Beschwerden über Mietwagenfirmen auf Mallorca sind so alltäglich wie ein überfüllter Es-Trenc-Strand im Juli oder August. Die Bandbreite der Klagen ist groß, doch in letzter Zeit häufen sich negative Erfahrungen mit dem Anbieter OK Mobility. Und in mehreren Fällen scheint die Masche, wie sie etwa der Schweizer Balz Zürrer gegenüber der MZ beschreibt, nach demselben Schema abzulaufen. Zürrer war mit seiner Frau Ende September zu einem Kurzurlaub auf der Insel und hatte bei der Vermietungssparte OK Rent a Car ein Auto gemietet, dessen eine Seite zerkratzt gewesen sei. „Ich habe daraufhin einen Film vom Zustand des Autos gemacht, um bei der Abgabe keine Probleme zu bekommen“, berichtet der Schweizer.

Doch genau diese Abgabe hatte es dann in sich. „Als wir das Auto abgestellt hatten, kam eine Dame im Parkhaus auf uns zu und hat direkt unter die Stoßdämpfer geschaut, wo sie einen kleinen Kratzer fand, der nicht zu sehen war, wenn man sich nicht bückte.“ Der Schweizer kann sich nicht vorstellen, diesen Schaden selbst verursacht zu haben. „Wir haben mit dem Wagen nirgends aufgesetzt.“ Doch es half nichts, die Frau habe ihnen erklärt, sie müssten den Schaden bezahlen. Ohne Vorwarnung sei die Kreditkarte mit 390 Euro belastet worden, die Daten waren OK Mobility ja bekannt.

Kein Einzelfall

Dass Zürrer und seine Frau mit dieser Erfahrung nicht allein sind, zeigt ein Blick in Bewertungsportale wie Trustpilot oder Tripadvisor. Dort finden sich viele ähnliche Erfahrungen von Kunden. Seit Ende Oktober wurden 19 Bewertungen auf Deutsch abgegeben, von denen nur drei nicht die schlechteste Bewertung enthalten, auf Spanisch sieht die Sache nicht viel anders aus. In mehreren der Einträge warnen die Kunden vor „Betrug“.

Einer schreibt etwa: „Mir ist es jetzt schon zum 2. Mal passiert, dass OK Mobility nachträglich einen Betrag in Rechnung stellt und das Kreditkartenkonto belastet, ohne dass es eine Begründung bzw. eine Rechnung dafür gibt.“ Auch Zürrer hat einen Eintrag ins Forum geschrieben und einen anderen Schweizer kontaktiert, dem dasselbe passiert war. Zürrer ist es inzwischen gelungen, die 390 Euro unter Vorbehalt wieder zurückbuchen zu lassen, bis der Fall geklärt ist. „Bei einem Einzelfall hätte ich wahrscheinlich nichts gesagt, aber offensichtlich hat dieses Vorgehen bei OK Mobility System.“

Der Autovermieter mit Sitz in Palma ließ mehrere E-Mails der MZ mit Bitte um Stellungnahme unbeantwortet. Auch Anrufe verliefen im Sande.

Die OK Group ist eine schnell wachsende Unternehmensgruppe mit inzwischen mehreren Sparten und geht zurück auf den Unternehmer Othman Ktiri, einen Marokkaner, der mit Anfang 20 nach Mallorca kam und 2005, mit 26 Jahren, zunächst Logic Auto, den Vorgänger von OK Mobility gründete – ein Autohaus. Schnell stieg Ktiri ins lohnende Mietwagengeschäft ein. Und es scheint auch weiterhin nicht schlecht zu laufen für Ktiri. In einer publikumswirksamen Aktion kurz vor Weihnachten verteilte Ktiri im Stadion von Son Moix eine Million Euro Weihnachtsprämie an seine Angestellten auf der Insel.

Probleme auch mit Record Go

Beschwerden erreichen die MZ auch über den Anbieter Record Go, so etwa von Hartmut Henzler aus der Nähe von Esslingen: Im Parkhaus am Flughafen bekam er einen Fiat 500 ausgehändigt, der zahlreiche Kratzer und Schäden aufwies. Henzler sprach einen Mitarbeiter an, der diese dokumentieren sollte. „Keine Zeit“, soll er geantwortet haben. Die Macken seien alle vermerkt. Der Urlauber schoss Fotos von den beschädigten Stellen.

Bei der Ankunft auf der reservierten Finca stellte Hartmut Henzler dann fest, dass am Fensterrahmen der Beifahrertür ein weiterer schwerer Schaden zu finden war, den er bisher nicht bemerkt hatte. Nach dem Ende seines Kurztrips drei Tage später gab er den Wagen wieder ab. Niemand habe das Auto sehen wollen, er habe den Schlüssel einfach nur abgeben müssen, schreibt er in seiner E-Mail.

Zwei Tage später bemerkte Henzler, dass von seiner Kaution 475 Euro einbehalten wurden. Also schrieb er an den Anbieter, hängte die Fotos der Schäden an – und wartete. Vier Tage sei keine Reaktion gekommen, er verschickte die E-Mail noch einmal. Antwort: Die Schäden habe er verschuldet.

Bereits Rost an den Schäden

Henzler schrieb zurück, dass die Schäden teilweise bereits rosteten, was bei einer Mietdauer von nur drei Tagen schwierig möglich sei. Antwort: Die Bilder der Schäden seien nicht im Parkhaus aufgenommen worden, daher sei Henzler für die Begleichung verantwortlich. Auf die E-Mail, in der Henzler diesen Sachverhalt Record Go erklärte, habe er bis heute keine Antwort erhalten.

Henzlers Fazit: „Den Kunden wird der Schaden mehrfach untergeschoben und die Kaution des Öfteren gekürzt.“ Ärgerlich auch: Henzler hatte sogar eine Versicherung abgeschlossen. Diese zahlt aber nicht, weil ihm Record Go keine Reparaturrechnung für die Schäden zur Verfügung stellen will.

Auch Record Go antwortete nicht auf eine E-Mail der MZ mit Bitte um Stellungnahme.