15 Künstlerinnen auf einer Wellenlänge: Das Casal Solleric zeigt die Gruppenausstellung "Ones-Olas-Waves"

Pittoreske Gemälde des Meers von Mallorca gibt es dabei allerdings nicht zu sehen – vielmehr gehaltvolle Installationen und Zeugnisse von Performances

Irati Inorizas Videoinstallation „Ejercicios a Ofelia“ (2021-2023).  | FOTO: GALERÍA FRAN REUS

Irati Inorizas Videoinstallation „Ejercicios a Ofelia“ (2021-2023). | FOTO: GALERÍA FRAN REUS / Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Nicht bloß an der Oberfläche zu treiben, sondern tief einzutauchen, lohnt sich bei Kunstausstellungen eigentlich immer. Und bei der neuen, von Jesús Alcaide kuratierten Kollektivschau im Casal Solleric in Palma de Mallorca ganz besonders: Fünfzehn zeitgenössische Künstlerinnen haben sich hier mit dem Element Wasser und mit Flüssigkeiten in jeder Form auseinandergesetzt – nicht nur physisch, sondern auch intellektuell.

Die Ansätze sind so vielfältig wie die Erscheinungsformen des Wassers selbst, was schon der erste Raum zeigt. Auf der einen Seite sind „klassische“ Pionierarbeiten zu sehen, nämlich Schwarz-Weiß-Fotografien zu Aktionen von Àngels Ribé, einer bedeutenden katalanischen Konzeptkünstlerin der 70er-Jahre. Direkt gegenüber zwei Anfang der 2000er entstandene, subversive Videos von Itziar Okariz, die sich mit der Flüssigkeit im eigenen Körper beschäftigt: „Mear en espacios públicos y privados“ (Urinieren an öffentlichen und privaten Orten).

Marines Ökosystem und Astronomie

Mit Muscheln bestückte Ventilatoren von Claudia Pagès verströmen Düfte von Strand und Meer sowie von Oleander und Bougainvillea, die auf Kreisverkehren von Siedlungen gepflanzt werden. Und María Tinault unterstrich bei der Lektüre von Albert Camus die Worte Himmel, Blau, Welle und Meer. Es entstand ein abstraktes Diagramm, ein Abbild vom Akt des Lesens.

Claudia Pagés: Ventiladors-Petxines

Claudia Pagés: Ventiladors-Petxines / Galería Angels Barcelona

Im Verlauf des Rundgangs gibt es dann überwiegend (Video-)Installationen zu entdecken. Da wären etwa beschriftete Segel von einer Performance der Künstlerin Pauline Fondevila: Kleine Boote fuhren durch die Bucht von Palma, setzten dadurch Verse katalanischer Dichter in Bewegung und die Zeilen zu einem neuen Lied zusammen.

Pauline Fondevila. La promesa de la mar (El viatje inmovil). Aktion in Palma, 2022.

Pauline Fondevila. La promesa de la mar (El viatje inmovil). Aktion in Palma, 2022. / Biennal de Pensament

Mar Guerreros Installation „Aguas cósmicas“ kombiniert Beobachtungen des marinen Ökosystems und der Astronomie: Wie kleine Fossilien oder Meteoriten verteilen sich auf dem mit Sand bedeckten Boden runde Objekte, auf denen Plastikmüll Abdrücke hinterließ.

Performance bei der Vernissage

Interessant ist auch die Arbeit von Laia Ventayol und Cristina Moreno, die in einem Aufenthalt in Nürnberg wurzelt: Quell der Inspiration war der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer, der „magnetische“ Kuren durchführte und den „animalischen Magnetismus“ begründete. Die ironisch konzipierte Installation ist eine Art Quelle magischer Heilung mit Anleihen an die Wunderkammern des 19. Jahrhunderts und einem Sammelsurium kurioser Objekte.

Laia Estruch bei ihrer Performance "Sirena".

Laia Estruch bei ihrer Performance "Sirena". / B. Rohm

Laia Estruch indes vollzog bei der Vernis- sage die beeindruckende Performance „Sirena“, bei der sie im Innenhof, eingezwängt in einem wassergefüllten Metallbecken, die vogelgleichen Schreie einer Meerjungfrau ausstieß, die wenig mit Arielle gemein hat. Der dabei aufgenommene Klang wird noch bis zum Ende der Ausstellung in einem der Räume widerhallen.

Ausstellung in Palma: „Ones-Olas-Waves“, bis 29. Oktober, Casal Solleric, Passeig del Born, 27, Di.–Sa. 10–14 Uhr und 16–20 Uhr, So./Feiertage 11–14.30 Uhr.