Meinung | DER INSELDUDEN

Je mehr Ärzte, desto mehr Schmerzen

MZ-Kolumnist Jan Lammers setzt sich mit unangehemen körperlichen Empfindungen auseinander

Ärzte auf Mallorca

Ärzte auf Mallorca / DM

Schmerz, durch Krankheit, Verletzung o. Ä. ausgelöste, sehr unangenehme körperliche Empfindung

Liebe und Schmerz durchziehen das menschliche Schicksal. Schon Johann Wolfgang von Goethe stellte diesbezüglich fest, dass „derjenige, der sich entschließen kann, den Schmerz besiegt“. Auf Beschwerden ganz anderer Art bezieht sich die mallorquinische Feststellung: „Große Feste bringen große Bauchschmerzen“ (Festes majors porten al ventre dolors) – Völlerei bei Hochzeit oder Taufe hatten ihre unangenehmen Nachwirkungen.

In anderen Lebenslagen ist es ratsam, Farbe zu bekennen, statt über einen unbestimmten Zeitraum vor sich hin zu leiden: „Es ist besser im Gesicht zu erröten, als Schmerz im Herzen zu haben“ (Val més color en la cara que dolor en el cor). Den bekanntermaßen fünf Sinnen stellte abermals Goethe die vier menschlichen Empfindungen Lachen, Weinen, Lust und Schmerz zur Seite.

Große Liebe, große Schmerzen

Auf mallorquí hängt das Leiden von der Fallhöhe ab: „Große Liebe, große Schmerzen“ (Grans amors, grans dolors) – eine ebenso einfache wie unwiderlegbare Feststellung. Als Vorläufer der heutigen Zweckehen gelten die mittelalterlichen Zwangsehen: „Wer ohne Liebe heiratet, der lebt immer mit Schmerz“ (Qui se casa sense amor, sempre viu amb dolor).

Demgegenüber steht die heißblütige Entscheidung, was auch nicht viel anmutender klingt: „Wer aus Liebe heiratet, hat nachts Leidenschaft und tagsüber Schmerzen“ (Qui se casa per amor, de nit té plaer i de dia dolor) – denn oftmals entpuppte sich der eifrige Ehegatte als elendiger Faulpelz. Auch in früheren Zeiten wurde der Weg zum Arzt nur ungern begangen: „Je mehr Ärzte, desto mehr Schmerzen“ (Amb més doctors, més dolors) – irgendwas finden sie halt immer. Und schließlich liegt vielen Werken der Weltliteratur eine gescheiterte Liebesbeziehung zugrunde, wie Friedrich Nietzsche wenig schmeichelhaft feststellte: „Der Schmerz macht Hühner und Dichter gackern.“