Gartenpflanze wird nachgesagt, dass sie kalkhaltige Böden schlecht vertragen könne. Doch die wild wachsende Stauden in den Spalten der Felshänge an der Inselküste beweisen das Gegenteil.

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