Ende März hat der Elektroauto-Fahrer Kristian Romberg (Name geändert) von seinen negativen Erfahrungen mit den öffentlichen Ladestationen auf Mallorca berichtet. Sein Fazit: Die Insel brüstet sich, Hunderte von Lademöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, doch in der Realität seien diese häufig nicht nutzbar. Die MZ hat beim zuständigen Generaldirektor für Energie und Klimawandel auf den Inseln, Pep Malagrava, nachgefragt, was der Grund für die Defizite ist und wie sie behoben werden sollen.

Romberg wirft den Verantwortlichen unter anderem vor, die öffentlichen MELIB-Ladestationen nicht gewissenhaft zu pflegen. MELIB ist das System der öffentlichen Ladepunkte und steht für „Movilidad Eléctrica a Islas Baleares“. Wie auch ein MZ-Test bestätigt, zeigt die MELIB-App einen beträchtlichen Teil der Ladestationen als nicht verfügbar, nicht erreichbar, belegt oder teilweise belegt an.

Ladestationen unzureichend gewartet

Malagrava redet hier gar nicht lange um den heißen Brei herum: Hier läge tatsächlich einiges im Argen. Die Verantwortung dafür trügen allerdings einzelne Gemeinden. „Es gibt zahlreiche Ladestationen, die die Verbindung zum Internet verloren haben“, so der Generaldirektor. Und zwar einerseits, weil sie unzureichend gewartet würden und andererseits, weil manche defekt seien und nicht repariert würden. „Manche Gemeinden kümmern sich nicht genug um die Stationen“, sagt Malagrava. Viele Rathäuser hätten im Zuge der Ausstattung mit Ladepunkten großzügig zugegriffen und viele Stationen eingerichtet, ohne diese aber dann entsprechend zu warten. Insgesamt 670 MELIB-Stationen gebe es auf den Inseln, so Malagrava.

Hier sei Abhilfe in Sicht, verspricht der Politiker: „Wir sind gerade dabei, die Wartung der Ladestationen dahingehend zu ändern, dass sich die Balearen-Regierung um die Instandhaltung dieser Ladepunkte kümmern kann, wenn die Gemeinden das wünschen“, sagt Malagrava. Dann würde der Unterhalt zwar den Rathäusern in Rechnung gestellt, sie müssten sich aber nicht mehr mit den technischen Problemen herumschlagen. „Damit hoffen wir, die Zahl der funktionierenden Ladestationen um 50 Prozent zu erhöhen“, sagt der Generaldirektor.

Einheimische nicht im Vorteil

Bei einem anderen Punkt allerdings bestreitet Malagrava Probleme. Kristian Romberg hatte geklagt, häufig seien die Infos in der MELIB-App darüber falsch, welcher Anbieter die Ladestationen betreibe, was dazu führen könne, dass für Außenstehende die Stationen nicht zur Verfügung stünden, weil sie nur für Einheimische gedacht seien. „Das kann nicht sein, die MELIB-Stationen sind alle öffentlich, die Nutzerkarte ist nicht auf einzelne Gemeinden limitiert, das hätte ja gerade bei einem Thema der Mobilität überhaupt keinen Sinn“, sagt Malagrava.

Ärgerlich sei auch, so Romberg, dass auf Mallorca Ladestationen, die aufgrund von Kommunikationsproblemen mit dem Internet nicht funktionierten, nicht wie in Deutschland mit einem QR-Code ausgerüstet seien, über den man sich dann doch mit der Station verbinden könne. „Das ist technisch nicht möglich“, sagt Malagrava. „Wenn eine Station keine Verbindung zum Internet hat, dann nützt auch ein QR-Code wenig. In diesem Fall könnte man den Ladevorgang höchstens über Bluetooth laufen lassen, aber darüber verfügen die Stationen auf der Insel nicht.“

Eine halbe Batterieladung

Weiter beklagt der MZ-Leser, dass die Ladestationen zu wenig Leistung haben, um ein Auto schnell aufladen zu können, zumindest nicht seinen BMW iX3. Malagrava hält dagegen: „Die Stationen haben eine Leistung zwischen sieben und 22 Kilowatt, und an manchen Tankstellen gibt es Schnellladestationen. Aber auch wer sein Auto an einer 22-Kilowatt-Station zwei Stunden anschließt, hat damit die Hälfte der Batterie fast schon wieder geladen.“

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Dass zu guter Letzt die Höchstladedauer an vielen öffentlichen Stationen auf drei Stunden begrenzt ist, sei durchaus beabsichtigt, erklärt Pep Malagrava: „Zum einen ist das nicht bei allen Stationen der Fall. Dort, wo es aber so ist, soll garantiert werden, dass es eine gewisse Rotation an Autos gibt und nicht ein Fahrzeug den ganzen Tag eine Station belegt.“ Hier werde sich nichts ändern, es sei Sache der Gemeinden, das festzulegen. Und so gebe es auch Gemeinden, die Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos unbegrenzt aufladen ließen.