Die Krankheitsverläufe mögen im Vergleich zu denen der früheren Corona-Wellen milder sein, doch die sprunghaft angestiegene Corona-Inzidenz setzt das Gesundheitssystem auf Mallorca zunehmend unter Druck. Die Krankenhäuser verschieben erneut nicht lebensnotwendige Operationen, die Mitarbeiter sind angehalten, ihren Sommerurlaub zu verschieben, und die Covid-Zentrale kommt gar nicht mehr hinterher mit der Kontaktverfolgung.

In dem Landes- und Universitätskrankenhaus Son Espases beschloss das erneut einberufene Krisen-Komitee am Freitag (16.7), alle nicht lebensnotwendigen Operationen, die eine stationäre Behandlung erfordern, zu verschieben. Die ambulanten Operationen sollen hingegen beibehalten werden. Weitere Maßnahmen sind die Anweisung an die Ärzte, die Entlassung genesener Patienten möglichst zu beschleunigen, um Zimmer freizumachen, sowie die Einschränkung der Besuchszeiten, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Nunmehr ist nur noch ein Besucher für je eine Stunde am Morgen und am Nachmittag zugelassen. In Son Espases lagen am Freitag 34 Covid-Patienten, 10 davon auf der Intensivstation.

Ähnliche Maßnahmen werden in den anderen öffentlichen Krankenhäusern der Inseln getroffen. Stress auch in den Gesundheitszentren, der ersten Ebene der Gesundheitsversorgung auf den Balearen, wo von einem Tag auf den anderen, von Donnerstag auf Freitag, knapp 1.000 aktive Covid-Fälle mehr betreut werden mussten. Das gilt auch für die Kontakverfolgung: Die im Gewerbegebiet Can Valero untergebrachte Covid-Zentrale kommt trotz personeller Verstärkung mit Soldaten kaum noch mit der Kontaktverfolgung, geschweige denn mit der Kontrolle der Quarantäneauflagen hinterher. Die Leiterin, Patricia Roa, hatte bereits Mitte der Woche gegenüber der MZ "einige Verzögerungen" in der Nachverfolgung eingestanden.

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Indes hat die Gesundheitsbehörde IB-Salut ihre in der Krankenversorgung tätigen Mitarbeiter dazu aufgefordert, ihren Sommerurlaub zu verschieben, "um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung jederzeit sichern und garantieren zu können". Derzeit habe es Priorität, in Gesundheitszentren und Krankenhäusern über die "größtmögliche Anzahl an Mitarbeitern" zu verfügen. IB-Salut bietet den Mitarbeitern für ihr Entgegenkommen einen zusätzlichen Urlaubstag pro 15 regulären Urlaubstagen an. Die Gewerkschaften halten dieses Angebot für unzureichend.

Getrieben wird die hohe Corona-Inzidenz von der ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus, das vor allem auf Sommerpartys weitergegeben wird. In der Abteilung für Mikrobiologie im Krankenhaus Son Espases kann mittlerweile eine große Anzahl an positiven PCR-Proben auf die Virus-Varianten ausgewertet werden. Das Resultat: Delta macht inzwischen 85 Prozent aller Proben aus. Diese Variante hat sich damit definitiv gegenüber der zuvor dominanten Alpha-Variante durchgesetzt (nunmehr nur noch 15 Prozent).