Bauleiter schlagen Alarm: Auf Mallorca werden zu wenige Mehrfamilienhäuser gebaut

Ein Schuldiger sei in der Politik zu suchen, erklärt der Chef des Verbands COAAT. Die Zahlen des Ministeriums widersprechen dieser Behauptung

Bau eines neuen Wohnhauses im Viertel Nou Llevant in Palma.

Bau eines neuen Wohnhauses im Viertel Nou Llevant in Palma. / B. Ramón

Jaume Bauzà

Auf Mallorca wird weniger gebaut. Nun schlägt der Verband der Bauleiter und Architekten auf Mallorca (COAAT) Alarm. Demnach sei gerade die Zahl der Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser deutlich heruntergegangen. Nach Angaben des COAAT wurde im Jahr 2022 der Bau von 1.173 dieser Wohnhäuser genehmigt. Das stelle einen Rückgang um 35,4 Prozent im Vergleich zu 2021 dar. Bei Einfamilienhäusern ist die Lage weniger dramatisch. Hier gingen die Genehmigungen um 5,6 Prozent auf 1.119 zurück.

Für Luis Alfonso de León, dem Vorsitzenden der COAAT, sind diese Zahlen ein Skandal. "Es ist nicht normal, dass genauso viele Einfamilienhäuser wie Mehrfamilienhäuser genehmigt werden. Es müsste doppelt oder dreimal so viele Mehrfamilienhäuser geben, denn die Menschen brauchen vergleichsweise bezahlbaren Wohnraum."

Verbandschef sieht Schuld bei der Politik

Einen Schuldigen für die Misere hat de León in der Politik ausgemacht. So habe die balearische Wohnungsbaubehörde IBAVI die Aufträge für sozialen Wohnungsbau deutlich zurückgefahren. "In diesem Jahr sind Wahlen, deshalb ist man eher daran interessiert, neue Wohnräume einzuweihen, statt sie in Auftrag zu geben. Es gibt die Angst, dass eine andere politische Partei später von den in Auftrag gegebenen Sozialbauten profitieren könnte", mutmaßt der Verbandsvorsitzende. "In den vergangenen Jahren haben wir den Push gespürt, den uns das IBAVI gegeben hat. Dies ist jetzt vollkommen verschwunden." Verbandssekretär Mateo Moyà derweil sieht auch noch andere Gründe für den Rückgang der Bauaufträge: "Die Inflation, der Krieg und die steigenden Zinssätze haben dazu geführt, dass weniger gebaut wird."

Den Diskussionen um die Beschränkung des Verkaufs von Immobilien an Nicht-Residenten erteilte Luis Alfonso de León derweil eine Absage. "Etwas zu verbieten, ist niemals gut. Besser ist es, den Zugang zu Wohnraum zu erleichtern. Dabei können die Next-Generation-Fonds der EU hilfreich sein." Zudem sei eine Beschränkung schwierig umzusetzen. "Wir haben es beim Sóller-Zug gesehen. Es gab verschiedene Tarife für Residenten und Nicht-Residenten, und das hat die EU gekippt."

Mateo Moyà, der Sekratär des Verbands, erklärte, man dürfte die hochpreisigen Immobilien nicht verteufeln. "Sie schaffen viele Arbeitsplätze."

Die Zahlen des Ministeriums

Die Zahlen vom IBAVI selbst stützen die These der COAAT nur bedingt. Das zuständige Ministerium für Mobilität und Wohnungspolitik erklärte gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca", dass im vergangenen Jahr 144 Sozialwohnungen in Auftrag gegeben wurden. Dies sei kein wesentlicher Unterschied zu den 158 im Jahr 2021. Für 2023 seien 168 Wohneinheiten geplant. Das Jahr mit den meisten Aufträgen sei 2020 gewesen. Hier lag die Zahl bei 300.

Während sich die Neubauten in der Krise befinden, werden weiter zahlreiche Häuser saniert. So habe es im vergangenen Jahr 2.480 Baugenehmigungen für Renovierungen von Bestandsimmobilien gegeben. Dies ist ein leichtes Plus von 36 Lizenzen im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend bestehe seit 2012, erklärt Moyà. In den vergangenen Jahren hätten sich die Renovierungen insbesondere auf die Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude konzentriert. /pss