Seit Wochen ist die Notaufnahme des Landeskrankenhauses Son Espases in Palma de Mallorca am Rande des Kollaps. Am Mittwoch (29.6.) um 16.50 Uhr waren 62 Patienten, die bereits eine Diagnose bekommen hatten, prekär in den verschiedenen Räumlichkeiten der Notaufnahme des größten Krankenhauses der Insel untergebracht. Nur wenige von ihnen hatten zu diesem Zeitpunkt ein Bett auf einer Station zugewiesen bekommen. Das berichtete Alejandro Juan, Sprecher der Gewerkschaft der Pflegetechniker, der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Zusammen mit den Patienten, die noch auf eine Diagnose warteten oder noch keinen Arzt gesehen hatten, seien zu diesem Zeitpunkt insgesamt 181 Personen in der Notaufnahme gewesen. "In der Beobachtungsstation befindet sich ein Patient, der seit 91 Stunden und 17 Minuten darauf wartet, ein Zimmer zu bekommen", so Juan. Er erzählte auch, dass ein 81-jähriger Patient bereits seit 29 Stunden auf einer improvisierten Liege warte. Die Gesundheitsbehörde bestätigte dem "Diario de Mallorca" die Situation mit einem lakonischen "Ja, das stimmt".

"Wenn wir in den Nachrichten auftauchen, wird eher auf uns gehört"

Ein Mitarbeiter der Notaufnahme berichtet in einer Nachricht an das "Diario de Mallorca": "Wir sind schon seit Wochen überfüllt, aber es wird jeden Tag schlimmer. Zurzeit befinden sich 61 Patienten in der Notaufnahme, die Hälfte von ihnen auf Liegen in den Gängen, da noch kein Zimmer frei ist. Ich weiß nicht, ob Sie etwas dagegen tun können. Denn wir finden keine Lösung, und wenn wir in den Nachrichten auftauchen, wird eher auf uns gehört."

Gegenüber der Zeitung wurden die Ursachen für die Überfüllung der Notaufnahme so erklärt: Zum einen seien im Sommer durch die vielen Touristen und Besucher viel mehr Menschen auf der Insel. Und gerade Menschen von außerhalb gehen bei Problemen direkt in die Notaufnahme eines Krankenhauses.

Zusätzlich sei die nächste Corona-Welle zu spüren. Der für Covid-Patienten reservierte Bereich ist überfüllt, zusätzlich kämen "jeden Tag sieben oder acht Patienten" mit einer Corona-Infektion hinzu. In den in den vergangenen zwei Wochen behandelten die Mitarbeiter in Son Espases durchschnittlich 540 Notfälle pro Tag, eine Zahl, die alle Prognosen über den Haufen geworfen hat.

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Zu den vielen Notfällen kommen schließlich die Patienten, die eine Operation hinter sich haben und ebenfalls ein Krankenhausbett belegen. Die Gesundheitsbehörde versucht immer noch, die Wartelisten für chirurgische Einsätze zu verkürzen, die wegen Corona angewachsen waren. Daher werden im überfüllten Krankenhaus weiterhin die Operationssäle betrieben. Gleichzeitig mussten aufgrund des Mangels an Pflegepersonal Betten geschlossen werden. /mwp